18.7.2015 Seminar im Wichernhaus
Ich hatte ja von Psychiatrie und seelischen Erkrankungen (Krise) keine Ahnung, und genau dazu findet heute ein Seminar im Wichernhaus statt, wo ich auch noch nie gewesen bin.
Ich schaue schon aus der Straßenbahn, um es zu entdecken und sehe dann mehrere Menschen vor einem Haus, da müsste es doch sein, und ja, richtig. Wenig später sitzen wir, ein Dutzend Teilnehmer, gut verteilt im Raum und stellen uns kurz vor, so auch der Referent Martin Lindheimer, Vorsitzender im Bundesverband Psychiatrie Erfahrener. Alle Teilnehmer dürfen eine Karte ziehen, mit einem Bild oder einem Sinnspruch drauf, um dann allen anderen zu erklären, warum man die Karte zog. Ich habe mir die Karte mit Ekel Alfred ausgesucht, der mit seiner polternden Überheblichkeit für mich heute kein Vorbild sein sollte. Nach diesem lockeren Beginn widmen wir uns dem eigentlichen Thema KRISE (der Psyche) und tun dies mit ein paar Stichpunkten. Zu jedem Punkt werden nach kurzem Brainstorming der Teilnehmer Begriffe gesammelt und geordnet an die Tafel geschrieben. Die Punkte sind: Was ist eine Krise? Deren Ursachen, Wege heraus, Hilfe und Ende der Krise. Zu jedem Punkt wird einiges auf dem Flipchart notiert und dabei eifrig diskutiert. Gerade beim Punkt Wege aus der Krise sind sich die Teilnehmer einig, dass ihnen Psychopharmaka geschadet und andere Dinge geholfen haben, wie Arbeit (Tagesstruktur) und Freunde (Gespräche, praktische Unterstützung). Überhaupt wird der Komplex Psychiatrie Zwangsbehandlung Medikamente sehr kritisch gesehen und mit den Behandlungsmethoden der NS Zeit verglichen. Es kam auch das Thema auf, wie leicht ein Mensch in die Maschinerie, in das Räderwerk Psychiatrie geraten kann. Es reicht mitunter, dass ein Familienmitglied oder jemand aus dem Umfeld den späteren Patienten belastet, der zuständige Arzt die entsprechende Diagnose erstellt und als Folge gibt es einen weiteren Patienten im System Psychiatrie. Dazu nannte der Referent das Beispiel: Person wird als Ruhestörung empfunden, Polizei taucht auf, Mitnahme zum Revier, später Ambulanz und Einweisung. Nach bald fünf Stunden wird ein Fazit des Seminars gezogen, das positiv ausfällt. Gelobt werden die interessanten Impulse, der rege wie lockere Austausch trotz schwerem Thema und auch persönliche Fragen wurden beantwortet. Somit ein gelungener Nachmittag für alle, selbst für mich, der keine Erfahrungen mit dem Thema hatte.