Autor:in: Heike Oldenburg

MAD_Museum Anderer Dinge nun online!

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Am 29. Oktober 2022 fand im „Haus der Demokratie und Menschenrechte“ in Berlin die feierliche Eröffnung des „MAD_Museum Anderer Dinge“ statt. Von den Psychiatrie-Museen im deutschsprachigen Raum ist dies das erste und einzige, welches aus der Perspektive der Betroffenen auf deren Kompetenz basiert. Die Geschichten der Betroffenen zu ihren Objekten – mit dabei eine Nachtigall, Kleidungsstücke wie z. B. ein Brautkleid – wurden zuvor in dem Forschungsprojekt „Ding-Bedeutungen in Krisen-, Verrücktheits- und Psychiatrie-Erfahrungen“ aufgezeichnet. Die gestifteten Dinge wurden aufwendig fotografiert.

Projekt:
Die unter Leitung der Berliner Historikerin Elena Demke im von Betroffenen kontrollierten Design an der „Medizinischen Hochschule Brandenburg“ (Psychiatrie/Mad Studies) von September 2018 bis Oktober 2022 durchgeführte Studie untersuchte anhand von Ausstellungsstücken mit großer Bedeutung im Leben der Betroffenen den Zusammenhang von verschiebbaren und erlebten Handlungsmöglichkeiten von Betroffenen. Es wurde untersucht, wie Menschen dieselben Gegenstände unterschiedlich benutzen bzw. deren Ding-Bedeutungen verschoben wurden/werden. Das Online-Museum zeigt auf, wie sich Menschen mit psychosozialen Gesundheitsproblemen anhand der „Dinglichkeiten“ in ihrem Umfeld vor Krisen schützen oder Krisen besser bewältigen können. Es gibt ca. 100 Objekte von knapp 30 anonymen Stifter*innen, von denen ich selbst eine bin. In Abstimmung mit „uns“ werden Informationen zu den sehr unterschiedlichen Dingen selbst, zu ihrem Gebrauch und ihrer Bedeutung mitgeteilt. Die Stücke sind einzeln anklickbar. Viele, schwer in Worte zu fassende Erfahrungen können anhand der „Dinglichkeiten“ besser deutlich gemacht werden. Von den Dingen zu berichten bzw. zu lesen macht weniger Angst, als von Krisen zu sprechen. Die Stifter*innen hoffen, dass auch Menschen ohne Krisenerfahrungen anhand der abgebildeten „Dinglichkeiten“ mit diesem Online-Museum erreicht werden.

Die Studie wurde vom „Bundesministerium für Bildung und Forschung“ in der Förderlinie „Sprache der Objekte“ gefördert. Deren Parlamentarischer Staatssekretär Mario Brandenburg äußerte im Grußwort: „Das Projekt hat damit den Betroffenen selbst eine Stimme im Forschungsprozess gegeben. Es stellt auf beeindruckende Art unter Beweis, wie Wissenschaft nicht nur an und über Menschen forschen, sondern sie in den Prozess der Erkenntnisgewinnung selbst einbeziehen kann.“

Eröffnung:
Zu der Eröffnung wurde das Projekt vom Anfang an vorgestellt. Die Laufzeit war coronabedingt verlängert worden. Die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth unterstrich in ihrem Grußwort: „Wenn es darum geht, kreative Fähigkeiten zu entwickeln und Talente zu entfalten [kann] von gleichen Chancen für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung noch keine Rede sein […]. Es braucht auch Akteure, die uns beispielhaft zeigen, wie eine inklusive Kulturarbeit ganz praktisch aussehen kann. In diesem Sinne danke ich dem Team um die Stifterinnen und Stifter für ihr Engagement.“ Sechs Stifter*innen auf dem Podium stellten sich und die von ihnen eingebrachten Dinge vor. Das ca. 30-köpfige Publikum lauschte aufmerksam allen Beiträgen. Es wurde deutlich, dass viel interdisziplinäre Arbeit hinter den Menschen in dem Projekt steckt, die sich aufeinander eingelassen hatten. Die Online-Eröffnung fand direkt im Anschluss an die Feier um 17h statt.

Zukunft:
Die Eröffnung wird als Radio-Beitrag online zu hören sein. Im „Museum Anderer Dinge“ gibt es/ wird es thematische Ausstellungen sowie persönliche „Streifzüge“ durch das Museum geben. Es werden weiterhin bereits erfasste Objekte eingepflegt. Auch neue Stiftungen werden noch aufgenommen.

 

Heike Oldenburg, November 2022

Webadresse: https://museum-anderer-dinge.de/er

Kontakt: kontakt@museum-anderer-dinge.de, 0176-72998358

Quellen:
https://museum-anderer-dinge.de/er
Presseerklärung Eröffnung MAD_Museum der Dinge
IRRTURM Nr. 33, „Drachen bändigen“, Bremen 2021, S. 62-64

 

 

 

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