Der Beat der guten Laune

Ein Besuch bei der Trommel-Gruppe in der Villa Wisch

 

Viele Menschen befinden sich auf engstem Raum. Es ist kalt, denn das Fenster steht sperrangelweit offen. Draußen herrschen Minusgrade. Die Trommel-Gruppe hat sich zum Proben eingefunden. Die Schränke mit den Musikinstrumenten werden aufgeschlossen, und nach und nach füllt sich der Raum mit ihnen. Ein paar Minuten später sind mehrere Congas, einige Bongos, eine Cajón und ein Becken  platziert. Der kleine Raum wirkt jetzt noch kleiner als er es sowieso schon ist.

Es öffnet sich die Tür, der letzte Nachzügler betritt den Raum und quetscht sich in die letzte noch freie Ecke. Manche Spieler sitzen, zwei Congaspieler nehmen auf einer Art Barhocker Platz – der Rest muss stehen, denn Sitzgelegenheiten sind Mangelware.

Das geöffnete Fenster wird geschlossen. Die Temperatur normalisiert sich schnell – die vielen Menschen wirken wie kleine Heizkörper. Einige der Spieler sehen müde und antriebslos aus; andere wiederum wirken verunsichert, da zwei unbekannte Gesichter mit Schreibzeug in der Runde sitzen und alles ganz genau beobachten. Nachdem geklärt wurde, dass zwei Mitarbeiter aus der Zwielicht-Redaktion einen Artikel über die Trommel-Gruppe schreiben, ertönt eine Melodie aus den Lautsprechern eines Pianos. Nach und nach setzen die ersten Congas im Takt der Melodie ein, dann stoßen eine Cajón und Bongos dazu – die Instrumente erwachen zum Leben.

Das Schlagen der Instrumente wird immer intensiver, manche Spieler haben ihre Augen geschlossen und wirken wie in Trance.

Nach einiger Zeit verstummt die Melodie, der Pianist steht auf und schlägt im Takt des Rhythmus gegen die Heizung, die sich unterhalb eines kleinen Fensters befindet – möglicherweise ist ihm der Rhythmus der Trommler nicht ausgefeilt genug. Er öffnet einen Schrank und kramt einen Ständer mit einem Korb,  gefüllt mit verschiedenen Rasseln, hervor und unterstützt die Trommelgruppe. Zwischendurch lässt er ein Becken erklingen.

Die Stimmung steigt. Eine Conga-Spielerin schlägt mit ihren Klöppeln gegen ihr Instrument und wippt auf ihrem Barhocker, als würde sie auf einem Pferd reiten. Die sich scheinbar in Trance befindenden Spieler sind jetzt voller Energie, die Augen weit geöffnet. Sie lachen und sind bester Stimmung.

Jetzt geht der Pianist zurück zu seinem Instrument, und anstatt die Töne mit den Fingern zu spielen, versucht er es mit einer Rassel. Zwischendurch schlägt er mit der Handfläche im Takt des Rhythmus auf das Gitter der Heizung.

Die Trommler haben genügend Dampf abgelassen. Nach und nach kommen sie wieder zur Besinnung, und der Rhythmus verlangsamt sich.

Der Pianist nimmt sein Handy und hält es in die Runde – scheinbar möchte er den letzten Moment festhalten, bevor die Gruppe ihrer Wege geht. Nach und nach verstummen die Instrumente, und der Rhythmus löst sich langsam auf. Die Menschen wirken gelassen und entspannt.

Die Instrumente werden abgebaut und wieder im Schrank verstaut – der kleine Raum wirkt jetzt wieder etwas größer und gibt den Menschen Luft zum Atmen.

 

Die Trommel-Gruppe, bestehend aus ca. zehn Leuten, trifft sich einmal wöchentlich in der Villa Wisch.  In der Regel wird ca. eine Stunde getrommelt. Alles ist völlig zwanglos – wer möchte, kann auch vorzeitig gehen.