„Krebs Kung Fu“ –
„Die Angst ist das Krankheitselement, das am langsamsten heilt.“
Drei Jahre nach der Diagnosestellung bemerkte Anna Faroqhi bei sich wieder „gesunde“ Lebensführung wie vorher. Durch Humor konnte die Zeichnerin und Filmemacherin die stumm machende Angst und Todesbedrohung überwinden.
Nach Faroqhi ist das Hin und Her der Gefühle während der Auseinandersetzung mit dem Krebs normal. So unterschiedlich Menschen seien, so ähnlich seien die Wünsche. Während einer Kur habe sie sehr großes Mitleid erlebt, was ihr nicht gut getan habe. Eine jede müsse ihren eigenen Weg suchen und finden. Bei der sehr individuellen Auseinandersetzung mit dem eigenen Krebs trete häufig das Körperliche sehr in den Vordergrund. Faroqhi sei sich selbst immer fremder geworden.
Es gibt viele Therapiemöglichkeiten. Alle schwächen das Immunsystem. Eine Chemotherapie greift immer auch die gesunden Zellen mit an. Durch die Chemotherapie hätten sich Faroqhis Füße taub angefühlt, für sie ein sehr seltsames neues Fußgefühl. Bei den Chemotherapien habe es den immer wieder interessanten „Chemo-Talk“ (S. 147) gegeben. Eine andere Frau habe genau gewusst, wofür sie leben will. Faroqhi wusste für sich: „Ich will mit der Krankheit leben, nicht für sie.“ (S. 149)
Der Titel „Krebs-Kung-Fu“ ist irreführend. Zwar verwandelt sich Faroqhi in „Chemo-Woman“ (S. 106). Superfrauen und -männer sind Kämpfer*innen für das Gute und immer erfolgreich. Der „Anti-Krebs-Kampf“ von Faroqhi scheint mir jedoch eher eine sehr weiche „Auseinandersetzung“ (S. 157). Das, was Anna Faroqhi geholfen hat, waren die sanften Gesundheitsübungen Qigong, die sie nach 30 Jahren Yoga kennengelernt habe. Daneben habe ihr sehr geholfen, dass sie sich mit den Kindern Sita und Prosper innerhalb ihrer sehr lebendigen Familie gut aufgehoben gefühlt habe. Die Lebenden/Mitmenschen hätten ihr durch ihr einfaches Dasein im Umgang mit ihren Ängsten geholfen. Die tiefe Liebe ihres Ehemannes Haim sei ebenfalls sehr, sehr hilfreich gewesen!
Das Buch wurde von der Deutschen Stiftung Eierstockkrebs gefördert. Deren Präsident Prof. Dr. Jalid Sehouli (Charité Berlin) tritt als Arzt im Buch auf (S. 155). In der weiblichen Linie wird jährlich in Deutschland bei etwa 8.000 Frauen ein Gendefekt weitervererbt. Bei dieser genetischen Veranlagung in der Familie zu Brust- und Eierstockkrebs kann Frau präventiv ihre Eierstöcke entfernen lassen. Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs sind meist erst in fortgeschrittenem Stadium erkennbar.
Ein berührender und einmaliger Weg der Selbstheilung durch u.a. Lachen ist in diesem Buch gesundheitsfördernd dargestellt. Ein Kapitel heißt z.B. „Alles muss raus!“ – wie bei saisonalem Schlussverkauf im Kaufhaus.
Heike Oldenburg, Juni 2021
Anna Faroqhi, Krebs Kung Fu, Eine Geschichte vom Kampf gegen den Krebs, 160 Seiten, Bebra Verlag 2017, 20,– €