Aufgrund einer psychischen Krise im Sommer dieses Jahres hatte ich mich dazu entschlossen, mir einen Termin für einen stationären Aufenthalt im psychiatrischen Klinikum Bremen Ost geben zu lassen. Da es mir in dieser Zeit nicht besonders gut ging und mich Depressionen und Ängste plagten, bat ich den hier ansässigen Sozialpsychiatrischen Dienst um Hilfe. Nach einem Telefonat mit der Ärztin bekam ich auch sofort einen Termin vor Ort. Nach einem kurzen Aufnahmegespräch war es dann soweit: Ich wurde in die Klinik aufgenommen und bekam auch direkt einen Platz auf der Station 12b. Dies ist eine therapeutische Station, deren Schwerpunkt auf Borderline, Depressionen und Angsterkrankungen liegt. Hier war ich also nun: Den Kopf voller Gedanken, die ich erst einmal versuchte, irgendwie zu sortieren. Es war mir schon fast peinlich, wieder hier zu sein, wo ich doch so viele Dinge in diesem Sommer anders machen wollte. Dennoch war mir aber auch bewusst, dass es der richtige Schritt war.
Angekommen auf der Station bezog ich also dann mein Zimmer. Ich teilte es mit einem Mitpatienten.
Am Anfang eines Aufenthalts fällt es mir oft schwer, mit neuen sozialen Kontakten „warm“ zu werden und mich wohl zu fühlen – allerdings machte es mir mein Mitpatient recht leicht, denn er war sehr offenherzig und nett. Während des Aufenthalts auf der Station bekommt man einen wöchentlichen Therapieplan, auf dem die einzelnen Therapieprogramme eingetragen sind, an denen man teilzunehmen hat. Das Angebot auf der Station 12b ist ohnehin nicht allzu groß und ist gerade jetzt, durch die Corona-Krise, noch wesentlich kleiner. Vieles von den angebotenen Programmen fiel aus oder durfte nur mit sehr wenigen Personen stattfinden. Das hieß, man hatte innerhalb der Therapiezeiten eine Menge Leerlauf, in dem man versuchte, sich selber irgendwie zu beschäftigen oder die Zeit irgendwie herumzubekommen. Leider hatte man in diesen Zeiten auch zu viel Zeit, um über vieles nachzudenken. Und dies tat ich auch – manchmal so intensiv, dass ich davon des Öfteren Kopfschmerzen bekam. Durch diese andauernden Gedankengänge merkte ich oft, wie sich daraus Panikattacken aufbauten. Manchmal wusste ich gar nicht, wie ich mit all dem Druck umgehen soll, der gerade auf mir lastete oder mich belastete. Ich versuchte, für mich nach Antworten zu suchen und zu verstehen, was dazu geführt hatte, dass ich diesen Aufenthalt hier machen musste. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, dieses Jahr nicht noch einmal in die Klinik zurück zu müssen. Im Laufe des Aufenthaltes und durch die Gespräche mit den Psycholog*innen in den DBT (Dialektisch-Behaviorale Therapie)-Gruppen wurde mir klar, dass vieles, was zu diesem Aufenthalt geführt hatte, sicherlich verhinderbar gewesen wäre, wenn ich mir vorher Hilfe gesucht hätte. Natürlich war aber auch einer der Gründe, dass ich eine Veränderung der Medikamente brauchte. Nach und nach gelang es mir, eine gewisse Stabilität aufzubauen und wieder klare, nicht so depressive und ängstliche Gedanken zu haben.