Im Frühjahr 2015 haben Frau Müller (Sozialpädagogin), Herr Jürgens (Kunsttherapeut), Frau Hövermann (Kostümbildnerin) vom ASB (Gesellschaft für seelische Gesundheit) und Frau Interthal (Bewegungstherapeutin) von Impuls e.V. im Stadtteil Hemelingen sich zu einem Kooperations-Treffen zusammengesetzt. Auf diesem Treffen wurde die Idee besprochen, sich stärker zu vernetzen und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Dabei fiel auch immer wieder das Wort „Inklusion“.
Als Erstes wurde in diesem Kontext das „Mosaik“ Projekt benannt. Zugrunde lag die Idee, eine Form aus Ytong entstehen zu lassen und diese mit Mosaik-Teilchen zu verzieren. Dann wurde dieses Angebot bei Impuls e.V., der GAPSY und dem ASB propagiert und für Interessierte als erweitertes Angebot vorgestellt. Für die Umsetzung wurde ein Zeitraum von 6 Wochen geplant.
Im Juni 2015 war es soweit, einige Besucher der Villa Wisch, der GAPSY und die vier Initiatoren trafen sich im Bewegungsraum des Impuls e.V. im Rathaus Hemelingen. Zuerst wurde die Idee nochmals kurz vorgestellt, dann begannen wir mit der Umsetzung. Frau Interthal hatte dazu die Idee mitgebracht, über Bewegung zu Musik herauszufinden, mit welchem Teil des evtl. entstehenden Korpus wir uns am besten identifizieren können, dieser dann von uns später in Form gebracht wird als Teil der geplanten Figur. Es war eine sehr interessante und mutige Art der Herangehensweise an dieses Projekt, denn dadurch wurde uns allen denke ich, bewusst, dass eine sehr individuelle und persönliche Arbeit entstehen würde. Nach dem wir diesen ersten Schritt gemacht hatten, uns konzentriert auf uns, und herausgefunden, was für jeden von uns passen könnte, wurde der zweite Schritt umgesetzt. Wir formten anschließend aus Ton, unter Anleitung von Herrn Jürgens, die einzelnen Anteile der Skulptur. Auch diese Arbeit war wieder sehr interessant, denn es entstanden sehr unterschiedliche Formen. Manche waren nah an der Realität, andere dagegen eher abstrakt geformt, außerdem sind alle Formen in unterschiedlicher Größe entstanden. Diese Formen wurden nun von uns versucht so anzuordnen, dass eine große gemeinsam geschaffene Skulptur daraus entstehen konnte. Auch der Umgang mit dem Material war nicht für alle Beteiligten gleich einfach und erforderte wieder Mut zum Handeln und sich darauf einlassen, auch darauf, etwas Gemeinsames schaffen zu können.
Das nächste Treffen fand dann im Garten der Villa Wisch statt. Wieder waren wir mit einer neuen Situation konfrontiert. Herr Jürgens hatte Ytong Steine und Arbeitsmaterialien besorgt, und wir versuchten nun, die vorher aus Ton geformten Teile aus dem Ytong zu formen. Das Planen, die Formen mit Bleistift auf dem Ytong anzeichnen, ließ schon die Köpfe qualmen, dann kamen Sägen, Feilen, Meißel, Schmirgelpapier nach und nach zum Einsatz. Wir brauchten viel Kraft und Geduld beim Umgang mit dem neuen Material, das hatte, glaube ich, noch keiner von uns ausprobiert. Dann aber ging es nach und nach vorwärts, erste Erfolge stellten sich ein, einiges, konnte man erkennen, nahm Form an. Zwischendurch liefen die Schweißperlen und manchmal mussten wir uns gegenseitig Mut machen, um nicht aufzugeben. Wenn ein Teilnehmer aus der Gruppe mal nicht mit arbeiten konnte, wurde von den anderen dieser Teil der Arbeit mit übernommen. So verliefen einige nächste Treffen im Villa Garten, neugierige Beobachter und Interessierte waren oft um uns herum und Staubwolken hüllten uns manchmal ein. Außerdem stellte sich heraus, dass sich ständig neue Gestaltungsideen entwickeln und unsere gemeinsame Arbeit auf keinen Fall, wie geplant, in 6 Wochen bewältigt werden würde.
Nachdem die einzelnen Teile der Skulptur fertig geformt waren, musste geplant und umgesetzt werden, wie man sie verkleidet. Dabei wurde die ursprüngliche Idee, die Formen mit Mosaik zu verkleiden, verworfen und wir verzierten sie mit Farben. Außerdem wurde in den nächsten Treffen eine Grundplatte geformt, auf der die Skulptur ihren Platz finden sollte. Diese Platte wird nun von uns mit Mosaiksteinen verziert, was für uns bedeutet, dass mehrere Arbeitsschritte zu den ursprünglich geplanten dazugekommen sind.
Bis zum heutigen Zeitpunkt ist unser Projekt soweit fortgeschritten, dass wir sozusagen fast in der Endfertigung sind. Natürlich konnten wir auch wegen fort schreitender Jahreszeit nicht mehr im Garten weiterarbeiten, irgendwann wurde es einfach zu nass und kalt. Ein anderes Problem entstand außerdem im Verlauf unserer gemeinsamen Arbeit, es konnten aus verschiedenen Gründen nicht alle Teilnehmer bis zum Ende mitarbeiten. Doch das hält uns, die wir jetzt noch weiter daran arbeiten, nicht von der Fertigstellung ab. Manchmal arbeiten wir einfach in Ruhe gemeinsam, manchmal reden wir, und immer wieder stellt sich heraus, das ist ja das Interessante für uns alle, das gemeinsame Erleben beim Umgang mit den verschiedenen Materialien, die Neugier, die Freude am Tun, sich trauen, etwas Neues zusammen auszuprobieren. Gemeinsam etwas schaffen, alle gleichberechtigt nebeneinander und auch dazu stehen. Das ist es, diese Arbeit wird von uns beendet. Im Frühjahr 2016 ist dann geplant, die Skulptur als gemeinschaftliches Symbol von uns allen Beteiligten in unserem Stadtteil zu präsentieren. Der Termin der Präsentation hängt von der Fertigstellung ab, er wird rechtzeitig mitgeteilt und alle Interessierten sind herzlich dazu ein geladen. Aber hat das Ganze nun eigentlich etwas mit Inklusion zu tun? Ja und Nein. Inklusion…ein Modewort? Auch hier in unserem Umfeld wird es immer öfter benutzt. Es löst bei manchen Irritation aus, bei anderen Ablehnung. Inklusion…was ist das?
Nach meinem Verständnis ist Inklusion Zugehörigkeit, also das Gegenteil von Ausgrenzung. Dieses spiegelt sich, durch die unterschiedlichen Formen und Farben, nach meinem Empfinden, in dieser Skulptur und der Arbeit daran wieder. Wenn jeder Mensch, egal wie verschieden, überall dabei sein kann, gleichberechtigt an etwas teilhaben kann, im Wohnviertel, in der Freizeit, in der Schule, Arbeit, egal wo, dann ist das gelungene Inklusion. Es war angedacht, dass jeder Interessierte an dem SkulpturenProjekt mitmachen konnte, praktisch blieb es auf Menschen beschränkt, die sich im Umfeld der Tagesstätte Villa Wisch, des Betreuten Wohnens oder der Ambulanten Psychiatrischen Pflege bewegen.