45-jähriger Mediziner wechselt von Westfalen nach Bremen
Er ist der neue Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie: Seit dem 1. April leitet Deniz Karagülle die Abteilung der GeNo (Gesundheit Nord) gemeinsam mit Martin Bührig, der im Herbst in den Ruhestand geht.
Der 45-jährige Psychiater, Suchtmediziner und Psychotherapeut stammt gebürtig aus dem Süden Deutschlands. Er wurde in Nürnberg geboren und ist dort aufgewachsen. In dieser Stadt hat er sein Abitur absolviert und Medizin studiert. Seine Assistenzarztzeit verbrachte er dann unter anderem in Bayreuth und an der Medizinischen Hochschule Hannover, bevor er als Oberarzt der Psychiatrie nach Nürnberg zurückkehrte. Danach folgten verschiedene Chefarzt-Positionen, zuletzt am Klinikum Westfalen in Lütgendortmund.
Nun freut sich Karagülle auf Bremen und seine dortige Position: „Mich hat die Aufgabe sehr gereizt“, sagt der Psychiater. Das beträfe die Größe der Klinik ebenso wie die sozialpsychiatrische Ausrichtung und das eingeführte Regionalbudget, das flexiblere individuelle Behandlungskonzepte möglich mache und den Gestaltungsspielraum vergrößere. Außerdem freut er sich auf Bremen. Die Stadt habe ihm nach den ersten Besuchen auf Anhieb gut gefallen.
Karagülle weiß, dass er eine Klinik mitten in der Neuausrichtung übernimmt. Die Klinik baut zugunsten ambulanter und niedrigschwelliger wohnortnaher Versorgungsstrukturen Betten ab. Gemeinsam mit den Krankenkassen hat sie das so genannte Regionalbudget eingeführt. Das Modellvorhaben für die Stadt Bremen erlaubt es der Klinik, die Behandlung psychisch Erkrankter frei von Budgetvorgaben mit individuell auf die Person zugeschnittenen Hilfsangeboten durchzuführen. Diese Behandlung kann je nach Bedarf stationär, tagesklinisch oder ambulant stattfinden. Die Einführung des Regionalbudgets war ein zentraler Schritt in Richtung Regionalisierung und Ambulantisierung der Psychiatrie. Beides war 2013 im Bürgerschaftsbeschluss als Ziel der Psychiatriereform formuliert worden. Und gerade das interessiert den erfahrenen Psychiater und Therapeuten, der im Laufe seines Berufsweges verschiedene Ausrichtungen der Psychiatrie kennengelernt hat. „Dieser Weg entspricht meinen Vorstellungen von einer modernen Psychiatrie und den werde ich selbstverständlich engagiert weiter gehen“, sagt Deniz Karagülle.
Zunächst aber will der neue Chefarzt vor allem viel zuhören, sich gründlich einarbeiten und das gesamte Team kennenlernen. „Ohne Teamarbeit geht nichts in der Psychiatrie, nur so können wir für die Patientinnen und Patienten etwas bewirken“, ist Karagülle überzeugt.
Auch die Geschäftsführung der Gesundheit Nord ist froh über den Wechsel Karagülles nach Bremen: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Dr. Karagülle einen so erfahrenen Psychiater und Psychotherapeuten für die herausfordernde Umstrukturierung der Psychiatrie gewinnen konnten“, sagt Dr. Dorothea Dreizehnter, Geschäftsführerin für Medizin und Infrastruktur der Gesundheit Nord.
Deniz Karagülle ist verheiratet und hat vier Kinder zwischen sieben und achtzehn Jahren.
Ich habe den Eindruck, dass sich das aufgeschlossene Psychiatriekonzept unter Dr. Zinkler jetzt unter der neuen orthodoxeren Führung verschlechtert hat. Ein Beispiel: Zu den Zeiten von Dr. Zinkler gab es ein gutes Konzept für die Nachsorge von Erkrankten nach ihrer Entlassung. Es gab ein breites Angebot, z. B. Kunsttherapie, Musiktherapie usw., dass u. a. auch entlastend war, da man nach der Krankheitsphase auch eine kleine Gemeinschaft von Leidensgenossen/Leidensgenossinnen hatte, mit denen man sich austauschen konnte. Angesichts der gesellschaftlichen Nichtakzeptanz von Erkrankten war das entlastend in Bezug auf die Isolationen, die einem angetan werden durch üble Bemerkungen und Ausgrenzungen etc. und anderen gesellschaftlich nicht bearbeiteten Lebensbeeinträchtigungen durch die sogenannten “Normalen”, die einem die Gefühlslagen bescheren, die der Psychiater dann mit Tabletten behandelt. Schade eigentlich. Ich habe das Gefühl, dass Dr. Karagülle nicht dieselbe Aufgeschlossenheit besitzt wie Dr. Zinkler. Ich hätte mir einen anderen Chefarzt gewünscht.