YouTube, Facebook, WhatsApp,… Social Media hat sich einen Platz in unserem Leben ergattert. Welche Auswirkungen das auf unser Ernährungsverhalten hat, darüber zeigen sich Experten besorgt.
Soziale Medien – was ist das eigentlich?
Der Begriff „Soziale Medien“ (engl. „Social Media“) ist ziemlich weit gefasst und bezeichnet diejenigen Medien und Plattformen, die den Nutzer:innen eine Möglichkeit geben, digitale Inhalte auszutauschen. Dies geschieht in aller Regel über das Internet. Unter den Begriff fallen auch die sogenannten „Sozialen Netzwerke“ wie Facebook, Instagram und Twitter. Aber auch andere Plattformen wie beispielsweise YouTube oder Instant Messenger wie WhatsApp können als „Social Media“ gelten.
Ernährung als Thema in den Sozialen Medien
Die Autorin Eva-Maria Endres hat sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und sowohl ein Buch mit dem Titel „Ernährung in Sozialen Medien“ als auch den Online-Artikel „Essen in den sozialen Medien“ geschrieben. Sie ist PhD-Studentin im Bereich Journalismus an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Sie beschreibt das Phänomen, das die Inhalte der Sozialen Medien von den Nutzer:innen geschaffen werden – auch beim Thema „Ernährung“. Endres kritisiert, dass Expert:innen auf diesem Gebiet sich zu wenig in den Sozialen Medien beteiligen. Dies und die derzeit stattfindende Demokratisierung des Wissens trügen dazu bei, „dass zahlreiche Influencer wie Blogger oder You¬Tuber mit ihrer enormen Reichweite einen Großteil der Ernährungsinformationen im Netz verbreiten und eben nicht mehr die Ernährungsexperten.“
Auch Simonetta Zieger sieht eine Schwierigkeit darin, dass jede:r in den Sozialen Medien beim Thema „Ernährung“ mitreden kann. Denn dadurch könne jede:r jede:n beeinflussen „und selbst beeinflusst werden“, schreibt sie in ihrem Online-Artikel „Wie Social Media das Essverhalten beeinflusst“. Die freiberufliche Journalistin hat ihren Bachelor in Ernährungsmanagement und Diätetik sowie ihren Master in Public Health Nutrition gemacht. Eine Gefahr sieht Zieger darin, dass in den Sozialen Medien teils falsche Informationen über Ernährung verbreitet werden und diese gerade die überwiegend jungen Nutzer:innen der Plattformen negativ beeinflussen. Das sei fatal, da sich „Verhaltensweisen, also auch solche in Bezug auf Essen, bis ins junge Erwachsenenalter ausbilden“.
Melissa Hepting macht auf die Gefahr, die von Peergroups ausgehen kann, aufmerksam. In ihrem Artikel „Einfluss der sozialen Medien auf das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen“ schreibt die Studentin: „Vor allem junge Leute sind auf der Suche nach Identifikation, Vorbildern oder Bestätigung. Durch sogenannte Peer-Groups wächst die Gruppenzugehörigkeit, jedoch kann dies gefährliche Folgen haben. Likes, Nachrichten und Klicks bestätigen das eigene Verhalten. Bei Diäten oder dem Schönheitswahn animieren sie zum weitermachen.“
Dr. Christopher Holmberg von der University of Gothenburg vertritt einen ähnlichen Standpunkt. In seinem Beitrag „Food And Social Media — A Complicated Relationship” auf der HuffPost Plattform beschreibt er, dass es Online-Communities gibt, welche Magersucht und Bulimie verharmlosen oder gar als Lebenseinstellung propagieren. In solchen Communities würden die Nutzer:innen etwa riskante Tipps zum Abnehmen teilen. Holmberg beschäftigt sich schon lange mit Gesundheitsthemen und hat 2018 seine Dissertation im Bereich „Food and Nutrition“ verteidigt.
Filterblasen und Algorithmen
Ein weiteres Problem entsteht durch die Algorithmen der Sozialen Medien. Diese sind oftmals so ausgelegt, dass User:innen weitere Inhalte angezeigt bekommen, die ihren bisherigen Klicks ähneln. Dies führt den/die User:in in eine sogenannte Filterblase, in der er/sie nur noch Inhalte angezeigt bekommt, die eine bestehende Tendenz noch unterstützen. Wie Filterblasen entstehen und was man dagegen tun kann, hat Ina Mangold vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg in ihrem Onlinebeitrag ausführlich beschrieben.
Fazit
Dadurch, dass in den Sozialen Medien jede:r zu Wort kommt, ist es schwierig, aus der großen Menge an Informationen rund um das Thema Ernährung die hilfreichen von den weniger hilfreichen Informationen zu unterscheiden. Erschwerend kommt hinzu, das soziale und technische Dynamiken gerade bei jungen Nutzer:innen schädliche Ernährungsweisen unterstützen können.