Seit Anfang Dezember ist unser digitaler Adventskalender online. Darin finden sich Texte, die aus unseren Schreibübungen entstanden sind.
Dabei gab es zwei verschiedene Arten von Schreibübungen: Die Gruppenarbeit, bei der reihum jede:r Anwesende einen Satz hinzufügt und die Einzelarbeit, bei der innerhalb von 30 Minuten vorgegebene Stichworte eingearbeitet wurden.
Jeden Tag wird ein Türchen mit einem neuen Text freigeschaltet. Zum Betrachten der Texte bitte das jeweilige Türchen anklicken (Es kann nur jeweils ein Türchen zurzeit geöffnet werden).
Wir wünschen viel Freude mit unserem Adventskalender und eine besinnliche Vorweihnachtszeit!
Tag 1:
Holpern und Poltern
Draußen war ein Holpern und Poltern zu hören, als ich gerade mein Buch zuklappte, um mich bettfertig zu machen.
Deswegen stand ich kurze Zeit später im Pyjama draußen im Schnee, da es ja geschneit hatte und der Schnee sich 20 cm aufgetürmt hatte.
Ein Waschbär machte sich an den Mülltonnen zu schaffen.
Ich holte einen Besen, um ihn damit zu vertreiben. Mit großen Augen schaute er mich an, stellte sich auf und behauptete seine Stellung.
Dann fragte mich der Waschbär, wie es mir heute geht und ob ich das mit dem Besen nicht bitte sein lassen könne, weil ihm dieser Kampf zwischen Mensch und Tier heute zu anstrengend sei.
Ich antwortete, dass ich mich ja auch lieber im Schnee wälzte (um meine Aggros abzubauen) und so entstand – da er einwilligte – das erste Arrangement zwischen uns. Wir begannen, Schneeengel in meinem Vorgarten zu machen und hatten eine Menge Spaß. So entstand eine wunderbare Freundschaft zwischen mir und dem Waschbären.
Tag 2:
Im Kamin knisterte das Feuer…
So dass der Nikolaus – als er hinuntergerutscht war, sich zunächst mal die Hose verbrannte.
Hektisch schlug er die Flammen aus und richtete seinen Mantel.
Dann fluchte er laut. Jedes Jahr das gleiche Spiel!
Jetzt hatte er aber bald keine Lust mehr.
So beschloss er, dass Weihnachten ab jetzt Geschichte sei und verdingte sich fortan – projektweise – als Geschichtenerzähler, um sich damit (endlich) seine Rente aufzubessern („Nikolaus“ war er ja „nur“ ehrenamtlich gewesen): In Zukunft würde er nur noch Amor am Valentinstag darstellen, das ist wenigstens ein umsatzreiches Geschäft.
Auf diese Weise würde er sich eine goldene Nase verdienen. Dann allerdings dachte er wieder an die Kinder, zu denen er gesandt war.
Er holte sein Zauberglitzer aus der Tasche, schmiss diesen auf die Brandlöcher auf seiner Hose, um diese damit zu reparieren und brandsicher zu machen.
Dann zuckte er mit seinen Schultern und machte sich auf den Weg zum nächsten Kamin.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 3:
Panikten – Der goldene Schimmer
von Mariana Volz
Ich wälzte mich hin und her. Als ich endlich eingeschlafen war, riss mich eine Panikattacke aus dem Schlaf. „Was ein Scheiß“ dachte ich. Morgen ist Weihnachten, alle scheinen glücklich zu sein und ich quäle mich mit Angst und Panik durch die Nacht. Ich bin so müde.
Da fiel mir ein goldener Schimmer in der Ecke meines Zimmers auf. Was war das?
Ich quälte mich aus dem Bett, um näher heranzugehen. Komisch, je näher ich an das Ding herankam, desto weniger konnte ich erkennen, was das war. Ich legte mich auf den Boden, um auf Augenhöhe mit dem goldenen Schimmer zu sein. Ich ging mit meinem Auge so dicht wie möglich an die Lichtquelle heran, als sich der Schimmer plötzlich explosionsartig im ganzen Zimmer ausbreitete. Es blendete mich. Ich konnte gar nichts mehr sehen. Dann wurde das Licht erträglicher und mein ganzes Zimmer wurde in sanftes warmes glitzerndes Licht getaucht.
Eine tiefe dunkle Stimme ertönte und sprach zu mir:
„Morgen ist Weihnachten. Du darfst dir etwas von mir wünschen. ABER bedenke, was auch immer du dir wünscht, wird auch allen anderen Menschen auf der Welt widerfahren!“
Ohne nachzudenken, brüllte ich heraus: „Ich will nie wieder Angst haben!“
„So sei es!“ sagte die Stimme.
Das Glitzern in meinem Zimmer wurde langsam immer dunkler bis es ganz verschwand.
Ich war verwirrt, aber plötzlich überkam mich der Schlaf. Ich schlief auf meinem Zimmerboden liegend direkt ein…
Am nächsten Tag erwachte ich ausgeruht. Ich fühlte mich großartig. Ich genoss das Gefühl, frei von Angst zu sein. Weihnachten wollte ich mit meinen Eltern verbringen, also zog ich mich an und machte mich auf den Weg zu ihnen.
Auf dem Weg fiel mir das Verkehrschaos auf den Straßen auf. Es gab unglaublich viele Autounfälle auf den Straßen. „Naja, diese Winterpracht fordert eben ihren Tribut“, dachte ich mir und schob die ungewöhnlich hohe Anzahl von Autounfällen auf den über Nacht gefallenen Schnee.
Bei meinen Eltern angekommen, hörte ich schon von außen wie sich die beiden stritten. Es ging um die Kerzen auf dem Weihnachtsbaum. Oder, besser gesagt, um den im Flammen stehenden Weihnachtsbaum. Papa meinte, dass er dieses Jahr durchaus wieder echte Kerzen nehmen könnte. Dass unser Kater Joschi gerne auf Bäume klettert, den Weihnachtsbaum umwerfen und so ein Feuer auslösen könnte, davor hatte Papa dieses Jahr plötzlich keine Angst mehr.
Also kam es wie es kam. Der Baum stand in Flammen. Meine Eltern stritten sich darum, ob man deswegen überhaupt die Feuerwehr rufen müsse.
Ich war entsetzt. Also rief ich die Feuerwehr und rannte schnell zurück in meine Wohnung. Mir war klar, dass ich meinen Wunsch zurücknehmen musste.
Auch wenn ich es nicht glauben wollte… Angst war eben doch zu etwas gut.
Meine Angst allerdings würde ich wohl doch auf einem anderen Weg besiegen müssen.
Frohe Weihnachten, ihr anderen Ängstlichen da draußen! Wir finden schon noch unseren Weg.
Dieser Text ist als Einzelaufgabe entstanden. Die Stichworte waren: Augenhöhe, Winterpracht, Goldschimmer Die Aufgabenstellung lautete: “Szenenvorgabe: Du wachst auf…”
Tag 4:
Kinder im Haus
Aufgeregt tobten die Kinder durchs Haus…
Und stürmten erwartungsvoll auf ihren Vater zu, welcher sich – nach Feierabend – seine Feierabendzigarre anzustecken im Begriff war. Er nahm einen tiefen Zug und lächelte ihnen gönnerhaft zu. Jetzt erst erkannt er, dass der kleine Tobi verletzt war.
Erschrocken sprang er auf, im ersten Moment nicht wissend, was er machen sollte.
Da brach ein heller Lichtschein durch das Fenster und hüllte Tobi in sein grün-rotes Licht, was den Vater (endgültig) auf den Plan rief, um fluchend (denn er hatte ja eigentlich Feierabend) einzuschreiten, beziehungsweise der hellen Lichtquelle entgegen zu schreiten.
Tobi – derweil – leckte Blut! Denn seine Lippe war aufgeplatzt nachdem er beim rumtollen mit seiner Schwester gegen die Tür gerannt war.
Der Vater brachte Tobi zum Arzt, der seine Lippe nähen musste. Würde es dieses Jahr ein vernünftiges Weihnachten geben?
Keiner weiß es.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 5:
Kritik an Weihnachten
Weihnachten. Wer hat den Mist eigentlich erfunden? Überall glückliche Menschen und Frieden auf Erden. Das ich nicht lache!
Eigentlich ist das Fest der der Liebe doch nichts als Kommerz und der Weihnachtsmann nur eine Erfindung von einem verdammten Limonaden – Hersteller. !
Das Lametta hat man Jahre später noch überall rumfliegen und keiner denkt dabei an die Umwelt. Bäume werden wahllos abgeholzt, nur damit man sie ins Haus stellen und schmücken kann. Und wozu? !
Damit man Familienmitglieder sieht, die man sowieso nicht sehen will und von denen man sich dann anhören darf, was man im Leben schon alles falsch gemacht hat. !
Man geht Wochen vorher einkaufen und gibt Hunderte von Euro aus, nur damit man die Verwandtschaft beeindrucken kann. !
Und als wenn die Familie nicht schon genug ist, kommen auch noch Freunde und Kollegen an und wollen mit einem auf den Weihnachtsmarkt. !
Glühwein, grelle Lichter, volle Plätze und eine laute Geräuschkulisse. Dinge, die ich nicht brauche! Und der sogenannte Budenzauber ist nichts außer überteuertes Essen und Klimbim, den kein Mensch braucht. !
Gebrannte Mandeln für 4 Euro und billiger Weihnachtsschmuck für ein halbes Vermögen, wo kommen wir denn da hin? Man liest überall von Empowerment, also kann ich ja wohl für mich selbst sagen, dass mir das Weihnachtsfest auf den Zeiger geht. !
Ich bin jedes Jahr froh, wenn es vorbei ist, aber leider kommen die Feiertage ja immer wieder. Jahr ein, Jahr aus. Und dann will noch das Chaos beseitigt werden. Papier, Schleifen, Tesafilm…alles wird verschwendet! Und auch viel zu viel Essen wird einfach weggeworfen. Wenn es nach mir ginge, würde das alles abgeschafft werden, aber da bin ich wohl alleine mit meiner Meinung. Was für eine Schande! !
Gezeichnet: ein entnervter Mitbürger
Dieser Text ist als Einzelaufgabe entstanden. Die Stichworte waren: Lametta, Budenzauber, Empowerment
Die Aufgabenstellung lautete: “Empöre dich.”
Tag 6:
Peter und Luise
An diesem Abend waren Peter und Luise ganz alleine zuhause… Zumindest dachten sie das, bis sie ein Geräusch aus dem Nebenraum hörten. Sie schauten sich an und sprachen sich ab, ob sie hinüber gehen sollten.
Keiner von beiden wagte es jedoch, die Stille zu durchbrechen. Da trat ein großer alter Mann mit weißem Haar und Rauschebart ins Haus,
der – allerdings nur fast – wie Jim Morrison kurz vor seinem Tode (in Paris) aussah! Er hatte einen dicken roten Mantel an und hielt einen großen Jutesack in der Hand. Peter und Luise erschraken fürchterlich.
Sie zitterten wie Espenlaub und ihre Gesichter wurden aschfahl, als der Bärtige mit samtener Stimme „Guten Abend“ sagte. Und da erkannten sie ihn endlich. Es war tatsächlich der legendäre Sänger von „The Doors“, der sich die letzten Jahrzehnte (in Paris) versteckt gehalten hatte.
Und sich für seinen Lebensunterhalt nun als Weihnachtsmann verdingen musste.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 7:
Weihnachten 2424 , die „Vierundzwanzigste“
„Pfefferkuchen Mandelkern : Haben kleine Kinder gern“ grüble ich so vor mich hin , während draußen der „NWB“ tutend vorbeirauscht.
-„Ob da wohl wieder jemand zu dicht an den Gleisen stand?“ So in letzter Zeit is nix mehr passiert : Ist lange her , dass diese Zugstrecke gelegentlich ausfiel … (na ja .. während „Corona“ warn halt die vielen Bauarbeiten , das gesamte Streckennetz bis „BHH“ betreffend ..wollt ich ja eh nicht hin… im Winter – welcher sich z zt noch in der Testphase befindet ) . Erstmal Advent (inkl Nikolaus)…
Wann kommt eigentlich „die göttliche Gnade „ ? Ach ja , an Heiligabend natürlich : ist auch schon vorgeplant – und falls Gottes Gnade auch zu mir käme , könnte ich sie ja dann „weiterleiten“ – (= alter Wunschtraum von mir… für Heiligabend ) (werde da nicht in die Villa gehen – dafür an einem Feiertag… und mich am andern Tag kurz mit meinen Söhnen ( plus Anhang) – treffen.
Die selbigen sind ja nun keine Kinder nicht mehr . Und essen kein„Pfefferkuchen Mandelkern”(stattdessen erdnußgeschwängerte “Snickers” , also schokoriegel , welche spuren – oder sollte man besser sporen sagen – von erdnuss enthalten )
Ich selbst halte es mit ganz normalen lebkuchen , welche sich in dieser adventszeit zeitgleich mit mir abends im bett einfinden (Laken muß eh bald gewechselt werden). Aber wieso eigentlich Pfefferkuchen?
Wer hat denn früher sowas überhaupt gegessen ? Pfeffer wurde möglicherweise in “Bethlehems Stall” “gefunden” – als Notlösung : “Und Gott spendierte – in seiner Gnade – den Pfeffer…zum…sagen wir mal “Trockenbrot” –Pfeffer wurde ja damals im Orient(übers schwarze Meer) hinaus gehandelt – (Ja so könnte es gewesen sein)!
Jedoch- wo ich gerade steh und geh – hier ist gar nicht BethlehemsStall…( auch wenn es wohl damals ähnlich kurios und stark Personen-frequentiert – wie hier am Sebaldsbrücker Bahnhof – zugegangen sein mag . (Möchte in diese Szenerie nicht unnötig einsteigen – dafür wird wohl am diesjährigen heiligen Abend falls ich da alleine bleiben sollte – wohl genügend Zeit sein – für ultimatives „Streetworking“ ! Gibts eigentlich `´nen Grund, hier mitten auf dem Hauptverkehrs umsteige platz zu dissoziieren. Ich sortiere mich kurz durch zwischendurch – der „Archivar“ in mir – legt es in die Zwischenablage. Kommt noch was ? War da noch was ? Wieso stehe ich hier eigentlich draußen in der Kälte ? Ich könnte hoch in die Redaktionsräume gehen und mir dort einen warmen (Arbeits?)platz suchen gehen…. WAHRgenommen/MASSgenommen MASSnehmen-werden und dann wieder die Verantwortung tragen – für das nun mögliche Desaster : meine Hände sind bereits klamm : Stehe gleich wieder vor der Villa – wie einst Maria und Josef vor Bethlehems Stall… und noch kein wärmend-rettender Esel im Sicht ,mit som wunderbaren felligen energetisch aufgeladenen Körper – „gut vorgeglüht “ – :
Da fällt mir wiederum mein Auto ein , welches ich heute zuhause gelassen habe (letzte Chance vor dem Winter , nochmal mit dem E-Bike hierherzukommen….aba…. lieber wäre ich natürlich mit einem Esel gekommen !) Und gleich – ich spürs in der – mich umgebenden – „AURA“ – wird wirklich etwas WUNDERBARES passieren , Und ich denke : „Aurora mit dem Sonnenstern ! “ ….häää ??? : Aba jaaa doch, das wärs doch gewesen – damals in Bethlehemstall : ein „Instant-Weizengrieß“ – TOPF : kurz angefeuert…Grütze heiß machen… (Brunnen)wasser dazu (für alle geladenenen und ungeladenen Gäste) : FERTIG !!! „Gieß Wasser dazu , heiß alle willkommen !“ ….in Bethlehems Stall…..
Da fällt mir wiederum mein Auto ein , welches ich heute zuhause gelassen habe (letzte Chance vor dem Winter ,
nochmal mit dem E-Bike hierherzukommen….aba…. lieber wäre ich natürlich mit einem Esel gekommen !)
Und gleich
ich spürs in der – mich umgebenden – „AURA“ – wird wirklich etwas WUNDERBARES passieren , Und ich denke : „Aurora mit dem Sonnenstern ! “ ….häää ??? :
Aba jaaa doch, das wärs doch gewesen – damals in Bethlehemstall :
ein „Instant-Weizengrieß“ – TOPF :
kurz angefeuert…Grütze heiß machen… (Brunnen)wasser dazu
(für alle geladenenen und ungeladenen Gäste) :
FERTIG !!!
„Gieß Wasser dazu , heiß alle willkommen !“
….in Bethlehems Stall…..
Dieser Text ist als Einzelaufgabe entstanden. Die Stichworte waren: Pfefferkuchen
Die Aufgabenstellung lautete: “Du bist an einem Ort aufgewacht und weißt überhaupt nicht, wie du dorthin gelangt bist.”
Tag 8:
Schlittschuhlauf
von Nadine Böhme und Sarah Hulmes
Ein eisiger Schneesturm tobte vor der Tür … und Karla zog sich bibbernd ihre Schlittschuhe aus, erleichtert darüber, endlich in der Hütte angekommen zu sein.
Das Feuer im Kamin loderte und sie war froh, dass sie sich endlich wärmen konnte. Ihre Finger quollen auf, als sie langsam wieder auftauten. Der Kamin und der Schneesturm erinnerten sie an vergangene Weihnachten, an denen sie noch jünger war. Als Kind hatte sie gern Eislaufwettrennen gegen ihren Bruder gemacht.
Heute hatten beide allerdings ihr eigenes Leben und sahen sich kaum noch. Manchmal vermisste sie ihn, doch sie war sich nicht sicher, ob ihre Gefühle tatsächlich ihm galten oder ihren gemeinsamen Erinnerungen. Also sah sie auf den Schneesturm und überlegte, sich bei ihm zu melden und ihm ein frohes Fest zu wünschen.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 9:
Esel
Nach einem anstrengenden Tag auf dem Feld kam Esel zurück in den Stall. Aber es waren nicht, wie sonst, seine Mitbewohnerschaft,
Kuh und Stier zuhause, sondern auch zwei Zweibeiner, die er nicht kannte. Der eine hatte Haare im Gesicht und der andere trug einen Schleier und hatte einen dicken Bauch. Normalerweise hatte er nichts gegen Besuch, aber Dieser nagte an seinen Nerven. Nicht nur, dass ein ziemlich heller Stern direkt in seinen Schlafplatz leuchtete, der dicke Zweibeiner fing an laut rumzuschreien und legte nach einer gefühlten Ewigkeit ein kleines blutiges Etwas in sein Frühstück.
Kurz darauf klopfte es und drei weitere Zweibeiner drangen singend und tanzend in sein Refugium ein. Ziemlich angefressen schnappte Esel sich einen Strohstern und begab sich kauend zu seiner Schwester im Nebenstall. „Endlich Ruhe“ dachte er und schrieb in Gedanken einen Wunschzettel: Möhren, 2 Tage die Woche frei und frisches, unbesudeltes Heu standen ganz oben.
Dieser Text ist als Einzelaufgabe entstanden. Die Stichworte waren: Strohstern, Wunschzettel
Die Aufgabenstellung lautete: “Erzähl das Krippenspiel aus Sicht des Esels.”
Tag 10:
Zartes Klingeln
Ein leises, zartes Klingeln war zu hören…
…und raubte ihm jeden Nerv. Langsam fühlte er wieder dieses Kribbeln in sich aufsteigen. War das Freude, die er da empfand?
Und wollte er – dem Klingeln aufstehend nachgehend – eine Enttäuschung riskieren? Er entschied sich dagegen, schaltete auf einen anderen Kanal und legte die Füße hoch. Da fiel ihm auf, dass das Klingeln lauter wurde. Heute hatte er keine Lust zu öffnen. Er hatte das Recht, die Tür zu zu lassen!
Wozu zahlte man schließlich Miete! Verdammt nochmal! Sicherlich wollte der Nachbar wieder Kuchen bringen, während er eigentlich nur seine Ruhe haben wollte. Doch was war das plötzlich für ein lieblicher Duft, der da durch den Türschlitz in seine Wohnung kroch? Es war der Pizzadienst, welcher ihm klar signalisierte, dass es die Pizza heute gratis gab, allerdings trug dieser – verdächtigerweise – ein Dokument bei sich – das wie ein Vertragsformular anmutete – sowie einen Kuli. Glücklicherweise fiel ihm ein, dass er gar keine Pizza mag, er machte den Fernseher lauter und genoss einen großen Becher Zimttee.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 11:
Cagliostra
von Nadine Böhme
Cagliostra befand sich im Haus der Katzen. Es kam ihr hier nach wie vor befremdlich vor. Doch dieses Mal gruselten sie mehr als die vielen Katzen aller Art noch die verspielte Weihnachtsdeko im ganzen Haus. Die Villa schien wie ein wohliges Wohnzimmer, riesig, mit Spielereien, Zuckerstangen und kleinen Holzengeln am Treppengeländer. Dazwischen ragte hier und da ein flauschiger Katzenschwanz, Pfoten mit langen erschauernden Krallen zerfurchten warme Winterdecken. Irgendwo bimmelte eine Weihnachtsmelodie, ganz leise und zart, im Hintergrund von Fauchen, Miauen, spielerischem Kratzen und Gejaule.
Es war ungewöhnlich warm im Inneren des Hauses, fast als befänden sie sich in einer Wüste, anstatt Venedigs verschneiter Seitenstraßen. Ein Räuchermännchen grinste ihr zu. Cagliostra zog ihren Rücken instinktiv zu einem Buckel zusammen und erschauderte von der unheimlichen Grimmasse. Das Lächeln wirkte ihr aufgesetzt, gekünstelt, falsch. Wie der Rest an diesem Ort, vor allem aber der Hausherrin. Sie verstand nicht, weshalb Serafin immer wieder hierher zurückkehrte. Sicher, er tauschte seine Funde gegen die Medikamente für seine Mutter, aber war ihr je ein Lebewesen wichtig genug gewesen, dass sie dafür solche Bürde auf sich nehmen würde?
Sie leckte sich die Pfote sauber, nachdem sie in eine Kakaopfütze getreten war. Ihre Zunge schmeckte die Schokolade, obwohl sie aus goldenem Stein bestand. Für Serafin würde sie alles tun, dachte sie. Fast alles. Man solle ja nicht übertreiben. Ein Knacken ertönte und erneut stellten sich ihr alle Haare in Alarmbereitschaft auf, die Beine zum Sprung angesetzt, bereit zum Angriff. Die drei Meter hohe Sphinx, halb Katze, halb Mensch, hatte mit ihrem Nussknacker eine Walnuss geöffnet. Er wirkte winzig in ihren langen schmalen Fingern, die groß genug waren, um sie selbst, eine geflügelte steinerne Katze, samt der Flügel wie eine Hülle zu umschließen. Wahrscheinlich hatte Cagliostra deshalb Angst, hier zu sein. Vermutlich waren die Hände der Sphinx auch nicht so gewaltig wie sie sich ausmalte, immerhin hatte sie sie noch nie aus der Nähe betrachtet. Ihr Sicherheitsabstand betrug meist zehn Meter, wenn überhaupt. Meistens wartete sie in einem anderen Zimmer bis ihr Herr zurückkam, eigentlich, wenn sie es zugab, sogar eher vor dem Haus oder auf der Dachspitze.
Dort konnte man gut die Umgebung nach Wachmännern belauern und blieb zugleich den anderen Katzen fern. Die Gesellschaft ihrer Artgenossen hatte Cagliostra noch nie mit Freude erfüllt. Generell zog sie es vor, alleine unterwegs zu sein. Bis sie Serafin begegnet war. Er verstand ihren Humor, gab ihr Aufmerksamkeit und zugleich genug Freiraum, den sie viel mehr als Nähe brauchte. Die Sache mit den Katzen war, dass sie alle doch sehr eigen waren. Betrachte man das Spektrum der Neurodiversität, gab es wohl mindestens eine Katze im Haus, die sich an einem Punkt der Skala befand. Die einen waren so neurotypisch und sterbenslangweilig, dass Cagliostra sie beinahe noch weniger ertrug als die vielfaltlosen Menschen – mit Ausnahme von Serafin natürlich. Die anderen Katzen waren noch anstrengender als sie, führten mehr Selbstgespräche, wollten immer im Mittelpunkt sein, die eine mehr glänzen als die andere. Cagliostra waren die anderen egal. Sie hasste es bei Ihresgleichen zu sein, weil keine Katze ihrer Neurodivergenz glich. Als nähmen ihre Schnurrhaare die Umwelt auf einer anderen Frequenz wahr.
Dieser Text ist als Einzelaufgabe entstanden. Die Stichworte waren: Räuchermännchen, Nussknacker, Neurodiversität
Die Aufgabenstellung lautete: “Such dir eine Szene aus deinem Lieblingsroman/Film und schreibe Sie nicht aus der Sicht des „Helden“ sondern aus einer anderen Sicht.”
Tag 12:
Und da stolperte er zur Tür hinein…
und hatte die Arme voller Geschenke für die Kinder und den Rest der Familie. Da erst fiel ihm wieder ein, dass die Kinder längst erwachsen und aus dem Hause waren. Mit gesenktem Kopf schlurfte er zu seinem Zeitreise- Portal. Vorher kaufte er sich aber noch ein AR-15 Sturmgewehr, da dieses in der Zukunft ein rares und teures Sammlerstück ist. Man weiß ja nie, ob man zukünftig Geld braucht und das AR-15 Sturmgewehr dann einfach zum Pfandleiher seines Vertrauens bringen kann.
Eigentlich wollte er ja in die Vergangenheit reisen, doch die Zukunft sah attraktiver aus. Eigentlich wollte er sich gar nicht so recht darauf besinnen, dass Weihnachten war, was auch immer das je gewesen war. So beschloss er, dass ab heute jeden Tag Weihnachten sein sollte. Nur die Bedeutung des Festes sollte von nun an etwas anders sein. Die Bedeutung von jetzt an sollte sein: Ich bin wertvoll, liebenswürdig, achte gut auf mich selbst, und mache es mir an Weihnachten jetzt immer ganz schön, auch wenn ich allein mit mir bin. Ob Familie oder nicht, es ist wichtig, sich eine schöne Zeit zu machen, und selbst zuzusehen, dass man glücklich ist.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 13:
Konflikt im Zwielicht-Haus
(Petrus Retrograd und seine „Weihnachts-Pappenheimer“)
Hinsichtlich potenzieller Toxizität von weihnachtlich geweihten Zutaten für das diesjährige Weihnachtsessen im einladenden Hause der Großeltern machte sich Petrus an seinem letzten Arbeitstag vor der Weihnachtspause schwere Gedanken. Mittels aufgestütztem Kopf „klebte“ er er an seinem Schreibtisch : der erste Programmierversuch schlug prompt fehl! Verzweifelnd schlug er die Faust gegen die Stuhllehne ,worauf jene knarzte bis die Hand schmerzte, woraufhin Petrus beschloss, sich besser seiner sehr schwierigen Programmierarbeit zuzuwenden.
Schließlich wollte er auch die „User“ in einer funktionierenden „psychosozialen“ Weihnachtszeit willkommen heißen und für sie die Möglichkeit bereitstellen , sich nicht nur tolle Videos (unter „psychosozialem Deckmäntelchen“) sondern auch tolle Musik-audios nach freier Wahl durch eine Verschaltung der Website mit dem „Audio-Riesen„Soundabout“ in der doch manchmal tristen Weihnachtszeit genießen zu können.
Da klopfte es plötzlich an die Tür und ein langer Arm – vermutlich weiblichen Ursprungs reichte eine lieblose Blechdose, welche allerdings mit leckersten Lebkuchen und Zimtsternen angefüllt war, hinan. „Ne ne „ sprach Petrus – kurz angebunden – und schmunzelte innerlich – blieb jedoch nach außen hin trocken.
(Da wusste wohl jemand nicht Bescheid über (seine puristischen Gewohnheiten).
„Aber Herr Retroprad, nehmen Sie sich ruhig einen…komm, Petrus, nimm ruhig noch einen : Einmal ist keinmal ! Einmal könnte aber auch einmal zu viel!“ konterte Petrus lax.
Da ertönte es im Raum hinter ihm – der das Pech hatte, gleich hinter der Tür zu sitzen – aus den sogenannten hinteren Rängen: „ Wehret den Anfängen!“ woraufhin Banderas, welcher sich zeitgleich zu einer kurzen kollegial Inspektion eingefunden hatte – obwohl er sich ja offiziell auf der „User-Ebene“aufhielt (Man betone : Nicht „Looser“ sondern „User“)sich wie immer eines zusätzlichen Kommentares nicht „entblöden“ konnte:
„ Jaaaa, wehre dich, Petrus!“
infolgedessen Petrus ihn barsch in die Schranken verweisen musste mit den Worten:
“Und du, du musst ja hier schließlich nicht dein Geld verdienen!“ Da jedoch Banderas heute gut ausgeschlafen hatte keineswegs beleidigt schien – setzte er ebenfalls einen obendrauf:
Aber ich, geb ja schließlich keins aus ….oder…(kleinlaut:) Dies wiederum verwirrte Petrus aufs äußerste, so dass er sich zur Kehrtwendung durchrang, dem vermeintlich unschönen Thema, welches noch auf seiner Agenda stand: Toxisches Weihnachten, zuwandte. Unverwandt wandte er sich dem noch im Raum befindlichen weinhnachtsfeenhaften Wesen zu:
„Wieso eigentlich …Du bäckst, ähhh du kochst doch eigentlich… (wie er vermutete :als „Öko-Wesen ) …selber lieber mit „öko“ und so….) also…ich meine…wieso kommst du dann hier..na ja …mit sowas und …. „Ohhhh, „ tönte es schnell dazwischen, „ da hat aber einer schlechte Laune am Mittag. Dann iss doch einfach…..
Nun erhob sich Petrus demonstrativ:
„So, hört bitte alle mal her! : ….und dass das jetzt mal klar ist: Ich bin schon wieder von meinen Großeltern eingeladen – die kochen rustikal, da wartet noch ne Menge Gift auf mich. Und dabei lächelte er – leicht maliziös.
Und die hereinreichende, allerdings für heute – was Petrus Wenigkeit anbelangte – wenig bereichernde Erscheinung eines salopp-modisch gekleideten Feenwesens, entschwebte ebenso schnell, wie es gekommen war.
Dieser Text ist als Einzelaufgabe entstanden.
Tag 14:
Der Zug ist abgefahren
Hansels Eisenbahn war weg und stand nicht mehr am alten Fleck. Nun stand Hansel am Gleis und schaute den Rücklichtern des Zuges hinterher, die sich immer weiter entfernten. Wie sollte er es bloß noch rechtzeitig nach Hause zum Weihnachtsessen schaffen?
Er hatte seine Familie das ganze Jahr nicht gesehen und vermisste sie ganz doll, sodass er auf ein Wunder hoffte.
Da schaute er zum Himmel und sah den Weihnachtsmann mit seinem Schlitten und den Rentieren direkt auf ihn zusteuern. „Ist der jetzt verrückt geworden?“, dachte er. Den gibt’s doch in Wirklichkeit gar nicht. Im letzten Augenblick sprang er zur Seite, bevor der Schlitten ihn noch erwischte.
„Ho ho ho, mein lieber Hansel! Soll ich dich ein Stückchen mitnehmen?“, fragte der Weihnachtsmann mit einem Lächeln auf den Lippen. Hansel sah ihn irritiert an, schließlich hätte der Weihnachtsmann ihn fast umgefahren! „Okay Weihnachtsmann, du hast mich zwar gerade fast mit deinem Schlitten überfahren, aber ich nehme dein Angebot dankend an, schließlich will ich nicht das Weihnachtsessen mit meiner Familie verpassen.“
Und so kam es, dass Hansel doch noch rechtzeitig zum Weihnachtsessen bei seiner Familie war. Und alle waren glücklich und vergaßen alles um sich herum. Dann wachte Hansel auf.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 15:
Last fucking Christmas
Als es Abend wurde und der erste Stern am Himmel aufgegangen war, fiel ihr plötzlich auf, dass es stiller zu sein schien als sonst. Da war kein Husten, kein vorbei fahrendes Auto, keine zwitschernden Vögel und niemand der sagte „Der Kaffee ist fertig“.
Da ertönte plötzlich ein tiefes, allumfassendes Brummen und der Song „Last Christmas“ schien wie aus dem Nichts in alle Straßen und in jedem Haus zu laufen. Verwundert schaute sie sich um und versuchte auszumachen, wer die Musik angeschaltet hatte. Da sah sie eine Douglas-Parfümerie-Filiale, aus der wie jedes Jahr der Song „Last Christmas“ um diese Jahreszeit in Dauerschleife lief, damit jeder Kunde der reinkam dieselbe wundervolle vorweihnachtliche Shoppingstimmung bekam und ordentlich einkaufte.
Auf einmal verspürte sie große Lust, sämtliche Parfumflakons aus den Regalen zu reißen und mit einem möglichst lauten Scheppern auf den Boden zu werfen. Stattdessen lief sie am Laden vorbei und schrie: „Last fucking Christmas!“ Einige Leute blieben stehen und schauten sie verwundert an. Genervt sah sie zu den Leuten und ging in Richtung ihres Hauses.
Dieser scheiß Kommerz ging ihr sowas von gegen den Strich, sie war einfach froh, dass sie nicht so materiell eingestellt war und freute sich auf ein paar besinnliche, ruhige Tage mit ihrem Lieblingsbuch auf ihrem Wohlfühlsessel.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 16:
Möhre, Maus und Mistelzweig
In den frühen Morgenstunden lief eine Katze auf leisen Pfoten durch den weichen Schnee. Sie fragte sich, wie dieses Weihnachten ohne ein Zuhause wohl werden würde. Überall leuchteten Lichter, doch sie war gar nicht in weihnachtlicher Stimmung.
Dabei träumte sie heimlich von einem ketzerischen Festmahl, von Whiskas, über Lachs bis hin zu Mäuseragout sollte alles dabei sein. Da fiel auf einmal die Karotte von dem Schneemann herunter, der im Garten stand und ihr zuzuzwinkern schien.
Doch Karotten waren gerade so gar nicht, wonach ihr der Sinn stand. Sie nahm die Karotte trotzdem in ihr samtweiches Mäulchen und tapste munter los zu ihrem Hasenkumpel Sascha, denn der würde sich sicher über so eine schöne saftige Karotte freuen. Sascha wühlte gerade im Schnee, als er die Katze kommen sah.
„Hallo Kätzchen“, sagte er erfreut „ist diese prächtige, knackige Möhre etwa ein Weihnachtsgeschenk für mich?“
„Ja“, entgegnete unser kleines weiches Kätzchen, „aber nur, wenn du auch was für mich hast, Sascha!“ Und Sascha hatte tatsächlich eine Maus für das Kätzchen gefangen! Da freute sich unsere Katze und spielte noch ein bisschen unter dem Mistelzweig mit der Maus, bevor sie sie fraß.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 17:
Umarmung unterm Weihnachtsbaum
Die letzte Kerze des Adventskranzes erlosch und läutete die Feiertage ein. Susi freute sich schon wahnsinnig auf ihre Tante Renate aus Amerika, die dieses Jahr zu Besuch kommen will. Als sie sie zuletzt gesehen hatte, war sie noch ein Kind gewesen, unbeschwert und ohne Last auf ihren Schultern.
Heute ist sie 42 und jeder Tag fällt ihr schwer. Doch als sie das Leuchten in Tante Renates Augen sah, wusste Susi, dass Tante Renate sie nie vergessen hatte.
„Ich habe dich so vermisst, Kind!“, sagte Tante Renate und breitete die Arme aus. Susi fühlte sich in Renates Armen so geborgen, wie sie sich noch nie in ihrem Leben gefühlt hatte und sie kostete diesen Moment voll und ganz aus. Sie begannen, sich Geschichten von damals zu erzählen und auch darüber, was sie zwischenzeitlich alles erlebt hatten.
Es war viel passiert und sie hatten sich eine Menge zu erzählen. Sie beschlossen, sich ab jetzt häufiger zu treffen und nie wieder so viel Zeit vergehen zu lassen ohne sich wenigstens telefonisch zu melden. Und so wurde dieses Weihnachtsfest für beide etwas ganz besonderes.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 18:
Was soll der Geiz?!
Der Duft nach Tannenbaum und das Knistern im Kamin erfüllten den Raum. Die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck stand bereit und im Hintergrund lief leise Weihnachtsmusik. Onkel Friedrich kam zur Türe herein, unterm Arm eine riesige, wunderschöne, sattgrüne Nordmanntanne. „Du kannst damit gleich rückwärts wieder hinaus gehen, Onkel Friedrich!“ rief ich, wütend wie ich war. Schließlich hatten wir bereits einen Weihnachtsbaum aufgestellt.
„Kein Problem, dann haben wir noch mehr Feuerholz für den Kamin“, antwortete Onkel Friedrich belustigt und setzte sich in den schön gemütlichen alten Ohrensessel. „Oder wir haben dieses Jahr zwei Bäume“, sagte die kleine Lena und ihre Augen leuchteten.
Als Onkel Friedrich sah, wie die kleine Lena sich freute, entschied er kurzerhand, dass es dieses Jahr tatsächlich zwei Weihnachtsbäume werden würden und den einen darf Lena nach Lust und Laune schmücken, wie sie es schön findet.
Da stampfte Großmutter Hildegard mit den Füßen energisch auf und sagte mit fester Stimme:
„Zwei Bäume gibt’s nicht! Das ist untraditionell! Wir spenden lieber einen davon dem Nachbarn, der immer so alleine ist. Und du darfst ihn trotzdem schmücken, liebe Lena!“
Der Nachbar freute sich riesig über den unverhofften Weihnachtsbaum. Als Dank bot der Nachbar allen warme, wunderbar nach Zimt duftende Weihnachtskekse an, die er gerade gebacken hatte.
Alle freuten sich und es wurde ein wunderschönes gemeinsames Weihnachtsfest.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 19:
Einsam war es an diesem Tag,
… als sie anfing für Weihnachten zu dekorieren. Ihre Lieblingsglaskugeln befanden sich im Keller, wo sie ewig nicht gewesen war. Also nahm sie allen Mut zusammen und ging die Treppen zum Keller runter um die Kugeln zu holen.
Überall befanden sich Kisten. Allerlei Gerümpel, Kram und Zeug, das sich stapelte, umher verstreut lag und sich zu Ungeheuern türmte.
Schnell suchte sie den Lichtschalter und der alte tanzende Weihnachtsmann, der keine Batterien hatte, lächelte sie an.
Sein Lächeln schien ihr trist und doch tröstlich zugleich. Eigentlich halfen ihre Kinder beim Schmücken des Baumes, doch die saßen vor den Computern, und ihr Mann arbeitete.
Immerhin waren sie nun alt genug, dass sie sich traute, die Glaskugeln ihrer Urgroßmutter herauf zu kramen und aufzuhängen.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 20:
Bratapfelduft zog durchs Haus…
und mischte sich in die Erinnerung an eine längst vergessen und begraben geglaubte Zeit. Eine Zeit an die ich mich gerne zurück erinnere.
Auf einmal begann der Esel zu schreien. Das Schreien durchzog meinen Körper wie ein Blitzschlag. Was war bloß mit dem Esel los?
Ich traute mich nicht raus zu gehen, um zu gucken, doch dieses in die Knochen ziehende Schreien ließ mir keine Ruhe. Ich rannte zum Backofen, holte einen heißen Bratapfel aus dem Ofen und schmiss ihn dem schreienden Esel vors Maul.
Der Esel biss sofort gierig in den noch dampfenden Apfel und verbrannte sich furchtbar die Zunge. Trotzdem schlang er ihn runter als wenn es kein Morgen gäbe, und dachte sich dabei wahrscheinlich: „Etwas besseres als den Tod finde ich überall.“ Verwirrt sah ich den Esel an, der den Rückzug antrat. Er musste vom gierigen Schlingen mit Schluckauf kämpfen. Lustig sah es aus, als er so hopsend davon stapfte in die angenehm kühle Winteratmosphäre hinaus. Der Bratapfel allerdings lag ihm schwer im Magen, und würde ihm wohl bis ins neue Jahr hinein Probleme bereiten. „Das hat man nun davon“, dachte er.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 21:
„Das Jahr ist alt geworden…“
…, sagte irgendjemand, der öfters solche seltsamen Dinge sagt. „ Aber dafür ist das neue umso jünger“, sagte jemand, der ebenfalls öfter solche seltsamen Dinge sagt. „Aber ist es nicht egal, wie jung oder alt das Jahr ist?“, fragte jemand anderes. Das Gespräch verstummte abrupt, während sie eine ganze Weile verlegen auf den Boden starrten. „Schweigen ist doch scheiße“, schrie Anna, und verstreute glitzernde Kekse in die Menge.
Alle stürzten sich auf die Kekse wie ausgehungerte Hyänen. Marcus sagte dann, dass er durchaus fände, dass es enorm wichtig wäre, wie alt oder jung das Jahr sei, um sich in angemessener Weise mit Neujahrsvorsätzen zum Beispiel zu beschäftigen.
Da warf Anna ihm einen Keks an den Kopf. „Anna!“, rief Marcus bestürzt, und sah Anna fassungslos an. „Reißt euch doch mal ein bisschen zusammen!“, schlug Peter vor, der bisher noch gar nichts gesagt hatte. Da schoben sich die Wolken auseinander und ein heller Lichtstrahl erleuchtete den Platz. Erst waren sie alle nur geblendet, doch dann kam die Hitze und es wurde immer heißer. Dann ein unheimlich lauter Knall, und es ward wieder dunkel. Aber dieses Dunkel war eigentlich kein Dunkel. Es war das Nichts, das schon von Anbeginn der Zeit existierte und für immer existieren wird.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 22:
Die LED- Anzeige blinkte dramatisch…
aber Snowy der Schneemann tanzte weiter zu Last Chrismas als wäre nichts passiert. Dann klopfte es an der Tür. Snowy vermutete den Weihnachtsmann vor der Türe, aber war es dafür nicht noch zu früh? Heute war doch erst der 12.12.2022. Als er die Tür öffnete sah er Rudolph mit seiner roten Nase davor stehen.
„Hey Rudolph“, sagte er „hast du schon wieder getrunken?“ Rudolph riss seine Augen weit auf und brachte seine Empörung durch einen lauten nach Glühwein riechenden Rülps zum Ausdruck. Dann zog er den Sicherungsstift aus der Handgranate und grinste dümmlich.
Snowy wollte nicht, dass Rudolph auf diese Art und Weise mit seinen Aggressionen umging, entriss ihm den Sicherungsstift und steckte ihn wieder in die Handgranate. „Rudolph, es ist bald Weihnachten, es nützt nichts, wenn du uns beide in die Luft sprengst!“ Rudolph überlegte hin und her und wieder her und wieder hin, wusste jedoch nicht so richtig, was er tun sollte, während er langsam wieder nüchterner wurde. Langsam kullerten Tränen aus Rudolphs Augen. Er fing an Snowy zu erzählen, was in der letzten Zeit alles passiert war. Snowy nahm Rudolph in die Arme und lud ihn zu sich zum Weihnachtsessen ein.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 23:
Ein gleißendes Licht leuchtete am Horizont…
als sie am Fenster stand und den runden, vollen, strahlenden Mond am Abendhimmel bestaunte. Das Mondlicht hüllte sie in einen sanften Schleier. Da hörte sie plötzlich einen Mann grimmig vor sich her murmeln. Der Mann schien im Rhythmus von Jingle Bells irgendwelche Corona- Regeln vor sich hin zu murmeln.
Sie steckte sich die Kopfhörer wieder in die Ohren, ging in die Vorratskammer, holte zwei saftige Valencia- Orangen und warf sie mit voller Kraft in Richtung des Mannes. Eine davon traf den Mann direkt ins Auge, zerplatzte, und der Saft der Orange lief ihm das Gesicht herunter.
Siegessicher schloss sie das Fenster und hoffte auf Ruhe. Doch der Mann redete weiter von Masken und Abstand.
Wie ein Ausrufer aus dem Mittelalter sah er dabei aus, und vergaß darüber, dass es kalt draußen war, und dass Weihnachten war. Wie sollte er sich auch daran erinnern? Seitdem er sich der Operation unterzogen hatte, war sein Gedächtnis nur noch ein Haufen grauer Löcher.
Und die Moral von der Geschicht´: Manchmal sind graue Löcher im Kopf besser, als sich an Schmerzliches erinnern zu müssen.
Dieser Text ist als Gruppenaufgabe entstanden.
Tag 24:
Auf dem Planeten Exon
von Nadine Böhme
Auf dem Planeten Exon, welcher 3x so groß ist wie das Zentrum des uns bekannten Sonnensystems, nämlich der Sonne, und 6,273x so klein wie der Planet XR579B der Andromedagalaxie, leben die uns Menschen ähnlichen Lebewesen: die Exons. Exons sind Echsenmenschen. Sie sind teils grün, teils braun, teils schwarz-gelb gefleckt wie ein Feuersalamander. Genau genommen sind sie in allen möglichen Farben vertreten, sogar in Henam, einer Farbe, dessen Wellenlänge mit unserem Auge nicht greifbar ist. Die Exons haben die Fähigkeit Infrarot und Ultraviolett wahrnehmen zu können, in verschiedene Sicht-Modi zu wechseln je nach Umwelt und Situation, als würde man die Augen durch eine Wärmebildkamera und andere Maschinen, die noch nicht auf der Erde erfunden worden sind, austauschen. Exons nehmen ein sehr viel breiteres Farbspektrum wahr als Menschen überhaupt ahnen, dass es existiert.
Zwar sind Exons im Schnitt gerade mal 3 Exx groß, umgerechnet nach uns bekannter Maßeinheit etwa 73 cm – dennoch empfinden sie gerade die ihnen ähnliche Spezies auf der Erde, uns, den Menschen nämlich, als sehr süß und naiv. Ähnlich wie ein kleines Kind, das noch vieles in seinem Leben nicht begreifen kann, zugleich in der festen Annahme bereits allwissend durch die Welt zu stolzieren. Ja, die Menschen hatten eine sehr selbstbestimmte Art, sich, und ihre Sicht auf die Welt, ihre Berechnungen, ja fast narzisstische Art, als das einzig Wahre und Richtige anzupreisen. Dabei glich ihrem Wissen über das Universum etwa der Relation eines einzelnen unerforschten Sandkorns, das die gesamte Sahara repräsentieren sollte.
Kurz um: Die Menschen hatten nicht die leiseste Ahnung vom Leben. Ihre Werte, Prinzipien, Theorien und Annahmen haben eine Aussagekraft wie die lange Liste eines Wunschzettels.
Das war eine Tradition, die man sich auf Exon von den Menschen abgeschaut hatte: Die Güte zur Weihnachtszeit, das Fest der Liebe. Nächstenliebe wird bei den Exons mehr wertgeschätzt als uns vorstellbar, was zu unglaublich geringem Leiden unter der exoischen Gesellschaft führt. Sie sind sehr viel weiser, weniger nachtragend, empathischer als wir Menschen. Bei ihnen gab es noch nie einen Krieg. Sie kennen keine Armut, denn sie verstehen nicht den Grund, weshalb man sich weigern sollte mit den anderen zu teilen. Eben jene Güte wollen sie in der Exona (Die Exon-Nacht) wertschätzen.
Die Nacht geht ca. 73 Stunden, es wird gesungen, jede*r bringt etwas zum Buffet, alle helfen. Das Fest hat keinen religiösen Hintergrund, die christliche Tradition galt lediglich als Inspiration. Weihnachtsstress ist etwas, was es bei der Exona nicht gibt. Denn da alle Aufgaben teilen, ist keine*r überlastet. Die Exons generieren aus dem gegenseitigen Geben statt Nehmen sogar ihre Energie. Nach der Exona und auch schon währenddessen entsteht durch den positiven Hormonüberschuss sogar eine Art „Afterglow“. Die schuppige Haut wird dann von einem Goldschimmer überzogen. „Exa Exô Exam.“ ist der Cenm, ähnlich eines Gebets oder Psalms, in der exonianischen Sprache.
Übersetzt: „Wir strahlen vor Glückseligkeit.“
Dieser Text ist als Einzelaufgabe entstanden. Die Stichworte waren: Wunschzettel, Goldschimmer, Selbstbestimmt
Die Aufgabenstellung lautete: „Was wäre, wenn…?“
Wer Lust hat, der kann sich unter folgendem Link ein Mandala zum ausmalen herunterladen.