Autor:in: Ingo Bathmann

Die Kalupkes

Hier die Fortsetzung eines kleinen Ausschnitts aus einer kreativen Schaffensphase:

…währenddessen im wohlig warmen Wohnzimmer der Kalupkes. Opa Kalupke, in seinem beigen belgischem Ohrensessel sitzend, knickte den oberen Rand der Zeitung ab um auf die Standuhr zu schauen, mal wieder nicht daran denkend, dass diese seit 38 Jahren hinter dem Ohrensessel stand. Sei´s drum, dachte er … und wo war Oma, die aus dem Keller ein eingemachtes Glas, seiner innig geliebten, australischen Seegurken raufholen sollte.

Rückblick: Seit 52 Jahren waren die beiden nun schon glücklich verheiratet. Nur einmal waren dunkle Wolken über die sonst so traute Zweisamkeit gezogen. Opa Kalupke hatte derzeit durch den Kauf von 1500 250gr.-Packungen Butter der Marke Schmiergena sein Ziel erreicht, das Sammelalbum über afrikanische Schnabelfische zu vervollständigen. Und schon auf dem Boden der 917ten Packung fand Opa Kalupke den eingestanzten Goldcode für eine Reise in die Thai-Jen-Provinz im Nord-Westen Chinas. Na wenn sich das mal nicht gelohnt hat, dachte er, während er die Butter wieder in die 917 Packungen zurückfüllte.

Opa Kalupke, damals ein junger dynamischer Fischaugenzudrücker in der hiesigen Fischkonservenfabrik, hatte seine Arbeit verloren … und sie auch vier Jahre später nicht wiedergefunden. Um die Familie über Wasser zu halten, hatte Oma Kalupke eine mager bezahlte Tätigkeit in Fredis Fischpinte unten am Hafen angenommen.

Wären da nur nicht die schmierigen Annäherungsversuche von Fredi gewesen, der ständig versuchte, sich ihr in der zwei Quadratmeter großen Dachbodenküche anzunähern. Oma war deshalb oft neben der Spur, aber zum Glück waren derzeit die Gehwege noch breit genug, um ein paar hundert Meter auf Ihnen fahren zu können (wenn man, wie Oma, mal wieder neben der Spur war).

So kam es, wie es kam – der junge Opa Kalupke verordnete Oma Kalupke die Reise in die Thai-Jen-Provinz nach China, nicht ahnend, was er damit auslösen würde… aber dazu später!

Währendessen im Keller: Langsam öffnete sich ein schwarzer Vorhang, und legte einen Blick frei auf Thommy den Kater, der gerade an einer halboffenen Packung Butter leckte, die Oma Kalupke bei ihrer Schwindelattacke aus den Regalen zu Boden gerissen hatte! Oma war wieder zu Bewusstsein gekommen.

Was war passiert? – Oma Kalupke hatte ausgerechnet das Glas australische Seegurken aus dem Regal genommen, bei dem Opa Kalupke am Vortag schon eine Probeverkostung vorgenommen hatte, und nur halb verschlossen zurückgestellt hatte! Opa mochte seine Gurken nämlich pelzig! Was Opa nach Jahren nichts mehr ausmachte – die leicht stechenden Faulgase-, hatten Oma Kalupke prompt aus den Pelzlatschen gehauen, als die Gase ihr in die Nase stiegen.