Hilfe. Ein kleines Wort, das so viel aussagt und gleichzeitig auch unheimlich viel fordert. Jemanden um Hilfe bitten wird von vielen Menschen als Schwäche angesehen und oft auch als Verletzung des eigenen Stolzes. Im Kopf denkt man, dass man schon alleine klar kommt, schließlich schaffen andere das auch. Doch oftmals geht es ohne Hilfe nicht, nur wen fragt man, wenn es wirklich darauf ankommt? Wenn eine psychische Erkrankung vorliegt, ist für viele die Antwort klar; eine Psychotherapie ist der richtige Weg um damit umzugehen und das Befinden verbessern zu können. Die Vorstellung wo anzurufen, ein paar Monate zu warten und dann einen Platz zu bekommen klingt so einfach, doch die Realität sieht leider anders aus.
Seit meiner Jugend habe ich Depression und dadurch enorme Probleme im Alltag. Von Schlafstörungen, über Antriebslosigkeit, bis zur ‘ist doch eh alles egal’ Stimmung ist alles dabei. Oft wird solches Verhalten als Faulheit angesehen, grade wenn man Probleme hat seine Wohnung in Schuss zu halten oder ständig irgendwelche Verabredungen absagt. Aber dahinter steckt so viel mehr und ohne Hilfe versinkt man langsam im Chaos. Dieses Chaos hatte ich schon als ich Anfang 20 war und in genau diesem Chaos stecke ich jetzt fest. Nach Schicksalsschlägen der letzten Jahre, falle ich immer wieder in depressive Phasen und bin nicht in der Lage meinen Alltag normal zu strukturieren. Das fängt bei der Arbeit und sich ständig krank melden an und endet in einer Wohnung, die nicht schmutzig ist aber aussieht als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Ich will das alles nicht mehr und habe mich dazu entschlossen aktiv auf Therapiesuche zu gehen. Aber welche Therapieform ist die richtige für mich?
Ich hab angefangen verschiedene Stellen anzurufen, die einem bei der Suche helfen sollten. Durch den Terminservice der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bekam ich einen Termin, bei dem ich mich vorstellen sollte und ein Psychologe entscheidet darüber, welche Therapieform richtig für einen ist. Tiefenpsychologie war dort die Antwort. Also suchte ich mir einen Psychologen, der diese Therapieform anbietet. Dort angekommen wurde mir, nachdem ich wieder meine Geschichte erzählt habe, gesagt, dass ich besser in der Verhaltenstherapie aufgehoben wäre.
Die Wartezeit für einen Platz beträgt bis zu zwei Jahre und in der Zwischenzeit hilft einem niemand. Ich telefonierte verschiedene Psychologen ab, doch keiner hatte Platz, oftmals nicht mal auf der Warteliste.
Ich fühlte mich hilflos und bekam den Tipp einer Psychologin, mit der ich telefoniert hatte, bei einem Zentrum für psychologische Ausbildung anzurufen und einen Termin zu machen, wenn es mich nicht stören würde, dass ich von jemandem behandelt werden würde, der sich noch in der Ausbildung befindet. Ich bekam auch relativ schnell einen Termin, aber leider wurde dort nur Tiefenpsychologie angeboten und so langsam hatte ich auch keine Lust mehr ständig meine Geschichte runter zu rattern und zu hören, dass man mir nicht helfen konnte. Die Dame mit der ich geredet hatte, riet mir zur Tagesklinik, in die der Hausarzt mich ja ganz einfach hin überweisen konnte. Als jemand, der schon Erfahrung hat, weiß ich, dass es auch eine Wartezeit von 6 Monaten bis zu einem Jahr in der Tagesklinik gibt, da dort Patient:innen bevorzugt werden, die, eine Stationäre Behandlung hinter sich haben. Für Menschen die Hilfe suchen und keine Ahnung haben, fand ich diese Euphorie und diese Ansage, dass das ja ganz einfach sei wirklich schlimm, denn wenn man am Boden ist und falsche Hoffnungen gemacht bekommt, leidet man nur noch mehr.
Anfang Mai diesen Jahres ging ich auf die Seite des Norddeutschen Instituts für Verhaltenstherapie, dort wurden wieder Patienten aufgenommen. Ich erinnerte mich an einen Krankenhausaufenthalt von vor ein paar Jahren, als die dortige Psychologin mir sagte, dass ich mich dort mal melden sollte, also füllte ich das Formular aus. In der Zwischenzeit gab es Höhen und Tiefen, wobei die Tiefen eindeutig mehr waren. Im Dezember bekam ich dann eine Einladung zum Erstgespräch und ging dort mit einem mulmigen Gefühl hin. Noch eine Absage hätte ich wahrscheinlich nicht verkraftet. Ich erzählte von meinen Problemen und zu meinem Erstaunen sagte man mir einen Platz zu. In einigen Wochen bis Monaten würde sich jemand melden.
Anfang Februar bekam ich dann einen Anruf und wurde einer Psychologin zugeteilt. Ich redete mit ihr und hatte immer noch im Hinterkopf, dass gleich bestimmt kommt, dass ich nicht dort hin passe. Doch zu meiner Überraschung fiel der Satz: „Sie sind genau richtig hier“. Diesen Satz nach all der Zeit und Enttäuschungen zu hören war wirklich wundervoll und als ich aus dem Gebäude raus war, liefen auch Tränen. Allerdings Tränen der Dankbarkeit, denn ich wusste endlich, dass ich an der richtigen Stelle war und man mir weiterhelfen konnte. Jetzt blicke ich voller Zuversicht auf meine Therapie und bin glücklich, dass ich meine Probleme endlich angehen kann.
