Datum/Uhrzeit
27.02.2026
9:00 - 17:00
Veranstaltungsort
Berliner Freiheit 10, 28327 Bremen
Kategorie
Tags
Bürgerzentrum Neue Vahr e.V., Carina Thewald, DGSP, Jan E. Schlimme, Jörg Utschakowski, Katrin Rautenberg, Nika Kühne, Stefan Leucht, Susann Kabisch
Beschreibung
Psychopharmaka gehören nach wie vor zum Standardrepertoire psychiatrischer Behandlung. Ihr Einsatz ist tief verankert in einer medizinisch geprägten Logik von Symptombekämpfung und Stabilisierung. Gleichzeitig gibt es ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass ihr Einsatz nicht immer hilfreich ist – und dass Reduktion oder Absetzen für viele Betroffene wichtige Schritte sein können. Ein solcher Prozess ist gleichwohl oft alles andere als einfach.
Viele Menschen erleben Psychopharmaka nicht nur als hilfreich, sondern auch als belastend – körperlich, psychisch, sozial. In der psychiatrischen Regelversorgung fehlt oft der Raum, diese Ambivalenzen ernsthaft zu verhandeln oder gar einen herausfordernden Reduktionsprozess zu begleiten.
Die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) lädt am Freitag, den 27. Februar 2026 zum Fachtag “Psychose- und Depressionsbegleitung” ein. Im Mittelpunkt stehen die Themen Psychopharmaka, Alternativen und die Menschenrechte.
Psychiatrisches Fachpersonal sowie die An- und Zugehörige stehen dabei oftmals unter großem Druck. Zeit- und Personalmangel, Verantwortung und Sorge erschweren die Begleitung. Medikamentengabe wird so oft zur pragmatischen Notlösung in einem System, das zu wenig Raum lässt für Aushandlung, Zweifel oder Alternativen.
Die Beiträge dieses Fachtags beleuchten verschiedene Aspekte dieses komplexen Feldes: klinische Forschung, Betroffenenperspektiven, internationale Leitlinien, rechtliche Rahmenbedingungen. Gemeinsam bilden sie ein Mosaik an Wissen, Erfahrung und Haltung. Nicht um ein einfaches „Für oder Wider“ zu entscheiden – sondern um die Bedingungen für eine menschenwürdige, verantwortliche und solidarische Psychiatrie neu zu verhandeln.
Der Fachtag der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) möchte diese Spannungsfelder sichtbar machen – und einen Raum öffnen für ehrlichen Austausch, für Perspektivenvielfalt und gegenseitiges Verstehen.
Programm:
09:00 Uhr
Ankommen
09:15 Uhr
Begrüßung
- Grußworte des DGSP-Vorstands
- Jörg Utschakowski, Referatsleitung – Psychiatrie und Sucht, Senat für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Freie Hansestadt Bremen
- Susann Kabisch, Philosophin, Sprecher:in des Fachausschusses Psychopharmaka
Moderation: Susann Kabisch und Jann E. Schlimme
10:00 Uhr
Medikamentenreduktion im Rahmen der Komplexbehandlung einer psychiatrischen Institutsambulanz
Katrin Rautenberg, Dr. med., Psychiaterin, Stellvertretende Chefärztin – Psychotraumatologie (DeGPT), Ameos Klinikum Bremen
Nika Kühne, Genesungsbegleitung, Empowerment College, FOKUS Bremen
10:45 Uhr
Kaffeepause
11:15 Uhr
Was wissen wir derzeit über die Risiken und Vorteile des Reduzierens von Antipsychotika nach Abklingen psychotischer Episoden?
Stefan Leucht, Prof. Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, TU München
12:00 Uhr
Das postakute Entzugssyndrom nach Absetzen von Antidepressiva
Carina Thewald, Betroffene, Software-Entwicklerin, Arbeits-/Organisations-Coach. Masterstudentin Public Health, Mitglied im Team zum Aufbau eines deutschen Ablegers von Mad in America
12:45 Uhr
Mittagspause
13:45 – 15:45 Uhr
Workshops
15:45 – 16:15 Uhr
Kaffeepause
16:15 Uhr
Absetzen, Aufklärung, Zwang – Die neuen Richtlinien von WHO und UN
Dr. Peter Lehmann, Dipl.-Pädagoge, Inhaber des Antipsychiatrieverlags, Patientenvertreter im G-BA
Dr. Martin Zinkler, Psychiater und Psychotherapeut, UN-Unterausschuss zur Verhütung von Folter
17:00 Uhr
Ende der Veranstaltung
Gebühren:
DGSP-Mitglieder:
105,00 EUR
Nicht-Mitglieder:
125,00 EUR
Empfänger:innen von Grundsicherung / Bürgergeld und Vollzeitstudierende (Nachweis bitte der Anmeldung beilegen):
55,00 EUR
Veranstaltungsort ist das Bürgerzentrum Neue Vahr.
