In diesem persönlichen Text gehe ich auf meine Ernährung ein und versuche herauszufinden, wie es zu meinem hohen Gewicht gekommen ist.
Als Mensch, dessen Gewicht im unteren dreistelligen Bereich liegt, wird man im Leben oft damit konfrontiert, dass man sich, unweigerlich, mit seinem eigenen Essverhalten auseinander setzten muss.
Vor allem, wenn man etwas an seinem Lebensstil ändern und sein Gewicht reduzieren will, fragt man sich oft, wie es überhaupt so weit kommen konnte.
Ab wann fing das ungesunde Essverhalten an, und wie schafft man es nun, aus diesem Teufelskreis wieder herauszukommen?
In meinem Fall liegt der Grund dafür schon in meiner Kindheit verankert.
Während meine Mutter arbeitete, kam ich nach dem Kindergarten, oder später auch der Schule, zu meiner Großmutter. Die kochte immer frisch und ja, es gab mal Kekse oder Kuchen, doch das hielt sich in Grenzen.
Mittwochs arbeitete meine Mutter nur halbtags und brachte oft etwas vom Imbiss mit. Einmal die Woche Pommes und Currywurst war also völlig normal, und wenn ich am Wochenende dann zu Hause war, achtete meine Mutter auch nicht sonderlich darauf, dass die Ernährung besonders ausgewogen war. Pizza, Fertiggerichte, Softdrinks, Chips und jegliche Süßigkeiten waren immer in greifbarer Nähe und sorgten schon früh dafür, dass ich mehr wog als meine Freund:innen.
Durch meine Diabetes-Erkrankung, die ich mit neun Jahren bekam, wurde zwar der Konsum von Süßigkeiten eingedämmt, doch wenn ich genug Insulin spritzte, konnte ich trotzdem die gewohnten Mengen essen.
Durch die Erkrankung entwickelten meine Großeltern einen besonderen Beschützerinstinkt und redeten ständig auf mich ein, dass ich die normalsten Dinge nicht alleine tun konnte. Zum Beispiel ein Besuch im Schwimmbad, mit Freunden oder einfach mal alleine ins Kino zu fahren.
Im Endeffekt war es einfach nur Sorge darum, dass etwas passieren konnte, doch selbst heute weint meine Großmutter noch, als würden wir uns nie wiedersehen, wenn ich mal in den Urlaub fahre.
Natürlich will sie auch heute damit nichts Schlechtes, aber trotzdem ist das beim aufwachsen und auch heute als Erwachsene ziemlich anstrengend. Also wäre es ein Einfaches, meine familiäre Situation dafür verantwortlich zu machen.
Aber ist das wirklich so einfach? Je älter ich wurde, desto sichtbarer wurde auch mein gestörtes Verhältnis zum Essen. Während meine Freund:innen in der Schulkantine schon nach einem Teller satt waren, holte ich mir immer einen Nachschlag. Morgens, wenn es Brötchen gab, reichte mir eins nie aus, und oft gab es noch einen ungesunden Schokoriegel dazu.
Zu Hause ging es dann weiter und da ich inzwischen alt genug war, um alleine zu bleiben, aß ich auch nicht mehr jeden Tag bei meiner Oma. Immerhin war Pizza oder Fertiglasagne ja schnell gemacht und anstatt abends dann Brot zu essen, gab es eine zweite warme Mahlzeit.
In der Schule fielen zunehmend dumme Sprüche, über denen ich drüber stand, aber verletzend waren sie natürlich trotzdem. Ich erinnere mich an eine Situation in der Pause, als ich mehr aß als sonst und eine gute Freundin sagte, dass sie sich langsam Sorgen machte. Natürlich sagte ich ihr, dass das einmalig wäre und nicht oft vorkommen würde, aber stimmte das?
Wenn nicht in der Schule, dann stopfte ich mich spätestens zu Hause voll. Mit 16 Jahren fing meine Psyche an, unter all dem zu leiden. Nicht nur unter meinem Gewicht und Essverhalten, sondern auch unter dem Verhalten meiner Großeltern und auch meiner Mutter, der ja anscheinend egal war, was ich mit meiner Gesundheit anstellte. Ich fing an, die Schule zu schwänzen, mich zurückzuziehen, und damals war noch keinem so richtig klar, dass ich gradewegs in die Depression schlitterte.
Also verhaute ich meinen Schulabschluss, flüchtete mich in eine Traumwelt und mein einziger Trost schien das Essen zu sein. Ein Psychologe fragte mich mal, ob mich das Essen glücklich mache und ich sagte nein, aber im Nachhinein weiß ich nicht, ob ich mir das damals nur nicht eingestehen konnte.
Die darauffolgenden Jahre waren eine Mischung aus guten Zeiten und auch verdammt schlechten. Inzwischen weiß ich, dass ich wahrscheinlich schon in jungen Jahren unter chronischer Depression litt, aber kann inzwischen gut damit umgehen. Heute bin ich 34 Jahre alt, ohne richtige Berufsausbildung und finde mich nach dem Tod meiner Mutter, die ich die letzten Jahre pflegen musste, vor den Trümmern meines Lebens wieder.
Doch wie kommt man nach all den Jahren aus dieser Spirale aus Fast Food und zu wenig Bewegung raus? Diäten und irgendwelche Wundermittel, die bei der Gewichtsreduktion helfen sollen, gibt es immerhin viele. Ob die meisten davon helfen, sei mal dahingestellt, aber es gilt das richtige Maß für sich zu finden. Es gibt zum Beispiel die Low-Carb Diät, die bei Typ 1 Diabetes leider nicht so in Frage kommt, da man hauptsächlich Eiweiß zu sich nimmt. Wer aber einen gesunden Stoffwechsel hat, kann dadurch schon große Erfolge erzielen, auch wenn der Verzicht bzw. die Reduktion von Kohlenhydraten wie Reis oder Nudeln natürlich schwierig ist und ein paar Wochen Eingewöhnung bedarf. Das gleiche gilt für Ketone-Diäten, die ebenfalls auf viel Protein und Eiweiß setzen. Welche Diät oder Ernährungsform die Richtige für einen ist, muss man letztendlich selbst entscheiden oder mit einem Arzt erarbeiten.
Ich selbst habe festgestellt, dass es nichts bringt, zu hungern und trotzdem nur auf dem Sofa zu sitzen. Auf eine gesunde Mischung kommt es an! Einfach mal ein paar Haltestellen zu Fuß laufen oder abends noch ein bisschen spazieren gehen. Dazu noch Sport treiben ist natürlich auch nie verkehrt. Es muss ja nicht mal heftigster Kraftsport sein, sondern eher etwas, was einem Spaß macht. Für einige ist es Joggen, für andere Tanzen oder ins Fitnessstudio gehen.
Wichtig ist einfach, dass man etwas macht! Und auch beim Thema Essen muss man nicht mehr auf Diätlebensmittel zurückgreifen, sondern kann genießen, ohne auf etwas zu verzichten.
Natürlich kommt es immer auf die Menge an, aber oft lassen sich durch mehr Gemüse statt Kohlenhydraten, Milch statt Sahne oder dem Zufügen von Proteinen Rezepte so verändern, dass sie genauso gut schmecken und sogar satter machen. Natürlich hat man auch mal Tage, an denen man Rückschläge erleidet, aber wichtig ist auch, dass man ruhig zwischendurch mal ein Stück Schokolade isst, ohne dass man sich danach selbst bestrafen will.
Am Ball bleiben und am nächsten Tag eben weitermachen ist dann angesagt! Oft können auch Therapien und eine Ernährungsberatung helfen, den Umgang mit Essen neu zu lernen. Das ist in den meisten Fällen von Übergewicht nicht einfach, aber eben notwendig, wenn man spätere oder eben noch mehr gesundheitliche Folgen vermeiden will.
Oftmals hilft es auch, selbst zu hinterfragen, wieso es so weit gekommen ist, wie ich es durch diesen Text getan habe. Doch einzig allein die Vergangenheit oder Erziehungsmethoden dafür verantwortlich zu machen ist auch falsch, denn immerhin ist man auch selbst dafür verantwortlich und hätte schon viel früher etwas tun können. Die ganze Schuld liegt also nicht allein bei meiner Mutter, die es ja vielleicht nicht anders wusste und die trotzdem immer für mich da war und mich geliebt hat. Und auch nicht bei meinen Großeltern, die viel zu überfürsorglich waren, sondern auch bei mir selbst.
Aber egal, wie lange diese Einsicht dauert, wichtig ist, dass man sie hat und anfängt, etwas zu ändern. Selbst wenn es nur kleine Erfolge sind und die Kilos am Anfang nicht sofort purzeln, sind auch ein paar Gramm schon ein großer Erfolg und auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Ich selbst habe mit dieser Erkenntnis und der Umstellung der Ernährung, sowie mehr Bewegung im Alltag schon 4 Kilo abgenommen. Und egal, wie schwer die Vergangenheit vielleicht war, wichtig ist, dass man in die Zukunft schaut und auf sich und vor allem auch auf seinen Körper achtet, denn immerhin hat man nur den einen. Klar kostet es eine Menge Überwindung, und es ist auch mit Arbeit verbunden, etwas zu ändern, doch es lohnt sich!