Autor:in: Peter Schwarz

Falsche Medikamentierung in der Psychiatrie

Mit meinem Aufbegehren gegen eine unhaltbare Situation an meinem Arbeitsplatz begann ein jahrelanger Zermürbungs- und Entmündigungsprozess. Im Rahmen einer psychischen Ausnahmesituation im Jahr 2002 habe ich eine schwerwiegend belastende Erfahrung mit der Psychiatrie gemacht. Es kam zu einer medikamentösen Zwangsbehandlung und gerichtlichen Unterbringung, nicht so wie das Gesetz es vorschreibt. Danach kam es zu neurologischen Folgeschäden, wahrscheinlich durch die medikamentöse Behandlung bedingt, die mich in eine Situation des Ausgeliefertseins und der Pflegebedürftigkeit gebracht haben.

Schon zwei Jahre später zeigten sich zunehmende Nebenwirkungen dieser Behandlung mit schmerzhaften Verkrampfungen und Bewegungsstörungen, die in der Folge zu einer schweren körperlichen Behinderung führten, so dass ich 2012 in einem Pflegeheim versorgt wurde, weil ich kaum mehr gehen und mich nicht mehr selbstständig ernähren konnte.

Ich musste die Medikamente unter Beobachtung einnehmen, Pflegedienste oder auch Krankenpfleger hatten den Auftrag die Einnahme genaustens zu kontrollieren.

Ich ließ mir in 2013 auf eigene Initiative hin einen Hirnschrittmacher einsetzen. Ein Hirnschrittmacher ist ein technisches Gerät, das zur Behandlung verschiedener neurologischer Erkrankungen eingesetzt wird. Dabei setzt der Neurochirurg den Hirnschrittmacher – ähnlich wie einen Herzschrittmacher – ins Gehirn ein, wo dieser hochfrequente elektrische Impulse an bestimmte Hirnareale abgibt. Die Operation bezeichnet man als tiefe Hirnstimulation. Dieser Hirnschrittmacher linderte und beseitigte die infolge der Medikamente entstandenen Schädigungen. Zudem aktivierte er das Gehirn und veränderte die Psyche. Tiefe Hirnstimulation bei Patienten kann helfen die Stimmung zu verbessern und Ängste zu lindern.

Trotz der durch Neuroleptika bedingten Schäden erfolgte noch bizarrer Weise bis 2013 eine Behandlung mit diesen Medikamenten. Dann wurde sie durch mich beendet.

Ich stand unberechtigt unter gesetzlicher Betreuung. Zur Aufhebung der Betreuung wurden nur bestimmte Ärzte vom Gericht zugelassen. Ein Wechsel der Betreuer wurde trotz zahlreicher Konflikte und Ungereimtheiten nicht umgesetzt. Erst durch meine Hartnäckigkeit konnte eine Bekannte meine Betreuung übernehmen, so konnte ich mich endlich wieder frei bewegen. Ich nahm Kontakt zum medienbekannten Chefarzt der Psychiatrie in Heidenheim Dr. Zinkler auf und bat ihn um Unterstützung. Er vertrat die Sichtweise, dass ich meine Angelegenheiten wieder selbst wahrnehmen kann und setzte sich für eine rasche Aufhebung der Betreuung ein. Er erstellte ein entsprechendes Gutachten und die Zwangsbetreuung wurde durch meine mehrfachen hartnäckigen Beschwerden 2018 aufgehoben.

Fakt ist: Ich wurde ein hilfsbedürftiger Mensch, der zwangsbehandelt wurde und dadurch langfristig körperliche Schäden davongetragen hat. Außerdem ist da noch die enorme emotionale Belastung, die meine Geschichte mit sich bringt. Ich hatte aufgrund der Neuroleptika, die mir unter Zwang verordnet wurden, die Hölle auf Erden erlebt.

Aus meiner Erfahrung kann ich folgende Lehren ziehen:

– Mit der Wirkung des Neuroleptikums entwickelt sich eine Veränderung des Gehirns, und das Denken, Handeln und Fühlen wird beseitigt. Aufgrund der tiefgreifenden bewusstseinsverändernden Nebenwirkungen realisiert die Person nicht, was mit ihr geschieht. Die Fähigkeiten, komplexe Sachverhalte zu begreifen und neue Informationen zu verarbeiten, werden durch Neuroleptika negativ beeinflusst.

– Wenn ein Patient über längere Zeit hinweg Psychopharmaka oder Neuroleptika zu sich nimmt, sind oft starke Schädigungen des Gehirns die Folge.

– Neuroleptika haben so extreme Nebenwirkungen bis hin zum schleichenden Tod, dass meiner Ansicht nach die Anwendung dieser Mittel stark eingeschränkt werden sollte.

Das Magazin “Odysso – Wissen im SWR” hat einen kurzen Film über die Geschichte gesendet, der im Internet zu sehen ist:

https://www.youtube.com/watch?v=qnBxx5BzbVU