Das Rauschen des Meeres hatte eine unheimlich beruhigende Wirkung auf ihn und die Sonnenstrahlen waren warm und taten so gut, dass es ihm fast so vorkam, als würden sie seine leeren, ausgelaugten Batterien von Innen wieder aufladen.
Die letzten Monate waren hart. Der Herbst, der Winter und das Frühjahr waren voller Zweifel und Selbstvorwürfen. Doch jetzt war der Sommer da und alles schien auf einmal so viel einfacher und weniger erdrückend zu sein.
Wahrscheinlich liegt das zu einem daran, dass Sonne und schönes Wetter die Stimmung sowieso meist etwas aufhellt aber auch daran, dass er in den letzten Monaten endlich akzeptiert hatte, dass man ohne Hilfe von anderen Menschen manchmal einfach nicht mit der eigenen Depression klarkommen kann.
„Kommst du ins Wasser?“, rief sein jüngerer Bruder ihm zu und er blinzelte der Sonne entgegen. „Du gibst ja doch keine Ruhe!“. Wenn er eines in den letzten Jahren gelernt hatte, dann, dass sein Bruder solange nerven würde, bis er nachgab. „Dad, pass auf mein Handy auf!“, sagte er noch, als er aufstand und sein Vater rollte, lächelnd, mit den Augen. „Natürlich passe ich auf deinen größten Schatz auf!“
Lachend rannte er ins Wasser und es tat gut, die Leichtigkeit zu spüren, die sein Körper annahm, je tiefer er ins Wasser ging. Es war fast als würde er im Wasser schweben. Alles fühlte sich leicht an und seine Gedanken kreisten mal nicht darum, wie er durch den Tag kommen sollte, sondern endlich auch mal darum Spaß und Vergnügen mit seiner Familie und seinen Freunden haben zu können. Ganz ohne schwarze Gedanken oder Selbsthass.
Das Wasser war warm und die Strahlen der Sonne waren angenehm, so angenehm, dass er fast eingeschlafen wäre. Also war es gut, dass sein Bruder Wasser in seine Richtung spritzte und ihn damit wieder ins Hier und Jetzt brachte.
„Hey, hör auf!“, lachte er und spritzte gleich mit den Händen dagegen. Sein Bruder hielt dem stand und das ganze Spiel ging von vorne los, bis beide genug hatten und aufhörten. Eine Weile verweilte er noch im Wasser und schwamm auch ein paar Bahnen, ehe er zurück an den Strand ging, sich abtrocknete und sich wieder auf die Decke legte, die sein Dad ausgebreitet hatte.
Als er lag, griff er nach seinem Handy und schrieb seiner Freundin, dass er sie vermisste und sich freute, wenn sie sich nach dem Urlaub wiedersehen würden. Wie schon öfter, in der letzten Zeit, fiel ihm wieder auf, dass er froh darüber sein konnte, so viele Menschen und damit auch deren Unterstützung in seinem Leben zu haben. Und das ließ ihn verdammt dankbar sein.
Er legte das Handy wieder weg und drehte sich zu seinem Vater um.
„Alles okay bei dir?“, fragte der vorsichtig und das war eine Frage, die ihn sonst immer tierisch nervte. Doch an diesem Tag nickte er und lächelte sogar dabei. „Ja, mir geht es gut!“. Und das meinte er auch so.
Wunderschön. Die Jahreszeiten sauber abgedeckt. Die Länge (oder vielmehr Kürze) ist total angemessen. Gut gelungen Sarah!