Wenn man wie wir, meine Frau und ich, in unserem Alter eine Wohnung gefunden haben, die den eigenen Ansprüchen genügt und die auch sonst so seine Vorteile hat, wie Fahrstuhl und eine Klingelanlage mit Sprechanlage, so dass erst gar keine lästigen Vertreter oder die Zeugenn Jehovas an die Wohnungstür kommen können, dann ist das schon ‘ne tolle Sache. Und jetzt, da unsere Kinder auch nicht mehr zu Hause bei Muttern wohnen, haben wir sogar noch ein Zimmer mehr zur Verfügung, so dass wir sogar mal wieder einen Rückzugsraum für uns haben, wenn der eine mal im Wohnzimmer auf der Couch liegt oder solche Geschichten. Mittlerweile wohnen wir dort nun schon über 10 Jahre und wir wollen dort auch weiter wohnen bleiben (es sei denn, die Lottofee findet doch noch irgendwann einmal den Weg zu uns). Da kam es ja im letzten Jahr ganz gut gelegen, dass die Wohnungsbaugesellschaft (die größte in Bremen) uns anschrieb, dass es mal an der Zeit wäre, die Badezimmer zu modernisieren. Badmodernisierung! Hört sich gut an. Die Badewanne sah eh nicht mehr so toll aus, wenn man bedenkt, wie alt die Wohnungen sind und wie viele Vormieter da vielleicht schon drin gebadet haben. Und Modernisierung auch in dem Sinne, dass man nicht mehr in die Badewanne klettern braucht (schließlich werden die Knochen ja nicht mehr jünger), wenn man duschen will. Alles schön und gut. Das war im letzten Jahr Ende Oktober/Anfang November. Anfang Dezember, man hatte eigentlich ganz andere Sachen im Kopf, kam dann wieder ein Erinnerungsschreiben, dass ja nun bald die Umbaumaßnahmen beginnen würden. Angedacht war der Zeitraum Anfang bis Mitte Januar. Aber vorher sollte noch eine Mieterversammlung und eine Besichtigung der zu bearbeitenden Räumlichkeiten stattfinden. Denn mit dem neuen Bad sollte auch der gesamte Wasserzu- und ablauf erneuert werden, sprich: auch die Küche würde in die Baumaßnahmen einbezogen. Ach ja, und eine neue Stromverteilung würde auch mit eingebaut. Die alte Verteilung saß im Flur. Also würde auch der Flur bearbeitet werden. Man denkt ja: alte Verteilung raus – neue Verteilung rein. Nein! Die neue Verteilung käme in den Abstellraum! Also noch ein Raum! Nun gut! ‘”Schauen wir mal, was da so auf der Mieterversammlung erzählt und erklärt wird”. Der Tag der Versammlung war gekommen. Viele Mieter waren da, viele Fragen wurden gestellt. Wie lange dauert das Ganze? Wo geht man auf’s Klo? Gibt es die ganze Zeit Wasser? Wo geht man duschen? Fragen über Fragen, … und Antworten? Alles ganz locker sehen: Fließend Wasser gäbe es die ganze Zeit, notfalls aus der provisorischen Wasserleitung draußen auf dem Laubengang der jeweiligen Etage. Warm machen würde man das dann allerdings auf dem Herd müssen. Komfortable Duschen gäbe es draußen vorm Haus in niedlichen, kleinen Containern. Auch Toiletten! Tagsüber! Im gleichen Container! Abends und nachts würde man immer aufs eigene Klo gehen können. Okay, warten wir mal ab, wie das dann so abgehen würde. Für die ganzen Unannehmlichkeiten würde sich die Baugesellschaft mit einer Summe X in Form einer Mietminderung bedanken. Na danke, das Jobcenter freut sich bestimmt dann auch darüber, dass Sie uns dann weniger Geld überweisen müssten. Der Tag der Besichtigung war gekommen und der Bauleiter schaute sich die Räume und die Beschaffenheit und die Dicke der Wände an, machte sich irgendwelche Notizen und sagte dann, was für uns zur Vorbereitung zu tun sein würde: Badezimmer ausräumen- alles , was bei Umbaubeginn noch da wäre, würde gnadenlos mit entsorgt. Flur müsste leergeräumt werden, sonst könnte ja was kaputt gehen bzw. es würde alles vollgestaubt. Der Abstellraum – auch leerräumen. In dem eh schon “kleinen Loch” könnte ja sonst keiner arbeiten. Und dann die Küche! Der Topfschrank müsste leergeräumt werden – und (!) vorsichtshalber auch die Hängeschränke an der Wand zum Badezimmer. Es sei ja schon mal vorgekommen, dass die auch gerne mal von der Wand fielen, wenn nebenan mit schwerem Gerät gearbeitet würde. Aber wir sollten uns keine Sorgen machen, denn die Baugesellschaft wäre ja gut versichert! Das fing im Vorfeld ja schon mal gut an! Schöne Bescherung, Weihnachten stand ja vor der Tür. Das neue Jahr war gekommen und Mitte Januar auch. Aber noch waren keine Bauarbeiter bzw. Vorbereitungen zu sehen. Dafür dann Ende Januar Post von der Baugesellschaft. Beginn der Baumaßnahmen: Ende Februar; Dauer der Maßnahmen: ca. 21 Tage. Pro Wohneinheit! Halleluja! Das kann ja heiter werden! Der Termin war dann gekommen und überall an den Wohnungstüren wurden sogenannte Laufzettel geklebt. Ich muss dazu noch sagen, dass wir in einem sehr großen Mehrfamilienhaus wohnen (98 Parteien) und dass die Bauarbeiter den Block in einzelne Stränge aufgeteilt hatten. Also zuerst die 14 Wohnungen ganz links usw. usw. Einen Wohnungsschlüssel hatte ich im Vorfeld schon beim Hausmeister abgegeben, um den Handwerkern freien Zutritt zur Wohnung zu gewähren, wenn ich zur Arbeit war. Ich kam also am ersten Tag nach Hause, Wohnungstür sperrangelweit auf, kein Arbeiter zu sehen, aber der Teppichboden im Flur war schon mal mit einer dicken “Papierfolie” abgeklebt. Das war’s dann auch für den Rest des Tages. Bzw. für den Rest der Woche. Trotzdem jeden morgen bis mittags die Tür sperrangelweit auf. Und das im Februar. Immer windig und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die ganze Woche lang. Habe dann gemerkt, dass die Handwerker in der ersten Woche nur die oberen 7 Etagen abgearbeitet hatten. Das “Gute” daran war, dass wir noch in unserem alten Bad duschen konnten. Die Woche drauf aber, da ging die Post dann richtig ab. Ich kam Montagmittag nach Hause – da waren dann die Türen der Räume, in denen nichts gemacht werden sollte (+ Küche) mit Reißverschlussplanen abgeklebt und im Bad war schon fast alles entkernt. Dann mein Blick in die Küche: Puh! Die Hängeschränke hingen noch da, wo sie hängen sollten! Aber, als ich einen Schrank vorsichtig geöffnet hatte, war alles, was nicht am Boden festgehalten wurde und nicht ausgeräumt war, bis nach vorn gerutscht. Gut, dass die Türen nicht ohne weiteres einfach aufgegangen waren. Und dann die Spüle. Unsere Mischbatterie (Wasserhahn) war durch eine mickrige, neue Einheitsbatterie ausgetauscht worden. Obwohl bei der Erstbesichtigung vermerkt war, dass wir eine Einbauküche mit eigener Mischbatterie haben und dass diese auch nicht ausgetauscht werden sollte. So war es auch auf dem Arbeitszettel an der Wohnungstür mit Textmarker vermerkt. Na ja, ich habe mir meinen Teil gedacht und bin erstmal runter zum Bauleiter-Container und hab Alarm gemacht. Der Bauleiter entschuldigte sich, dass seine Leute ja ein bisschen unter Zeitdruck arbeiten würden und wohl nicht so genau auf den Zettel geachtet hätten. Ich sagte dann nur, dass mir das egal wäre und dass das doch bitte wieder in seinen Originalzustand hergestellt werden sollte. Er würde sich kümmern, sagte er mir dann. In der Wohnung wieder angekommen, war dann erstmal ‘ne halbe Stunde Ruhe. Wahrscheinlich Mittagspause. Dann klopfte es an der Wohnzimmertür, und da stand ein wohl von seinem Chef zusammengefalteter und vor mir zum Kniefall bereiter Handwerker mit unserer “alten” Mischbatterie, entschuldigte sich mehrmals und tauschte das Teil dann umgehend wieder aus. Ich bedankte mich und probierte dann aus, ob auch alles wieder funktionierte. Funktionierte! Da war doch noch was?! Wir haben Waschmaschine und Geschirrspüler in der Küche. Die sind doch auch am gleichen Wasserhahn und am gleichen Abfluss angeschlossen. Ich schaue vorsichtig unter die Spüle… nur drei Schläuche angeschlossen. Zwei Geräte – vier Schläuche. Der Wasserzulaufschlauch vom Geschirrspüler war unter den Schrank gerutscht – aus den Augen, aus dem Sinn. Also wieder zum Bauleiter, Trara gemacht und der zusammengefaltete Monteur erschien noch einmal und fiel erneut (symbolisch) auf die Knie und behob den Schaden. Und so gestaltete sich das fast die ganze Woche. Als abenteuerlich erwies sich dann aber noch das Duschen im Container. Erstmal musste ich mich ja vergewissern, ob der Container überhaupt frei war. Es gab nämlich gar keinen Benutzerplan oder ähnliches. Also einfach so nach unten gehen war ja auf Grund der Witterungsverhältnisse auch nicht unbedingt eine Option. Man konnte aber vom Laubengang aus sehen, ob im Container Licht brannte oder nicht. Alles dunkel, also frische Klamotten, Handtuch und Duschgel etc. geschnappt und ab nach unten, Container aufgeschlossen und erstmal umgeguckt. Was bei insgesamt knapp 2-3 m² kein so großes Problem war. Das Erste, was auffiel, war die Tatsache, dass es keine Ablagefläche oder Haken gab, wo man seine Sachen hätte abstellen oder aufhängen können. Dann die Dusche: Der Duschkopf hing irgendwo an der Stange, man konnte ihn irgendwie nicht fixieren oder so und die Wassertemperatur war auch sehr kreislauffördernd. Immer von kalt auf warm und andersrum. Also komfortabel nenn ich anders. Aufgrund der Außentemperaturen war dann in dem kleinen Raum nach dem Duschen doch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Der kleine Einbaulüfter kam gar nicht mit dem Luftaustauschen hinterher. Also nach dem Abtrocknen kam ich kaum in meine frischen Klamotten, weil alles klamm war. Dazu dann noch die Enge in dem Raum… das war das erste und das letzte Mal, dass ich mir das antun musste. Das nächste Mal würde ich das Angebot meines Sohnes annehmen, bei ihm zu Hause duschen zu können. Das Wochenende kam. Ich kam am Freitagmittag nach Hause und die Handwerker ließen schon fast ihre Werkzeuge fallen (in diesem Fall die Elektriker).
Ich machte meinen inzwischen täglichen Kontrollgang, ob auch alles seine Ordnung hat. In der Küche war etwas ungewöhnlich. Die Digitalanzeige am Herd war nicht am leuchten. Also erstmal gucken, ob der Herd funktionierte. Und richtig: Alles tot. Keine Funktion! Weder Herd noch Backofen! Und das zum Wochenende! Runter zum Bauleiter. Das Wochenende ohne Herd und Backofen? Das geht gar nicht! Mit ziemlich erhobener Stimme dem Bauleiter klar gemacht, er solle sich gefälligst kümmern. Kleinlaut mir, aber energisch den Elektrikern gegenüber, zitierte er diese dann zurück (die hatten schon ihre Werkzeuge etc. in ihren Fahrzeugen verstaut!). Wieder oben in der Wohnung, kam dann der ganze Trupp Elektriker und schaute sich alles ganz schlau an, was da denn wohl im Argen läge. Da wollten die mir doch tatsächlich weis machen, dass Herd und Backofen nicht vorschriftsmäßig angeschlossen gewesen wären. Ich bin ja fast vom Glauben abgefallen. Mein Puls ging “auf 180” und ich wurde wieder laut und verklickerte den “jungen Schnöseln” von Elektrikern, dass Herd und Backofen vorher ja auch funktioniert hatten und sogar von der Elektrofirma angeschlossen waren, bei der auch sie arbeiteten! Die Jungs steckten ihre Köpfe zusammen und schienen sich untereinander zu beraten. Es war mittlerweile schon halb zwei. Die erste Überstunde vorm Wochenende war bereits angefangen. Ansage des offensichtlichen Vorarbeiters: “Okay, wir bringen das in Ordnung. Und anschließend machen wir noch den ECheck! “E-Check?! ? Das würde ja heißen, dass alle elektrischen Geschichten im ganzen Haushalt überprüft werden müssten. Wir haben da auf dem Flur noch eine Steckdose, die wir in den Jahren, die wir hier schon wohnen, noch nie benutzt haben, weil die Abdeckung davon nur noch am “seidenen Faden” hängt. Na ja, das würden die dann ja wohl auch feststellen und den Schaden dann beheben! Okay, Herd und Backofen waren mittlerweile angeschlossen und die Jungs fingen ihren “E-Check” an. Die Steckdosen, die sie sehen konnten, maßen sie irgendwie durch und die Werte schrieben sie auf. Steckdosen, die mit Schränken oder Ähnlichem verstellt waren, notierten sie mit Fantasie- bzw. Durchschnittswerten. Und die wackelige Steckdose auf dem Flur??? Da hätte ich doch dem Hausmeister Bescheid sagen sollen. Das läge ja nicht im Arbeitsumfang der Baumaßnahmen, wofür sie ja eigentlich hier arbeiten würden. Hatte ich überhaupt noch einen Glauben??? Ich war nämlich innerhalb kürzester Zeit noch mehr von ihm abgefallen. E-Check machen und diese eine Steckdose würde nicht zum Arbeitsumfang gehören??? Nachdem ich mich lautstark mit den Jungs über “dazu oder nicht dazu gehören” ausgetauscht hatte, sagte dann einer von denen, nachdem er mit einem “Spannungsprüfer-Schraubendreher” geprüft hatte: “Die Steckdose hat ja überhaupt keinen Strom! “! Na, sagte ich, dann kann das Ding ja weg. Ganz vorsichtig schraubte dann einer die Steckdose ab und sagte: “Das war´s dann”. Dann strich er noch die vorstehende Tapete glatt und: PAFF!!! Alles zappenduster!!! Eine Steckdose, die keinen Strom hatte, verursachte einen Kurzschluss! Ich mochte gar nicht weiterdenken …Allein schon der Gedanke, dass unsere kleine Enkeltochter gern mal alles untersucht, wenn sie bei uns zu Besuch ist! Der “Vorarbeiter” klemmte dann die vermeintliche Leitung vom Stromkreis ab, und endlich war Wochenende. Die nächste Woche gestaltete sich dann doch eher unkompliziert. Fast schon unheimlich. Wie beim Fußball: In der Kabine wurden die Spieler (in diesem Fall die Handwerker) ordentlich zusammengesch….. und dann lief alles wie geschmiert. Dann sollte die Baumaßnahme zur Endabnahme kommen. An einem Dienstag, halb zwölf. Es sollte doch jemand der Mietpartei anwesend sein. Ich war extra deswegen eher von der Arbeit nach Hause gegangen. Ich war pünktlich, aber der Bauleiter und der Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaft ließen sich nicht blicken. Um 13:00 h telefonierte ich dann und fragte, wann denn nun jemand kommen würde. Da erzählte man mir dann, dass die Wohnung schon abgenommen worden wäre. Man habe ja noch den Schlüssel gehabt und man wäre schon etwas früher da gewesen. Na toll, Wohnungsabnahme ohne Mieter! Kann denn nicht alles nach Plan laufen, muss man das alles so hinnehmen? Okay, der Trupp kam noch mal wieder, ich ließ noch mal alles Revue passieren, bemängelte noch ein paar Sachen (z.B. war die Badezimmertür nur von der Flurseite gestrichen). Nachdem dann der Maler noch mal da gewesen war, war dann endlich Schluss mit Chaos. Ich forderte meine Schlüssel vom Bauleiter zurück und schloss die Wohnungstür von innen ab. Was für ein Tamtam für ein neues Bad. Aber jetzt haben wir hoffentlich Ruhe für die nächsten Jahre und brauchen so schnell keine Handwerker wieder! Was mich jetzt nur noch ärgert, ist die Tatsache, dass wir den ganzen Horror ertragen mussten, und die Entschädigung (Mietminderung) kassiert das Jobcenter!
Hurra, herzlichen Dank für das neue Bad!