Wie in der Einleitung zur Themenreihe bereits erwähnt, bedeutet Barrierefreiheit nicht nur, den Weg für Rollstuhlfahrende frei zu machen. Ziel ist es, Menschen mit allen Arten von Behinderungen ein weitestgehend selbstständiges Leben zu ermöglichen. Auf Einzelheiten der unterschiedlichen Formen gehen wir in den nächsten Wochen detaillierter ein. In Deutschland ist der umfassende Zugang sowie uneingeschränkte Nutzungschancen aller Lebensbereiche gesetzlich geregelt. Das sogenannte Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung (BGG) baut auf Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes auf. Im zweiten Satz steht dort nämlich: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“.
Konkret bedeutet dies, dass Anlagen (z.B. Gewerbe, Wohnungen, Einzelhandel, Museen, Kinos), Verkehrsmittel, Gebrauchsgegenstände, Informationsverarbeitungssysteme (EDV), Informationsquellen (akustisch sowie visuell), aber auch alle anderen Lebensbereiche für Menschen mit Behinderungen leicht auffindbar, zugänglich und möglichst ohne fremde Hilfe nutzbar sind. Behinderungsbedingt notwendige Hilfen sind zulässig. Der letzte Satz bringt mich zum Schmunzeln.
Ist schon klar, dass Ampelsysteme, die bei Grün Töne von sich geben, Menschen, die sowohl gehörlos als auch blind sind, nur etwas bringen, wenn sie ihre Hörgeräte tragen. Vielleicht steht der Satz im BBG auch, weil Hilfsmittel Geld kosten. Dürfte ich meinen Rollstuhl nicht nutzen, weil etwas stufenfrei zugänglich gebaut wurde und damit kein Hilfsmittel notwendig ist, müsste man mir den Rollstuhl auch nicht finanzieren. Ändert aber auch nichts daran, dass ich dann weiterhin nicht vom Fleck komme; selbst wenn ich einen Rollstuhl besitze. Gut, der Satz hat auch seine Berechtigung, als Vorschrift zu gelten. Aber gibt es Richtlinien, wie beispielsweise Gebäude gebaut sein müssen, um tatsächlich als barrierefrei zu gelten? Sind Abstufungen (Wortwitz beabsichtigt) erlaubt, falls es anders nicht oder nur scheinbar nicht möglich ist, Barrierefreiheit umzusetzen? Können wir Menschen mit Behinderung in solchen Fällen anderweitige Hilfen nutzen und wenn ja, welche? Antworten auf diese Fragen wird es im nächsten Beitrag geben.