Interview mit Monja Akkermann vom ASB
Im 2.OG des Rathauses, den Räumen des ASB, treffe ich Frau Akkermann.
Wir sitzen bei Kaffee in einem gemütlichen Besprechungsraum mit Blick in die Natur. Ich fühle mich gut aufgehoben und meine anfängliche Nervosität legt sich schnell. Bevor ich meine vorher ausgearbeiteten Fragen stelle, sind wir irgendwie schon mittendrin im Gespräch. Doch nun lieber der Reihe nach.
Wir sitzen bei Kaffee in einem gemütlichen Besprechungsraum mit Blick in die Natur. Ich fühle mich gut aufgehoben und meine anfängliche Nervosität legt sich schnell. Bevor ich meine vorher ausgearbeiteten Fragen stelle, sind wir irgendwie schon mittendrin im Gespräch. Doch nun lieber der Reihe nach.
Seit wann führen Sie das Angebot „Arbeit mit Pferden“ beim ASB durch?
Seit bereits 16 Jahren, also seit 2000 gibt es dieses Angebot, in verschiedenen Reitställen. Der ASB mietet geeignete Pferde an. Derzeit ist der Durchführungsort ein Reiterhof in Arsten.
Welche Qualifikation, Fähigkeiten, Eigenschaften sind für Ihre Arbeit mit den Pferden wichtig und notwendig?
Wir hier beim ASB arbeiten in einem Team von drei Mitarbeiterinnen, die alle entsprechend qualifiziert sind, um heil- oder reitpädagogisch zu arbeiten. Der Begriff ‘Therapeutisches Reiten’ ist nicht geschützt.
Wir hier beim ASB nennen unser Angebot „Arbeit mit Pferden“. Wichtige Fähigkeiten sind Einfühlungsvermögen, Entwicklungen zulassen können, mit den Pferden für einen ruhigen und angemessenen Umgang sorgen und somit einen sicheren Raum bieten. Dies ist eine besondere Herausforderung an uns und das Pferd, da dieses von seiner Natur aus Herdentier und Fluchttier ist und somit sehr sensibel seine Umgebung und somit auch uns Menschen prüft, ob wir z.B. eine Gefahr bedeuten.
Wie sind Sie zu der Arbeit mit Pferden gekommen?
Mit 6 Jahren habe ich mein erstes Pony bekommen und seitdem haben mich Pferde immer begleitet. Mit Anfang 20 hatte ich den Wunsch mit Pferden heil- bzw. reitpädagogisch zu arbeiten. Während eines Praktikums an einer Psychiatrischen Klinik in Schwerin habe ich viel über den Einsatz des Pferdes in Psychiatrie und Psychotherapie kennengelernt.
Was sind die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Der wichtigste Aspekt der Arbeit mit Pferden ist der Kontakt zwischen Mensch und Pferd. Wobei dieser Kontakt je nach dem, was Pferd und Mensch mitbringen, ganz unterschiedlich sein kann.
Was bedeutet für Sie die Arbeit mit Pferden?
Es ist immer wieder beeindruckend, was für einen Kontakt das Pferd für den Menschen ermöglicht, der so zwischenmenschlich nicht möglich ist. Durch die Nähe zum Pferd kommen Menschen oft auch mit sich selbst besser und schneller in Kontakt. Pferde haben besondere Eigenschaften, die es uns Menschen erleichtert. Sie können uns das Gefühl von „Getragen werden“ vermitteln. Sie bieten uns eine kleine Oase bzw. Zuflucht außerhalb unseres normalen Erwachsenen-Alltags. Pferde haben an uns Menschen keinen Anspruch außer freundlich behandelt und versorgt zu werden. Sie sind von Natur aus freundlich und entgegenkommend, lassen sich auf ihr Gegenüber ein und nehmen die feinsten Befindlichkeiten war. Pferde sind offen im Kontakt und deswegen können sich Menschen ihnen gegenüber auch leichter öffnen.
Worin sehen Sie die Möglichkeiten Ihrer Arbeit gerade für psychisch kranke Menschen?
Wir schaffen für sie einen Ort, wo etwas Schönes und Gutes passieren kann im normalen Umgang. Das Pferd hat einen warmen und weichen Körper, so dass ein sicherer Körperkontakt möglich wird, bedingungslos. Pferde mögen mit Menschen zu tun haben. Sie sind neugierig und ihnen gegenüber von vornherein zugewandt statt ablehnend. Sie sind einfach da. Eine wichtige Rolle spielt auch die Fokussierung auf das Pferd. Pferde geben von sich aus eine Strukturierung vor, einen logischen Ablauf z.B. bei der Vorbereitung des Pferdes. Wenn der Mensch das Pferd versorgt, überträgt sich diese Struktur. Zusätzlich übernimmt er soziale Verantwortung. Der Mensch erfährt, was sein Gegenüber braucht, dass es sich wohl fühlt und im Umgang sicher ist. Einigen Menschen fällt es schwer, jemandem oder sich Gutes zu tun, wobei dies dann über das Pferd möglich wird. Pferde stellen keine Fragen. Sie haben ein Gespür dafür, wie es uns geht. Ihre Sprache ist die Körpersprache und somit auch der Körperkontakt, ohne ablenkende Worte. Es ist in der Arbeit mit Mensch und Pferd daher auch wichtig, diese Signale des Pferdes zu übersetzen durch die Reitpädagogen.
Worin sehen Sie die Schwierigkeiten und Grenzen Ihrer Arbeit?
Grundsätzlich sind auch Pferde nicht unendlich belastbar und sie brauchen nach getaner Arbeit viel guten Ausgleich, z.B. Kontakt in ihrer Herde. Es ist für Pferde anstrengend, sich auf verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Stimmungen einzustellen. Nicht zuletzt, weil ihr Kontakt ganzheitlich zugewandt ist. Das Körpergewicht des Menschen spielt eine Rolle beim Reiten, allerdings nicht bei der Arbeit vom Boden aus, z.B. beim Pferd führen. Es ist sogar möglich, vom Rollstuhl aus mit dem Pferd zu arbeiten. Sind Menschen aufgrund ihrer Erkrankung stark durch Medikamente eingeschränkt, ist die Arbeit auf dem Pferd nicht möglich, aber auch in diesem Fall vom Boden aus. Wenn ich Ihnen sage, dass unsere Pferde sieben oder acht Bezugspersonen und etwa 80 Kontakte pro Woche haben, kann man sich vorstellen, wie anspruchsvoll ihre Arbeit ist und somit der gute Ausgleich für sie.
Gibt es ein oder mehrere Erlebnisse, die für Sie in besonderer Erinnerung geblieben sind und wenn ja, warum?
Pferde übersetzen ganz viel, was der Patient fühlt. Sie stoßen ganz viel an durch Bewegung. Wo Menschen mit ihren Gefühlen in Berührung kommen und z.B. Tränen fließen, wenn etwas in Bewegung kommt, dann ist das immer ein ganz besonderer Moment.
Wer kann das Angebot vom ASB wahrnehmen? Was kostet es? Wie kann ich Kontakt aufnehmen? Welche Kleidung/Reitkappe ist nötig?
Jeder kann das Angebot nutzen. Die Teilnehmerzahl ist allerdings begrenzt. Wir arbeiten als Einheit bestehend aus einem Pferd, einer Pädagogin und zwei Klienten. Wir bieten Dienstags und Mittwochs Gruppen- sowie Einzeltermine auf dem Hof Sallja in Bremen-Arsten an. Die Stunden sind jeweils von
13 – 14 Uhr und von 14 – 15 Uhr angesetzt. Teilnehmende Klienten zahlen einen Eigenanteil, der in Form eines Monatsbeitrags zu entrichten ist. Der monatliche Beitrag für Gruppenstunden beträgt 18 €, für Einzelstunden 36 €. Kosten für nicht wahrgenommene Termine werden nicht erstattet. Für Interessierte
besteht die Möglichkeit, mit 5 € Selbstbeteiligung an einer Schnupperstunde teilzunehmen. Wenn Klienten nicht in der Lage sein sollten, selbstständig zum Hof zu kommen, kann der Fahrdienst des ASB ab der Tagesstätte Villa Wisch genutzt werden. Witterungsbedingt gibt es eine Winterpause von Dezember bis einschließlich Februar. Festes Schuhwerk mit kleinem Absatz oder Stiefel und bequeme und wetterfeste Kleidung sind wichtig. Ein Reiterhelm ist Pflicht und kann gestellt werden.
Wir danken Frau Monja Akkermann für ein informatives und anregendes Gespräch und das Angebot, einmal selbst an einer Stunde teilzunehmen!
Anmeldung & Info:
Monja Akkermann: 0421 – 98972 623
oder 0152 – 08891 767
Sara Ehmann: 0162 – 973 1992
Lena Kröger: 0162 – 7040 260
oder 0152 – 08891 767
Sara Ehmann: 0162 – 973 1992
Lena Kröger: 0162 – 7040 260