Autor:in: Valentin Skwirblies

Christliches Menschenbild und Digitalisierung

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Organisatorisches:

Das Seminar erstreckte sich wie erwähnt über zwei Tage. Es handelte sich um eine Zusammenarbeit der Thomas-Morus-Akademie mit der Görres Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft. Professor Dr. Armin Grunwald und Dr. Anna Puzio hielten Vorträge vor etwa 30 Zuhörer:innen. Am ersten Tag der Veranstaltung wurden durch Vorträge die Grundlagen für eine Diskussion geschaffen, am zweiten Tag ging es dann stärker in die Diskussion. Zwar gab es auch am zweiten Tag Vorträge, diese wurden jedoch auch durch Diskussionsbeiträge ergänzt.

Inhaltliches:

Es begann mit einem Blick auf den Menschen: Grunwald hielt einen Vortrag über das Anthropozän, das Zeitalter des Menschen. Der Begriff beschreibe das Zeitalter, in welchem wir uns gerade befinden. Denn nirgendwo auf der Erde gäbe es mehr einen Ort, an dem wir Menschen keine Spuren hinterlassen haben. In vielen Fällen seien diese ganz offensichtlich, andernorts seien sie etwas schwieriger zu finden, aber dennoch vorhanden.

Grunwald machte deutlich, dass es viele verschiedene Menschenbilder gibt, die sich sehr voneinander unterscheiden. Es sind unterschiedliche Blickrichtungen auf den Menschen. Menschenbilder haben einen mal stärker, mal weniger stark ausgeprägten normativen Charakter; sie vereinfachen den Menschen und zeigen nicht nur auf wie er ist, sondern auch ein Stück weit wie er sein sollte.

Das christliche Menschenbild zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass der Mensch in der Bibel als „Gott ähnlich“ beschrieben wird. Es betont die menschliche Sonderstellung und die damit einhergehende Verantwortung. Grunwald sprach in diesem Zusammenhang auch vom „Homo responsibiles“, also dem Menschen, der Verantwortung hat. Hier kam das Bild des Menschen als Gärtner auf: Der Mensch lebt in der Natur, gestaltet diese aber auch.

Später ging es dann um die Digitalisierung bzw. auch allgemeiner um Technik. Hier wurde die Wechselwirkung zwischen Mensch und Technik deutlich. Zwar lässt sich sagen, dass Menschen die Technik als Mittel zum Zweck einsetzen, andererseits verändert sie auch den Menschen. Ein Beispiel dafür ist der Mensch, der einen Hammer benutzt und plötzlich überall Nägel sieht – also anfängt, die Welt auch anders wahrzunehmen. So kommt die Frage auf, wer eigentlich in dieser Beziehung Subjekt und wer Objekt ist.

Deutlich wird diese Frage zum Beispiel auch bei Robotern – etwa im Bereich der Science-Fiction. In zahlreichen Filmen und in der Literatur wird die Beziehung zwischen Menschen und Robotern thematisiert, so auch in dem Film „Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader. In diesem geht eine Frau eine Liebesbeziehung zu einem Roboter ein.

Weiterhin wurde neben der Mensch-Technik-Beziehung auch die Mensch-Tier-Beziehung thematisiert und es wurden beispielhafte Vergleiche gezogen. Etwa das Verhältnis des Menschen zum Hund im Vergleich zu dem vom Menschen mit Robotern. Hier kam noch einmal die Sonderstellung des Menschen im christlichen Bild zur Sprache und der Begriff der Seele wurde hier verwendet.

Psychosozialer Bezug:


Damit sind wir beim psychosozialen Bezug. Mit dem Begriff der „Seele“ (oder je nach Übersetzung auch „psyche“) setzt sich auch das Christentum immer wieder auseinander. Es ist der Gedanke, dass da neben der reinen Materie noch etwas ist, was den Menschen ausmacht: seine Entscheidungen, seine Emotionen, sein Wille – all das kann der Seele zugeschrieben werden. Und in diesem Punkt schienen sich die Teilnehmer des Seminars einig zu sein: eine Seele hat ein Roboter nicht.

Auch braucht ein Roboter keine Wärme, keine Zuwendung und keine Liebe. Dies sind menschliche Bedürfnisse. Und da Menschen nun einmal Zeit mit der Nutzung von Technik verbringen, ist es wichtig sich damit auseinander zu setzen, wie sich die Beziehung zwischen Menschen und Maschinen entwickelt und welchen Stellenwert sie einnimmt.

Zwischen Technikskepsis und Technikbegeisterung tut sich ein breites Spektrum auf. Die einen nehmen Computer und Roboter ganz nüchtern als Gegenstände wahr, die bestenfalls funktionieren und schlimmstenfalls abgeschaltet werden müssen, weil sie Fehler verursachen. Andere nutzen diese Systeme ganz anders und bauen zum Beispiel freundschaftliche Beziehungen zu künstlichen Intelligenzen auf. Die App Replika sei an dieser Stelle nur kurz erwähnt.

Technik polarisiert also. Ein Teil der Menschen begeistert sich dafür, während sich bei anderen ein Gefühl der Unterlegenheit breitmacht. Wichtig wird in Zukunft sein, darauf zu achten, wie die Technik genutzt wird und welche Konsequenzen dies für die seelische Gesundheit hat.

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