Passend zu unserem Artikel “In die Armut getrickst”, folgen zwei Zusammenfassungen von Tageszeitungsartikeln, die sich mit dem Thema Armut befassen.
Globale Ungerechtigkeit, immer schlimmer ?
„Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer“ nervige, überzogene Binsenweisheit linker Schwarzseher? Hier ein paar Zahlen:
(entnommen dem Artikel „Globale Ungleichheit wird immer extremer“, Weser Kurier, 19. Januar 2016)
Es braucht inzwischen nur noch 62 Superreiche, um das Vermögen der 3,5 Milliarden Menschen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung aufzuwiegen. 2015 waren es noch 82, vor fünf Jahren 388 Milliardäre. Das hat die Hilfsorganisation Oxfam kürzlich in einer Studie veröffentlicht. Oxfam, sind das nicht ohnehin auch so Weltretter Ökos? Eine Studie der Schweizer Großbank Credit Suisse kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Das reichste Prozent der Weltbevölkerung ist inzwischen reicher als der gesamte Rest der Menschheit. Die globale Wirtschaft ist in den vergangenen fünf Jahren gewachsen, es ist also mehr Wohlstand entstanden. Immerhin, die Zahl der Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, hat sich zwischen 1990 und 2010 halbiert. Auch, wenn die Zunahme von Wohlstand vor allem den 1% der Superreichen zuspielt. Hätte aber in diesem Zeitraum die Ungleichheit nicht zugenommen, hätten laut Oxfam weitere 200 Millionen Menschen der Armut entkommen können. Betrifft uns in Deutschland diese Entwicklung? Dazu hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung festgestellt, dass das oberste Zehntel der Beschäftigten von 1999 bis 2009 einen Lohnzuwachs von 16,6% verzeichnen kann, während die Löhne des unteren Zehntels um 9,6% geschrumpft sind. In Deutschland bahnt sich an, was das Forschungsinstitut Pew im Dezember für die Vereinigten Staaten festgestellt hat: Erstmals seit über 40 Jahren ist dort die Mittelklasse in der Minderheit. Die Ursachen einer zunehmenden Spaltung der Welt in Reich und Arm sind zum Beispiel die Schwächung der Gewerkschaften und Arbeitnehmerrechte und eine Globalisierung, die es Unternehmen einfach macht, ihre Geschäfte in Steueroasen zu verlagern. Noch eine Zahl: Die Handels und Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen (Unctad) schätzt, dass den Entwicklungsländern durch Steuervermeidung internationaler Konzerne jährlich zwischen 100 und 200 Milliarden Dollar entgehen. Und schließlich noch eine Zahl, die nicht diesem Zeitungsartikel entnommen ist, aber etwas darüber aussagt, wohin die Energien, die sich in Geld ausdrücken, gehen, angesichts der großen Armut in der Welt: Die Kosten des Irak-Krieges von mindestens 400 Mrd. Dollar (viele Quellen gehen auch von viel höheren Kosten aus), entsprachen so ziemlich der gesamten Schuldenbelastung der sogenannten Dritten Welt.
Globale Entwicklung, alles wird gut ?
Zahlen, Daten, Fakten. Manchmal fällt es schwer den Überblick zu behalten, den “Our World In Data” vereinfachen möchte.
(Bezug: http://jetzt.sueddeutsche.de | Quellen: ourworldindata.org | Grafik Quelle: ourworldindata.org)
Max Roser, Ökonom am Institut for Economic Thinking (INET) an der Universität Oxford und Projektleiter von “Our World In Data”, wagt den Gegenschlag zu all den Schreckensmeldungen und erklärt im Interview/Artikel „Alles wird gut! “ der Süddeutschen Zeitung, die globalen Entwicklungen. M. Roser hat sich die Aufgabe gestellt, möglichst alle wissenschaftlichen Entwicklungs-Studien überschaubar zu gestalten. Laut seiner Einschätzung ergeben sich globale Tendenzen, die zeigen, dass Gewalt, Armut und Hunger deutlich ab nehmen und sich die Nahrungs-, Gesundheitsversorgung und Bildung stetig verbessert und sich verbreitet. Die gesammelten Daten sind für jeden auf der Webseite „ourworldindata.org“ grafisch aufbereitet und zugänglich. Er versucht damit eine empirische Sicht auf die Entwicklung der Welt zu vermitteln. Durch die, laut Max Roser, überproportional negativen kurzfristigen Berichte (Morde, Anschläge etc.) der Medien, übersehe man die langfristig positiven Entwicklungen. Ein gutes Beispiel für eine positive Entwicklung ist dabei die weltweit gestiegene Lebenserwartung, wobei klar ist, dass diese Entwicklung einem einzelnen hungernden Menschen auch nicht weiter hilft. Nicht alles wird schlechter. Vieles wird nur auf höherem Niveau schlechter. Also, insgesamt betrachtet, trotzdem besser, laut Statistik.