Es ist schon ein schmaler Grat – nicht nur zwischen Genie und Wahnsinn – welcher die garantierte öffentliche Anerkennung leicht verwehren kann und gleichzeitig eine Tür öffnet in die zwielichtige Kammer einer teils öden, naturalistischen oder gar anrüchigen Subkultur. Wer sich dort angekommen verirrt, verwirrt oder übernimmt, läuft Gefahr, gesellschaftlich gnadenlos abzustürzen.
Nachdem J. Morrison – legendärer Sänger der legendären Doors – Anfang der experimental-geschwängerten 70er Jahre das Dirigentenpult – Richtung Paris – verlassen hatte, verlor er sich zunehmend im Großstadtsumpf, da auch hier der Übergang von Kultur zu Subkultur fließend war.
Stark sinnesumnebelt verlor er zunehmend den Kontakt zur schönen Poesie, träumte zunehmend von „rauen Nächten auf See“, von „radikalisierten Frauen“- (die aus der Provinz in die Großstadt aufbrechen) und wartete vergeblich auf Mitsänger (bevorzugt weiblicher Art).
Das Ende des Liedes kennen wir ja leider zur Genüge – Morrison war einer derjenigen, vor denen uns unsere Eltern unermüdlich gewarnt hatten, es bleibt letztlich nur die persönliche Aufarbeitung eines jeden zurückgebliebenen Betroffenen.
Da sitze ich nun – nachdenklich – erfreue mich meiner eigenen Wortspielereien und hoffe darauf, dass die Summe meiner Worte letztlich einen Zusammenhang und damit einen Sinn ergeben
„Thema verfehlt: setzen; sechs“ kann hier nicht drohen, meine Schulzeit befindet sich im gleichen sicheren Zeitabstand wie Morrisons Tod.
Exzessives Leben und exzessiver Tod waren nicht nur Jim & Jimmy sondern ebenso Janis, Brian und Keith – und selbstverständlich den Sängern von Nirvana und Linkin Park beschieden.
Exzessives Sterben unserer genialsten und authentischsten Stimmwunder – vor Nachahmung wird dringlichst gewarnt – entwickelte sich zu einem ganz eigenen Kult. Ebenso wie das verhältnismäßig günstige Komatrinken, medikamentistisches ins Koma fallen – (auf Rezept) sowie spiritistisches in-Trance-fallen (mit semi-professionellem Anstrich) – nicht zu vergessen das spiritistische in-Trance-tanzen der Derwische und Schamanen im fernen, weiten und daher unkontrollierbaren Sibirien.
Klammheimlich in Trance zu verfallen ist allerding „out“ mittlerweile, öffentliches Delirieren auf dem Münchener Oktoberfest eher hip. Im besten Falle schafft man es dabei, sich statistisiert im Münchener Abendblatt abgedruckt wiederzufinden. (Um einen Artikel für sich alleine in Anspruch zu nehmen, müsste man schon in der Lage sein, volltrunken zum Messer zu greifen).
Wer griffe da nicht lieber mal zum Dirigentenstab und ließe eine ganze erhabene Mannschaft gestandener Musikanten für sich 90 Minuten lang die Instrumente bearbeiten. Der Dirigent als klammheimlicher Lebenstraum.
Wollten wir uns nicht lieber ans Dirigentenpult stellen – als ins Delirium zu fallen? Ja, die ganz „Oberschlauen“ werden nun sagen: am liebsten beides!!
In dieser aufkommenden Kultur der Unmäßigkeit und Unverhältnismäßigkeit scheinen wir um keinen dummen Spruch mehr verlegen zu sein.
Aber wer erkennt da noch den Ernst der Lage: Die Entscheidung für dirigieren oder delirieren ist eine der schwersten im Leben.
Das eine mag ohne das andere nicht zu haben sein/mag das andere nach sich ziehen – zumindest im Verlaufe eines intensiven oder gar exzessiven Lebenswandels, aber… bedenke, Wandelnder, bevor du einen fatalen bestimmenden Gedanken leichtsinnig ersinnst: Es geht nur ein Schritt nach dem anderen!!