Autor:in: Wladislav Anikienko

Trennlinien

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In der Zukunft wird die Simulation der Realität immer besser werden, bis es kaum Unterschied zwischen Realwelt und Virtualwelt gibt. Erdanziehung und Luftwiderstand sowie Geschmäcker und Gerüche werden so reibungslos als gefühlsecht wahrgenommen.
Was ist daran so schlecht? In der Gesellschaftswahrnehmung wird leben in der virtuellen Realität zum normalen Bewusstseinszustand.
Warum sich mit Menschen treffen die man nicht mag, warum schlechtes Wetter ertragen, wenn man all diese Variablen kontrollieren kann.
Aus der Sicht von Psychologen ist das Bewusstsein eines Menschen auf der Grundlage der observierten Realität gebildet und so sind alle Heilungs- und Hilfsansätze darauf ausgerichtet, dem Menschen vorzuweisen wie dieser wirklich ist und nicht, wie dieser sich selber sieht oder sehen will.
Wenn man sich die Geschichte der Psychologie ansieht, haben wir die letzten 100 Jahre damit verbracht, Menschen dabei zu helfen, sich selbst besser kennenzulernen, mit ihren Mängeln umzugehen und mit Dingen umzugehen, die sie nicht haben wollen.
Nun aber vergessen diese Nutzer der Virtualwelt, wer sie sind, oder verstricken sich so sehr in die Realität, die sie geschaffen haben, dass sie nicht mehr an ihren eigenen Problemen arbeiten wollen. Anstatt zu versuchen, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die diese an sich selbst nicht mögen, werden sie sich so in der virtuellen Realität präsentieren, wie sie gesehen werden möchten, ohne dass sich etwas an den Nutzern ändert.
Die virtuelle Welt ist gefährlich und sehr trügerisch, es kann beispielsweise ein falsches Gefühl von Präsenz, Handlungsfähigkeit oder Verantwortung erzeugt werden oder komplexe und nuancierte Situationen zu stark vereinfachen, sogar unrealistische oder ungesunde Erwartungen wecken.
Beim Einleben in die Rolle des selbst erschaffenen Alterego beeinflusst dieser den Benutzer und führt zu bewusster und unbewusster Verhaltensänderung. Die Trennlinie zwischen Realität und virtueller Realität werden nämlich verwischt, dabei kommt es zur Desensibilisierung und Dissoziation des Gewissensbewusstseins, was zum Fehlen von Gewissenskonflikten als Folge führt. So wird die Rechenschaftspflicht(die Verantwortung für eigene Taten als auch die Verantwortung vor dem Gesetz und der Moral) untergraben.

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