Der 25. November ist international als „Orange Day“ bekannt, ein Tag, der dem Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen gewidmet ist. Dieser Aktionstag wurde erstmals 2008 von den Vereinten Nationen eingeführt und ist Teil der globalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“, die bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Menschenrechtstag, dauert. Die Farbe Orange symbolisiert eine optimistische Zukunft ohne Gewalt. Während der Fokus auf der Gewährleistung von Gleichheit und Sicherheit für alle Frauen liegt, ist es wichtig, auch die politischen Maßnahmen zu betrachten, die in Deutschland ergriffen werden, um diesem Ziel näherzukommen.
Geschichtlicher Hintergrund
Der 25. November wurde gewählt, um an die Ermordung der Schwestern Mirabal, Patria, Minerva und María Teresa, zu erinnern, die 1960 in der Dominikanischen Republik durch das Regime von Rafael Trujillo getötet wurden. Diese drei Frauen wurden aufgrund ihres politischen Engagements und ihrer Opposition gegen die Diktatur verfolgt. Ihre Geschichte steht symbolisch für den Kampf gegen Gewalt, insbesondere gegen Frauen, und hat international Resonanz gefunden.
Politische Maßnahmen in Deutschland
In Deutschland gibt es zahlreiche Initiativen und Programme, die auf die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen abzielen. Die Bundesregierung hat diesbezüglich verschiedene Gesetze, Strategien und Aktionen entwickelt, die teilweise ihre Wurzeln in internationalen Abkommen haben, wie etwa der Istanbul-Konvention, einem rechtsverbindlichen Rahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, die im Jahr 2014 ratifiziert wurde.
1. Gesetz zur Verbesserung des Schutzes von Opfern sexueller Gewalt
Ein relevantes Beispiel ist das Gesetz zur Verbesserung des Schutzes von Opfern sexueller Gewalt. Dieses Gesetz trat 2016 in Kraft und zielte darauf ab, die Rechte von Opfern zu stärken und den Zugang zu Beratung und Unterstützung zu erleichtern. Es erweitert die Möglichkeiten für Opfer, in Gerichtsverfahren gehört zu werden und schützt sie dadurch vor möglichem weiteren Trauma.
2. Das „Bundesprogramm Männer“
Ein weiteres bedeutendes politisches Instrument ist das „Bundesprogramm Männer“, das darauf abzielt, gewaltfreien Umgang und positive Männlichkeit zu fördern. Ziel dieses Programms ist es, Männer aktiv in die Prävention von Gewalt einzubeziehen und ihnen dabei zu helfen, Verantwortung zu übernehmen und gewaltfreies Verhalten zu leben.
3. Der Aktionsplan der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat zudem einen Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention verabschiedet, der konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen umfasst. Dazu zählen unter anderem die Förderung von Interventionsprojekten, die Unterstützung von Frauenhäusern sowie Sensibilisierungskampagnen zur Verhinderung von Gewalt in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen.
4. Die Rolle der Länder und Kommunen
Neben den bundesweiten Maßnahmen spielen auch die Bundesländer und Kommunen eine entscheidende Rolle. Viele Länder haben eigene Aktionspläne entwickelt, die auf die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Regionen abgestimmt sind. In vielen Städten gibt es beispielsweise lokale Beratungsstellen, die Betroffenen Unterstützung bieten und anonyme Hilfsangebote bereitstellen.
5. Schulung und Sensibilisierung von Fachkräften
Zusätzlich geht es in Deutschland darum, Fachkräfte zu schulen und zu sensibilisieren, die regelmäßig mit Opfern von Gewalt in Kontakt kommen. Dies betrifft nicht nur den Gesundheitssektor, sondern auch Lehrer:innen, Sozialarbeiter:innen und Polizeibeamt:innen. Die regelmäßige Weiterbildung dieser Fachkräfte ist entscheidend, um ein effektives Handeln im Fall von Gewalt gegen Frauen zu gewährleisten.
Gesellschaftliches Engagement und Awareness-Kampagnen
Die Rolle von zivilgesellschaftlichen Organisationen darf nicht unterschätzt werden. Viele NGOs setzen sich aktiv für die Rechte von Frauen ein und führen Kampagnen durch, um auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Hierbei kann die Werbekampagne „Nein heißt Nein“ als Beispiel dienen, die das Bewusstsein für sexistische Gewalt geschärft hat. Solche Kampagnen tragen dazu bei, gesellschaftliche Normen zu hinterfragen und das Thema ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Es sind nicht nur diese Tage, an dem das Thema benannt werden muss
Der Orange Day am 25. November bietet eine wichtige Gelegenheit, um auf die Problematik der Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Die geschichtlichen Hintergründe und politischen Maßnahmen in Deutschland zeigen, dass es zwar bereits Fortschritte gibt, doch der Weg zur vollständigen Gleichstellung und Sicherheit für Frauen noch lang ist. Durch kontinuierliches Engagement auf politischer, gesellschaftlicher und individueller Ebene kann jedoch ein bedeutender Beitrag zur Bekämpfung von Gewalt geleistet werden. An diesem Tag gilt es, ein starkes Zeichen zu setzen und aktiv für eine Welt einzutreten, in der jede Frau die Freiheit hat, ohne Angst zu leben.
Eine Zukunft, in der Frauen nicht länger Opfer von Gewalt sind. Wie wäre das? Frauen würden nicht mehr missbraucht, vergewaltigt, geschlagen oder gar getötet. Sie könnten einfach leben. Doch die Realität ist eine andere: Straftaten gegen Frauen und Mädchen nehmen weiter zu. Die Zahlen zur häuslichen Gewalt befinden sich sogar auf dem Höchststand.
Meine persönlichen Erfahrungen, die ich in meinem Leben leider erleiden musste, lassen mich immer wieder mit diesem Thema bewusst auseinandersetzen. In meiner Kindheit habe ich persönlich viele traumatisierende Dinge erlebt, wie Gewalt und Kindesmissbrauch durch meine eigenen Eltern und in anderen Konstellationen. Mit diesen Dingen muss ich mich nun leider auseinandersetzen, und sie haben Schäden an Körper und Seele für mein ganzes Leben in mir hinterlassen. Ich habe es erst sehr spät in meinem Leben geschafft, überhaupt öffentlich auszusprechen, was mir passiert ist. Dadurch habe ich auf gesetzlicher Ebene leider keine Hilfe bekommen, auch ein über 14 Jahre andauerndes Opferentschädigungsverfahren konnte ich nicht erfolgreich für mich abschließen.
Aber: Trotz alledem!
Nachdem ich es geschafft hatte und angefangen habe zu reden, erlebe ich trotz der Schwere der Last aus der Kindheit, die mich durch immer weiter erlebte Flashbacks und Trigger im Alltag, sozialer Ängste und rezidivierenden depressiven Phasen, bis ans Ende des Lebens begleiten werden, viele gute Dinge und viel Unterstützung, durch Familie, durch Freunde, durch Kollegen. Menschen, mit denen ich offen und mutig immer wieder eine deutliche Sprache spreche, sind an meiner Seite. Das tut gut zu erleben: Ich bin nicht allein, darf auch vertrauen, und nicht jeder Mensch ist böse.
Darum, und weil ich auch aus Überzeugung immer wieder für die Rechte von Mädchen und Frauen einstehen würde, informiere ich. Außerdem möchte ich jede Person ermutigen: niemand, kein Mensch, muss sich Gewalt antun lassen, kein Mensch soll sich das Recht herausnehmen, Mädchen und Frauen Gewalt anzutun. Allen von Gewalt betroffenen Menschen möchte ich Mut machen.
Seid mutig, sprecht aus, was passiert, redet offen und holt euch Hilfe.
110: Sie werden akut bedroht? Oder jemand in Ihrem Umfeld? Rufen Sie sofort die Polizei.
Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ Hotline: 08000 116 016 (täglich rund um die Uhr). Beratung auch per E-Mail und Chat, in 18 Fremdsprachen, Leichter Sprache und Gebärdensprache.
Nummer gegen Kummer, Hotline für Kinder und Jugendliche: 116 111 oder 0800 111 0550
Infofon Information und Beratung von Jugendlichen für Jugendliche: 089 / 121 5000
Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ Bayernweite Hotline: 0800 123 9900
Opfer-Telefon des Weißen Rings: 116 006
