Autor:in: Mariana Volz

DIE RINGE DES SATURNS

Eine kleine Parabel und die Freiheit, das darin zu sehen, was man sehen möchte.

 

Vor Urzeiten von Jahren, als es weder Raum noch Zeit gab, trafen sich in der unendlichen Leere des gerade entstehenden Weltalls zwei Planeten. Saturn, groß und stark, begegnete Pluto, klein und voller Energie. Sie umkreisten einander. Erst ganz zaghaft, kaum glauben könnend, dass es den anderen wirklich gibt. So lange waren sie in der Schwärze des Universums alleine gewesen. Doch jetzt ließ sie ihre Anziehungskraft nicht mehr los. Es war ein Spiel aus Anziehen und Abstoßen, bei dem sie sich immer schneller und schneller umeinander drehten. Sie berührten, tangierten sich, verloren kleine Stückchen ihrer selbst und trieben wieder auseinander. Energie war zu spüren. Die Zeit erwachte, und nun gab es ein Davor und ein Danach. Die Zeit, ein sehr eigensinniges Ding, drängte Pluto zu einer Entscheidung. Bleiben oder Gehen. Nähe oder Distanz. Pluto taumelte, verlor die Kontrolle und kam Saturn für einen Moment zu nahe.Die Masse des Saturns schleuderte Pluto aus der Umlaufbahn. Soweit hinaus ins Weltall, dass ihre Anziehungskraft nicht mehr ausreichte, um zueinander zurückzukehren.

Saturn verging vor Traurigkeit. Große Teile lösten sich von Saturn, kollidierten miteinander und bildeten um Saturn herum einen dichten Nebelschleier aus Trauer und Schmerz. Im Laufe der Zeit streiften viele Planeten Saturns Weg und suchten sich ihren Platz. Einige blieben in seiner Nähe. Aber Saturn sah sie nicht. Der Nebel war zu dicht. Eines Tages erinnerte sich Saturn voller Wehmut an die Zeit mit dem kleinen Pluto. Saturn begann sich zu drehen. Immer schneller und schneller. Die Staubpartikel wurden von der Masse des Saturns angezogen und begannen sich in Ringen anzuordnen. Endlich, nach Jahrtausenden von Jahren der Einsamkeit, konnte Saturn wieder sehen. Saturn sah jetzt die Planeten um sich her. Da waren Jupiter, Uranus, Neptun, Mars, Erde, Venus, Merkur und ganz weit weg, am Ende, da konnte Saturn Pluto wieder entdecken.

Und auch wenn Pluto jetzt unerreichbar war, gab der kleine Planet, Saturn die Kraft sich immer weiter zu drehen, um den Nebel der verletzten Gefühle in Schach halten zu können. Zu sehen, was da um ihn herum für wundervolle Welten entstanden waren.