Jetzt sitze ich also wieder hier und zappe durch das Fernsehprogramm. Ob der Bauer seine Frau sucht, das Restaurant getestet oder die Ehefrau getauscht wird, das Passende zu finden wird immer schwieriger. Vieles läuft eben unter dem Titel „Scripted Reality“ (Vortäuschung realer Ereignisse und Geschichten, die per Drehbuch erfunden werden.) Bleibe kurz beim Sender RTL2 hängen, nur um zu gucken, ob es wieder eine neue „Reality-Doku“ gibt, in der Amateure sich selber spielen. Natürlich mit grauenhaftem schauspielerischem Talent, aber das ist wohl beabsichtigt, soll man doch glauben, es handele sich um ganz normale Leute, deren Leben sich auch tatsächlich so abspielt. Geschichten von nebenan sozusagen, gerne auch mal auf Mallorca spielend, öfter mit der Handkamera gefilmt. Ja… da flimmert sie mir schon entgegen, die 10-köpfige trendy Jugend-WG, wohnhaft in einer riesigen Loft. Ort: Köln oder Berlin, Hauptsache Großstadt. Ich frage mich immer, wie sich die Bewohner die Miete für so eine teuere Unterkunft leisten können. Na ja, durch ihre Jobs natürlich. Wenn sie nicht gerade Tätowierer sind, arbeiten sie in der Regel in der Gastronomie. Entweder als Kellnerin oder noch besser gleich als Chef oder Chefin einer Kneipe oder eines Cafes. Übrigens hat jeder dieser Akteure natürlich auch einen eigenen Facebook-Account (passend zur Rolle), damit es noch realer wirkt.
Nee, nicht mit mir. Ich schalte jetzt einfach die Glotze ab. Meine Stimme kriegt die Sendung nicht. Gibt dann eine richtig niedrige Einschaltquote! Die Herren und Frauen Programmchefs können sich dann mal ihre Gedanken zwecks anspruchsvollerem TV-Programm machen!
Ah…Moment. Ist das wirklich so leicht? Wie kommen denn überhaupt diese Einschaltquoten zustande?
Eigentlich haben nur knapp 6000 Haushalte aus ganz Deutschland Einfluss auf diese so wichtigen Quoten (Erfolg oder Misserfolg einer Sendung, zahlende Werbekunden).
Die GFK (Gesellschaft für Konsumforschung) ermittelt diese Daten, welche dann auf ganz Deutschland hochgerechnet werden, per sogenannter Quotenboxen, die an ausgewählte Haushalte verteilt werden.
Es wird hierzu eine repräsentative Bevölkerungsschicht angeschrieben, d.h. der Anteil an Single– oder Familien- Haushalten oder bestimmter Altersgruppen soll die tatsächlichen Verhältnisse der Einwohner Deutschlands widerspiegeln. Es geht also um den Durchschnitt.
In der Praxis sieht das dann wie folgt aus: Jede Person aus der Familie muss sich mit einer eigenen Nummer beim Sehen einer TV-Sendung an der Quotenbox (die dann z.B. auf dem Fernsehgerät platziert ist) anmelden. Bei jedem Umschalten eines Senders ist dann wieder die entsprechende Nummer einzugeben. Die Daten werden dann jeden Tag an die GFK übermittelt; und täglich werden dann auch die Einschaltquoten (der gesehenen Sendungen vom Vortag) präsentiert.
Fazit: Ob Sie, lieber Leser oder ich, über eine TV-Sendung schimpfen wie ein Rohrspatz und den Fernseher erbost ausschalten, hat keinen Einfluss auf die Quote. Denn jemand anderes wird dieses Fernsehprogramm mit Sicherheit gucken und lieben, vielleicht Frau Meier von nebenan oder Kollege Müller aus dem Sportverein. Es ist eben Durchschnitts-fernsehen.