Autor:in: Kay Uwe Schätzchen

manicstreetlife: Hamburg

Es war der 16. Juni 1989. Warum ich das so genau weiß? Ich habe im Internet recherchiert, und an diesem Tag fand das mittlerweile schon legendäre Pink Floyd-Konzert open air im Hamburger Stadtpark statt. Lucky Man, dem oder der einen anderen von euch vielleicht noch aus früheren Stories bekannt, hatte sich zusammen mit zwei Freunden für den, aus heutiger Sicht, Schnäppchenpreis von 50 DM (!) Karten für dieses Event besorgt. Mit Luckys Auto sollte es nach Hamburg gehen. Es kam dann jedoch ein wenig anders. Luckys Auto war an jenem Tag out of order und er selbst auch – was ihn aber nicht davon abhielt, sich auf einen manischen Trip nach Hamburg zu begeben. Er versuchte es per Anhalter und wurde tatsächlich bis Osterholz-Tenever mitgenommen. Dort verschlug ihn das Schicksal in eine Automatenspielhalle. An einem Geldspielautomaten waren gerade zwei junge Typen fertig geworden, und er versuchte sein Glück. Da er keinerlei Erfahrung hatte, bekam er von den beiden eine kurze „Einweisung”. Mit dem, was dann passierte, hatte wohl keiner gerechnet – am allerwenigsten er selbst. Wie durch ein Wunder kam ein Freispiel nach dem anderen. Am Ende spuckte der Automat doch tatsächlich 150 DM aus. Reichlich euphorisiert und mit genügend Bargeld ausgestattet, nahm er sich ein Taxi zum Bahnhof und setzte sich in den nächsten Zug nach Hamburg. Im Speisewagen ließ er es sich gutgehen und traf auch noch eine nette junge Dame, mit der er sich bis Hamburg-Altona angeregt unterhielt. Dort angekommen, ging es wieder mit dem Taxi geradewegs zum Stadtpark. Leider jedoch hatte Lucky in seiner Rechnung den Zeitfaktor nicht berücksichtigt, denn bei seiner Ankunft war das Konzert schon so gut wie zu Ende. Am Rande des Parks hatten einige Freaks ihr Lager aufgeschlagen, und es roch stark nach Gras. Die ersten Besucher verließen bereits das Gelände. Lucky ließ sich dadurch aber keineswegs entmutigen und bahnte sich einen Weg zwischen dem Absperrgitter und einer Hecke, entgegen dem Menschenstrom, und fand sich zu seiner großen Überraschung anschließend im Backstagebereich wieder. Dort traf er auf einen englischen Roadie, mit dem er sich wie selbstverständlich über Bühnentechnik und Trucks, von denen eine ganze Menge dastand, unterhielt. Unterdessen startete der Bühnenabbau. An einer Stelle lag ein Stapel verschiedenfarbiger Plastikschutzhelme herum. Nicht lange überlegt, und Lucky wurde Teil des Teams, indem er sich einen ebensolchen aufsetzte und mithalf, die Bühne abzubauen. Irgendjemand sagte etwas von einer Bude, an der sich die lokalen Helfer ihren Lohn abholen konnten, was sich Lucky natürlich nicht entgehen ließ. Inzwischen graute schon der Morgen und Lucky ging eine lange Allee am Stadtpark entlang. Ein Pärchen war mit seinem R4 liegengeblieben. Lucky, seinerseits blutiger Laie, was Autotechnik angeht, bot seine Hilfe an – die auch gerne angenommen wurde. Er warf einen kurzen Blick in den Motorraum und wackelte an zwei Kabeln herum. Dann meinte er: „Jetzt mal starten!”, und der Motor sprang auf der Stelle an, was Lucky auf seine mentalen „Kräfte” zurückführte. Ja, was soll ich sagen? An dieser Stelle endet das Abenteuer unseres Freundes Lucky Man.