Autor:in: Irmgard Gummig

Aktion „Kein Kind alleine lassen“

Missbrauchsbeauftragter warnt vor „Öffnungseuphorie“
Rörig: „Familiäre Gewalt endet nicht mit Öffnung der Schulen.“

Vor knapp drei Wochen haben der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, und sein Team die Website mit dem Portal www.kein-kind-alleine-lassen.de und einer damit verbundenen Plakat- und Flyer-Aktion gestartet. Es ist ein dringender Appell an die Bevölkerung, in der aktuellen dramatischen Situation Kinder nicht aus den Augen zu verlieren. Wir geben mit der Website den Menschen die Möglichkeit aktiv mitzuhelfen“, sagt der Missbrauchsbeauftragte. Laut Information vom USBKM besuchten bisher über 60.000 Menschen die Seite, 30.000 Unterstützer*innen haben Plakate und Flyer heruntergeladen.

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Zahl der Hilfegesuche bei einigen Beratungshotlines angestiegen. Andere Hilfsangebote dagegen melden keinerlei Veränderungen in der Nutzung. Kinderschutzexpert*innen wie Silke Noack vom „Hilfetelefon Sexueller Missbrauch“ befürchten, dass gerade das ein Indiz für die Zunahme familiärer Gewalt in der Corona-Krise sein könnte: Täter und Täterinnen sind ganztägig zuhause, Kinder können so nicht heimlich telefonieren.

Berater*innen von Hilfetelefonen kennen das als den sogenannten „Feiertags-Effekt“: Immer nach Zeiten des „verordneten Familienlebens“ wie zum Beispiel Weihnachten, steigt die Zahl der Kinder, die anrufen und Hilfe suchen, stark an.
Corona wird vermutlich ähnlich wirken: Engagierte im Kinder- und Jugendschutz gehen davon aus, dass nach Lockerung der Ausgangsbeschränkungen, wenn Kinder und Jugendliche wieder einfacher Zugang zu Hilfsangeboten haben und in den Institutionen erlebt werden, die Nutzung – auch von Fachkräften – stark zunehmen wird.

Berlin, 04.05.2020 Auszug aus der Pressemitteilung
Bundesweit große Beteiligung bei der Aktion #keinkindalleinelassen

Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, warnt davor, die schrittweise Öffnung der Schulen als Rückkehr in eine behütete Normalität für Kinder und Jugendliche misszuverstehen:
„Wir dürfen nicht den Fehler machen und glauben, dass Missbrauch und andere Gewalt in Familien beendet ist, nur weil jetzt die Schulen langsam wieder öffnen. Gewalt in der Familie hat auch schon vor Corona zur gesellschaftlichen Realität gehört. Aber jetzt werden die Bedrohung von Kindern und Jugendlichen durch familiäre Gewalt und ihre Hilflosigkeit sehr deutlich. Die aktuelle Krise wirkt hier wie ein Brennglas.“
Der Missbrauchsbeauftragte rief dazu auf, gerade jetzt auf Kinder zu achten, die in den vergangenen sechs Wochen aufgrund der Ausgangsbeschränkungen wenig sichtbar waren:
„Zumindest einige Kinder und Jugendliche haben nun wieder die Chance im sozialen Umfeld ‚Schule‘ unmittelbaren Kontakt zu Lehrkräften zu haben, wenn auch weiterhin sehr eingeschränkt. Ich appelliere an alle Lehrer*innen … gerade jetzt bei ihren Schülerinnen und Schülern auf Verhaltensänderungen zu achten. Ich weiß, dass alle stark gefordert sind, um den Lehrbetrieb unter widrigen Bedingungen wieder anlaufen zu lassen. Die Mithilfe aller wird jedoch gebraucht, um Kinder zu schützen und ihnen Hilfe zu ermöglichen.“
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung bittet deshalb darum, bei der Aktion „Kein Kind alleine lassen“ mitzuwirken und die Materialien von der Seite www.kein-kind-alleine-lassen.de zu verbreiten, damit Kinder und auch Erwachsene erfahren, wie sie Hilfe finden können.
Auch wir von der Zwielicht – Redaktion unterstützen mit Information und der Bitte und dem Aufruf an alle:
Unterstützen Sie bei dieser Aktion.
Verbreiten Sie diesen wichtigen Aufruf, indem Sie unser Material teilen. Drucken Sie Flyer aus und hängen Sie auf an öffentlichen Plätzen, in Schulen, Hausflure, Arztpraxen, Krankenhäuser, Supermärkte oder Apotheken.

Hier zuden PDF:

https://www.deine-playlist-2020.de/