Autor:in: Abdelrahman Ahmad

Der Schatten der Liebe

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Sie ist kein Augenblick oder ein flüchtiger Moment, sie ist ein Teil des Lebens. Die Liebe spielt eine besondere Rolle in unserer Welt. Einige empfinden sie als Glücksgefühl, Motivationstrieb oder sogar als das Leben selbst. Die Liebe zeigt sich in der Gefühlswelt, sie zeigt sich in Gedankenformen oder Gedankengängen, sie zeigt sich als Kraft in unseren Muskeln, auch zeigt sie sich als Weg oder ein Ziel für das Leben. Doch was passiert, wenn sie uns wieder verlässt? Was hinterlässt sie, wenn sie einen so großen Raum in uns einnimmt? Viele, die in einer Beziehung waren, mussten deren Ende erleben. Das Ende ist ein Teil des Weges. So kann es gut sein, hilfreich sein, erfüllend sein oder verletzend sein. Eine Liebe ist nicht das Böse, aber was sie umgibt, könnte von böser Natur sein und Auswirkungen hervorrufen, die von Trauer bis Wut, von Tränen bis Hass gehen.
Ich bin der Meinung, dass die wahre Liebe echt ist, unvergleichlich, unantastbar und vollkommen. Schon als Kind klammerte ich mich fest an die Idee der Liebe. Für mich war die Liebe so wahrhaftig wie mein eigener Atem. Stets glaubte ich an die Liebe. Als die Zeit verging und ich sie nicht erfahren durfte, als ich zurückgewiesen wurde, wo ich Nähe suchte, als ich alleine in meinem Zimmer lag und die Decke anstarrte, stets glaubte ich an die Liebe. Sogar in tiefer Einsamkeit, in dunkelster Nacht, war für mich die Wahrhaftigkeit der Liebe unumstritten. Der Glaube an die Liebe war für mich kein „ich glaube“, sondern ein „ich weiß“. Die Zeit verging und ich wurde älter, lernte verschiedene Mädchen kennen, dann verschiedene Frauen, und irgendwann, so dachte ich, verliebte ich mich in eine Frau. Ich war mir sicher, dass es die wahre Liebe war, dass ich die Frau gefunden hatte, die im hohen Alter mit mir auf der Veranda sitzt und in den Garten starrt. Doch in die Irre geführt und manipuliert, wurde ich betrogen und an der Nase herumgeführt. Von der Liebe verlassen, die Liebe aus meinem Leib gerissen, glaubte ich dennoch an die Liebe. Es war immer noch kein „ich glaube“ sondern ein „ich weiß“. Mir war klar, so deutlich wie die Kraft in meinen Muskeln, dass nicht die Liebe mich verletzte, sondern es war eine boshafte Frau. Wie die Korruption ein System zum schwanken bringen kann, so korrumpierte es in der Liebe und trieb die Wunde in meinen Tiefen.
Fest an der Liebe gehalten und im großen Wirbelsturm der Trauer und des Hasses ließ ich sie nicht los. Doch wie echt die Liebe auch sein mag, so ist der, der an sie glaubt, es auch. Aus meinen Tiefen entstieg ein Gefühl, dass ich nie vorher empfand. Es war Hass und es war neu. Kein Gefühl der Wut und kein Gefühl der Trauer, keine Mordwünsche und keine Verzweiflung. So rein und echt und nicht zu verleugnen. Ab dem Zeitpunkt, als ich ruhig über mich nachdachte, gab ich es zu: „ich hasse wirklich“. Dieses Gefühl kam aus einer so tiefen Fremde, dass ich es nicht für möglich gehalten habe, dass andere wissen würden, wie es sich wirklich anfühlt, wenn man Hass empfindet. Es auszuleben war gewagt, doch ich lernte aus diesem Gefühl, Vorsicht walten zu lassen. Ich lernte die Dinge, die ich an mich ran lassen wollen würde, mit einem wachsamen Auge zu beobachten. Ich lernte, dass ich mich wahrhaftig irren kann. Aber mein größter Lehrer war der Hass selbst, denn dieses Gefühl, das sollte niemand anderes spüren müssen. Ich lernte, damit zu leben und heute ist das Leben so wie es ist, dennoch lebenswert. Die Wunden sind nicht verheilt, ich habe nicht vergeben und nicht vergessen, aber meine Liebe zum Leben selbst, ist größer denn je.

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