Bericht über eine Fortbildung für Mitarbeiter der Heines-Klinik in Zusammenarbeit mit der Zwielicht-Redaktion.
Bei unserer Redakteurin Irmgard Gummig entstand durch verschiedene Aufenthalte in der Heines-Klinik in den letzten Jahren der Gedanke „Da muss sich etwas ändern.“ Sie erlebte die klinische Behandlung als positiv – aber überhaupt nicht verbunden mit ihrem alltäglichen Leben.
So wuchs die Idee, eine Fortbildung für Klinikmitarbeiter zu organisieren, in der diese mehr über die komplexen Lebenswirklichkeiten der Betroffenen erfahren können: Was sie bewegt, wie sie leben, was
im Alltag hilfreich ist und wie sie im Nachhinein auf Behandlung und Strukturen in der Heines-Klinik schauen. So kamen an einem Donnerstagnachmittag im Mai zwanzig Mitarbeiter der Klinik zu dieser (schnell ausgebuchten) Veranstaltung, um zwei Stunden mit fünf RedakteurInnen des Zwielichts zu sprechen, moderiert von Carola Prass (Heines-Klinik) und Sascha Heuer (ASB).
Nach einer mehr oder weniger persönlichen Vorstellung lasen die Redakteure einige Texte aus dem Zwielicht vor, die einen vielfältigen Einblick ermöglichten – sowohl in die Zeitschrift als auch in die Persönlichkeiten der Redakteure. Aus diesem Beginn entspann sich recht schnell ein lebendiger Austausch, in dem die Klinikmitarbeiter sich vielfältig einbrachten. Sie beschrieben ihre Wünsche und Ansprüche an ihre Arbeit und die Begrenzungen, welche sie manchmal als frustrierend erlebten. Sie sprachen darüber, dass sie relativ wenig Ahnung über die eigentliche Lebenswirklichkeit der Patienten als auch über die ambulante Versorgungssituation haben. Es war für die Mitarbeiter sehr eindrücklich zu erleben, dass vor ihnen Menschen saßen, die sie zum Teil als Patienten in der Krise kannten und die sie nun in dieser Veranstaltung ganz anders erlebten: mit Kraft, Energie, Engagement, aber natürlich auch mit Ängstlichkeit. Über den Zeitraum der Fortbildung schienen sich die Verhältnisse ein wenig umzukehren. Ein Pfleger fasste das mit den Worten zusammen: „Wir sind es, die jetzt hier unsicher sitzen.“ Insgesamt wurde in den Beiträgen immer wieder deutlich, dass sich die Mitarbeiter wünschten, es gäbe mehr Verzahnung, mehr Verbindung zwischen drinnen und draußen. Der (immer mehr verdichtete) Stationsalltag, die Klinikhierarchie und die Abrechnungsregelung würden aber vieles verhindern. „Wenn der Patient seinen Fuß über die Türschwelle der Klinik setzt, sind wir nicht mehr für ihn zuständig“, so ein Pfleger (leicht resigniert). Bei dem Thema „Ambulante Angebote“ wurde zum einen deutlich, dass es dabei Wissenslücken in vielen Bereichen gibt (besonders deutlich wurde das zum Beispiel an einer engagierten Ergotherapeutin, die bislang sehr unzufrieden war, dass es laut ihrem Wissensstand keine Praxis gäbe, an die sie Patienten weitervermitteln könne; und dass, obwohl der ASB genau über eine solche Praxis verfügt). Zum Anderen ging es aber auch darum, wie der Wissenstransfer von der Klinik an die Patienten weitergegeben wird. Dabei wurde deutlich, dass es meistens nicht reicht, einfach Zettel oder Programme zu verteilen (zum Beispiel vom Sozialdienst), sondern, dass hier ein viel individuellerer und persönlicherer Prozess nötig wäre, damit weiterführende Hilfen möglichst passgenau unter Berücksichtigung aller möglichen Einschränkungen sowie einer viel stärkeren Unterstützung für diese Übergangsprozesse nötig wäre. Insgesamt wurde die Veranstaltung als positiv bewertet. Zumindest wurde dieses von einigen Mitarbeitern so geschildert. Andere Mitarbeiter sagten nichts, schienen aber trotzdem gut beteiligt. Carola Prass erwähnte im Nachgespräch, bei dem sie die Zwielichtredaktion besuchte, dass es für sie eine sehr positive Veranstaltung gewesen sei, was man auch an der für interne Fortbildungen ungewöhnlichen Länge von zwei Stunden (sonst 1,5) sehen könne, die kaum einer vorzeitig verlassen habe (was auch nicht üblich sei). Aus diesen Erfahrungen heraus ist nun für den November eine Folgeveranstaltung in der Heines-Klinik geplant. In dieser soll der Schwerpunkt ein wenig mehr bei der Frage liegen, was einem im alltäglichen Leben hilft und stärkt.