Autor:in: Cornelia Burmeister

Der Unfall und seine merkwürdigen Folgen

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Immer wieder rutsche ich in alte Verhaltensweisen zurück. So wie bei meinem Unfall, bei dem ich mir den Arm brach. Damals stolperte ich und fiel hin. Sofort verniedlichte ich das Problem und meinte das selbst hinzubekommen. Dieses Mal aber nicht‚ da mein Knochen gebrochen war. Nur wusste ich das noch nicht. Ein Mann bemerkte mein Missgeschick und bot mir Hilfe an. Ohne seine Hilfe wäre ich nur schwer wieder hochgekommen. Doch zum Arzt oder zur Unfallaufnahme wollte ich nicht. Darüber ärgere ich mich noch heute. Denn diese Hilfe hätte ich sofort gebraucht. Da war auch eine unterschwellig Angst, die mich fortan ständig begleitete und belastete.

Erst als ich mich einer Freundin anvertraute (sie sah auch wie blau das alles geworden war) änderte sich mein Verhalten. “Du spinnst wohl – ab zum Arzt“, war ihr Kommentar. Ich sah ein, dass es nötig war und ging in die Notaufnahme des Krankenhauses. Hatte kein gutes Gefühl, was sich leider auch bestätigte. Der schmerzende Arm wurde geröntgt und es wurde ein komplizierter Bruch diagnostiziert, welcher eine Woche später operiert wurde.

Den „Anschiss“ von meiner Freundin brauchte ich. Denn die Verletzung zog mich psychisch runter. Mit der Diagnose wurde das aber schlagartig besser. Das Problem hätte ich nicht aussitzen können und die psychische Belastung die davon ausging, war auch nicht ohne.

Auch im Krankenhaus fiel es mir schwer mal Hilfe anzunehmen. Die Schwester bot sich da immer wieder an. Am zweiten Tag stand ich mit ihr zusammen im Bad. „Wollen sie sich umziehen? Das OP Hemd ist nicht mehr nötig.“ Sie öffnete die Schleife im Nacken und schon stand ich im Freien. Das war zwar ungewohnt, aber dass sie mir half fühlte sich gut an. Nachdem sie mich gewaschen hatte, half sie mir noch in den Schlafanzug. So saß ich danach im Bett und fühlte mich seltsam wohl. Alleine hätte ich das sicher nicht hinbekommen.

Sauber und operiert und ohne Schmerzen. Mir wurde bewusst, dass ich richtig gehandelt habe. Dass diese Menschen mir helfen wollen. Die machen das nicht weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen. Dass mir so selbstverständlich geholfen wurde und ich es auch annehmen konnte, beindruckt mich bis heute. Das war nach den bösen Erlebnissen auf dem Bau das strickte Gegenteil von dem was ich dort erlebt habe. Ich konnte nun doch wieder an das Gute im Menschen glauben.
Dafür, dass der Doktor meinen defekten Knochen wieder hinbekommen hat, bin ich sehr dankbar. Es wurde mir gesagt, dass mir unbehandelt unter Umständen eine Behinderung gedroht hätte.

Warum konnte ich zuvor keine Hilfe annehmen? Wieso fiel es mir so schwer? Es war ein Rückfall in alte Verhaltensweisen. Das ist wie ein böses PC Programm welches von selbst abläuft. „Ich bin alleine und muss das alles hinbekommen.“ Nur mit bewusstem Gegendenken kann ich mich dagegen wehren.
Viele Jahre habe ich mir gewünscht, dass mir mal geholfen wird. Habe aber nicht so richtig daran geglaubt. Dann passierte es eben doch und das tut nur noch gut.
Das mit dem hilflosen Gefühl wird wohl auch in Zukunft noch geschehen, aber das was ich im Krankenhaus erlebte war ein Schlüsselerlebnis und wird mir zukünftig sicher sehr helfen.

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