Feierabend

Ich bin gestresst von Bauarbeiten um mich herum. – Gestresst von den schwierigen sozialen Zusammenhängen. Es ist wieder einer dieser Tage, an denen mir die Galle hochkommt.

Nach Ablauf der Arbeitszeit gehe ich wie gewohnt Richtung eigene vier Wände. Auf dem Weg dorthin treffe ich einen alten Freund aus meinem vorherigen Leben, das ich phasenweise schon völlig verdrängt habe. Voller Wiedersehens- Freude, von beiden Seiten, lädt er mich gleich zu sich ein, denn er wohnt gleich dort, wo wir uns getroffen haben. Wir verbringen den ganzen Abend bei ihm. Wir reden über alte Zeiten, essen und trinken auf einer Dachterrasse. Von dort aus bietet sich ein weiter Horizont, den ich in meinem Parterre-Appartement nicht sehen kann. An diesem Tage ergibt sich einer dieser wunderschönen Sonnenuntergänge des Frühlings.

Es gibt kaum ein größeres optisches Ereignis als die Veränderung über unseren Köpfen, wie die Wasserdampf-Berge, so gigantisch wie Großstädte seicht dahin schweben. Jedes Mal wenn die Sonne untergeht und es nur spärlich bewölkt ist, ergibt sich gen Horizont, speziell in den Morgen- und Abendstunden des Frühlings bzw. des Herbstes, eine besondere Licht-Atmosphäre. In der Phase wo die Sonne kurz über den Horizont erscheint, bricht sich das Licht an der Atmosphäre und den unterschiedlichen Luftschichten. Innerhalb von wenigen Minuten entsteht ein wahres Farbenspektakel am Himmel. Von einem weiß-blau über ein cyan-rosa zu einem orange-pink in ein dunkelblau. Manchmal reflektiert ein starkes gelb-oranges Licht von der Himmelsdecke, sodass die Straßen, Autos, Bäume und Wiesen einfärbt. Es sind diese paar Minuten des Morgens und Abends, in denen dieses große Ereignis auf der Erde wahrnehmbar wird und eine besondere Stimmung vermittelt, wenn man sich der gegebenen Atmosphäre öffnet.

Diese gesamte Situation lässt den ganzen Stress des Tages vergessen. Ich genieße diesen Anblick immer wieder und habe in der Zeit ein Lächeln im Gesicht. Es hat geschmeckt, die Laune war gut und ich verabschiede mich. Nach dem ich durch die milde Frühlingsnacht nach Hause gehe und dann in meinem Bett liege, mit den Bildern des phänomenalen Sonnen-unterganges, denke ich: Was für ein schönes Erlebnis.