Über vier Termine je vier Stunden verteilte sich der Kurs zum Thema „Hochsensibilität“.
Ich ging mit großen Erwartungen zum Kurs. Ich habe mich selbstständig schon mit Hilfe von Literatur und Beiträgen aus dem Internet ausgiebig mit dem Thema Hochsensibilität beschäftigt. Ich empfinde sie als Fluch und Segen zugleich. So wie andere Betroffene auch, wie ich durch den Kurs in Erfahrung bringen konnte. Da ich oft unter der Intensität mancher Gefühle oder unter Reizüberflutungen leide, die mir meine erhöhte Empfindsamkeit beschert, hoffte ich auf den ultimativen Tipp im Umgang mit der dadurch empfundenen Belastung. Dieser blieb leider aus. Nicht weil der Kurs mir diese Antwort nicht bot, sondern weil es diese ultimative Antwort nicht gibt. Schade eigentlich. Um den Umgang mit der erhöhten Sensibilität zu meistern, bedarf es vieler kleiner oder auch großer Skills, die ich erlernen kann. Und viele Skills und Infos zu diesem Thema hatte ich mir bereits bewusst oder unbewusst angeeignet, so dass der Kurs für mich persönlich nicht viel neuen theoretischen Input bot, dafür aber eine Begegnung mit Menschen, die ähnlich intensiv fühlen.
Ein kleiner Einblick in den Ablauf des Kurses: Wir waren zu Beginn 18 Teilnehmer:innen, mit der Zeit schrumpften wir auf 15. Wir begannen mit einem kurzen Blitzlicht und starteten dann in die Theorie. Den Kursleiter:innen lag viel daran, dass wir uns wohl fühlen und gut für uns sorgen. An jedem Kurstag standen deshalb in der Mitte des Raumes viele schöne Dinge zur Verfügung, die uns helfen konnten, mit z.B. erhöhter Anspannung besser umgehen zu können: Massagebälle zum Kneten, kleine Plüschtierchen, saure Bonbons zum Lutschen usw. Hier lagen auch viele Bücher zum Thema aus, so dass man sich einen Überblick über die entsprechende Literatur verschaffen konnte. Wenn es einem im Raum mal zu viel wurde, konnte man diesen selbstverständlich jederzeit verlassen und für eine Ruhepause sorgen.
Zur Vermittlung des Kursinhalts haben sich die Kursleiterinnen Bianca Skibbe und Dominika Kühne einiges einfallen lassen. Wir arbeiteten z.B. in Kleingruppen zum Thema: „Was hilft mir im Umgang mit meiner erhöhten Sensibilität?“. Wir notierten unsere Beiträge auf Karten, die wir später gemeinsam besprochen haben. Während dieser Gruppenarbeiten konnte man den einen oder anderen Kursteilnehmer näher kennenlernen oder auch auf eine Idee stoßen, die man selbst gut für sich als Skill nutzen könnte. Ein Skill ist übrigens eine Fähigkeit, eine Ressource, mit der man belastende Emotionen oder Reize besser verarbeiten oder erträglicher machen kann, oder eben auch eine Fähigkeit, mit der man sich etwas Gutes tun kann. Hier wurden Dinge genannt wie z.B. Musik über Kopfhörer hören, um störenden Geräuschen entfliehen zu können, in den Rückzug gehen, Sport treiben, Austausch mit Gleichgesinnten oder Entspannungstechniken anwenden. Neben der Kleingruppenarbeit gab es auch kurze theoretische Inputs per Beamer. Hierzu gab es zu dem Besprochenen dann Handouts für unsere Mappen, die wir vor Ort bekommen haben. Wir sprachen darüber, wie sich die Hochsensibilität bemerkbar macht und woher sie eigentlich kommt. Sie kann angeboren sein oder auch aus bestimmten, traumatischen Erfahrungen in der Kindheit resultieren. Es zeigte sich immer mal wieder im Laufe des Kurses, dass die Unterscheidung zwischen hochsensiblem Empfinden und Symptomen einer psychischen Erkrankung für Betroffene oft schwierig ist, was die Wahrnehmung und den Umgang mit dem Thema noch komplexer gestaltet.
Besonders spannend empfand ich die Auseinandersetzung mit Fragen wie: „Wer wäre ich ohne meine Sensibilität?“ oder „Was wäre ohne meine Gefühle schwierig oder unmöglich?“. Hier hatte ich die Möglichkeit persönlich wieder milder, positiver auf meine intensiven Gefühlswahrnehmungen zu schauen, da diese manchmal so schwierig sind, dass ich zu einer zu negativen Sicht in Bezug auf meine hohe Empfindsamkeit neige.
Persönliches Fazit:
Der Kurs ist sicher für jedermann interessant und hilfreich, der sich in das Thema „Hochsensibilität und ein guter Umgang damit“ noch nicht bzw. lediglich oberflächlich eingearbeitet hat und somit mit dem theoretischen Input einen guten ersten Einstieg in die Thematik finden kann. Es war schön, in Kontakt mit Gleichgesinnten zu kommen und zu merken, dass man nicht allein ist mit dieser Herausforderung der Hochsensibilität. Die Kursleiterinnen waren sehr sympathisch und mit dem Thema sehr vertraut und haben somit die Inhalte kompetent vermittelt.
An manchem Kurstag fiel es mir schwer, die Kursdauer von vier Stunden konzentriert durchzuhalten. Ich persönlich hätte mich über eine kleinere Gruppengröße gefreut, da hier die Dynamik anders ist. Aber verständlicherweise soll möglichst vielen Personen die Teilnahme an den Kursen ermöglicht werden. Alles in allem ein schöner Kurs.