Autor:in: Rosemarie Racis

Mein Körper – Manchmal Freund, manchmal Feind

Ich mag meinen Körper, sehr sogar. Durch ihn kann ich mich spüren, durch ihn bin ich lebendig. Klar, manches an meinem Körper gefällt mir nicht oder nicht so gut. Aber darum soll es mir in diesem Text nicht gehen.
Ohne meinen Körper wäre ich nicht lebendig. Eigentlich bin ich mein Körper.
Klar, ich bin das Bewusstsein in ihm, der Geist und die Seele. Aber durch ihn manifestiere ich das geistige Ich. In ihm ist mein Geist zu Hause.
Wäre also echt cool, ihn gern zu haben und wertzuschätzen. Das tue ich auch, auf meine eigene Art und Weise.
Wisst ihr was? Eigentlich mag ich alles an meinem Körper.
Die Bereiche, die mir, ich sage mal, Schwierigkeiten machen, sind diejenigen, von denen ich denke, ich müsste mich für sie schämen.
Warum tue ich das? Naja, ich will mich schützen, vor dem Gefühl des Beschämtwerdens.
Hinter dem Gefühl des Beschämtwerdens liegt die große Angst des Ausgegrenzt-, des Abgelehntwerdens.
Dieses Gefühl mag niemand, alle wollen gemocht werden. Scham ist ein sehr starkes, bedrohliches, angstbeladenes Gefühl.
Je nachdem, wie gefestigt wir in unserem Selbstwertgefühl sind, fühlen wir uns wohl in unserem Körper oder kämpfen mit Schamgefühlen und Ablehnung bestimmter körperlicher Gegebenheiten.
Alles, was nicht der definierten Norm entspricht, kann zur Belastungsprobe werden – das weiß ich aus eigener Erfahrung. Umso wichtiger finde ich es,
wieder zurück zu mir zu finden und in meinem Körper anzukommen – durch die positive, angenehme Beschäftigung mit ihm.
Weg vom Hingucken und Bewerten hin zum Fühlen; manchmal vergessen wir, denke ich, wozu wir unsere Körper haben.
Nämlich zum Leben, Fühlen und Handeln und nicht zum Vorzeigen und schön sein – so, wie es der ein oder andere Schönheitswahn preist.
Gibt schon schöne Sachen, die man machen kann und die sich echt gut anfühlen.
Sinnliche Körpererfahrungen im Bereich des Berührens, z.B. den Rücken gekrault zu bekommen, könnte ich den ganzen Tag lang haben.
Oder wie sehr ich es mag, wenn eine vertraute, nahestehende Person mir über den Kopf und meine Haare streichelt.
Eine gute Massage genießen oder Yoga praktizieren kann so gut sein. Richtig klasse finde ich auch, im Sommer barfuß zu laufen.
Besonders im Gras, das noch feucht ist vom Morgentau. Einmal bin ich auf Moos gelaufen, das war ganz, ganz wunderbar.
Wie wunderbar ein gutes Essen schmecken kann oder ein ätherisches Öl riecht.
Manchmal nehme ich für unterwegs einen kleinen Marienkäfer-Schlüsselanhänger mit, den ich vorher mit einem Tropfen eines ätherischen Öls beträufelt habe.
Zwischendurch kann ich dann mal an ihm riechen, das ist schön entspannend oder belebend – je nachdem, welches Öl ich benutze.
Den wohligen Duft einer schönen Blume oder eines Kaminfeuers genießen.
Wenn die Menschen im Winter ihre Kamine anschmeißen, duftet das immer so schön nach Geborgenheit und Wärme.
Einen farbenfrohen Sonnenuntergang bestaunen, ein schönes Kunstwerk betrachten oder einen schönen Menschen beobachten und sein Lächeln genießen.
Alles ganz tolle, sinnliche Erlebnisse.
Und Musik! Was wäre das Leben ohne Musik?! „Ein Irrtum“, sagte mal jemand Berühmtes. Und damit hat er Recht.
Musik kann so viele Gefühle auslösen: angenehme, euphorisierende, aufbauende, Freude bringende Gefühle und noch viel mehr.
Sie kann uns in freudigen oder in traurigen Momenten begleiten. Sie kann so viel bewirken.
Und das alles können und dürfen wir durch unseren tollen Körper und seine Sinne erfahren. Ein Hoch auf unsere Körper!
Naja, und dann gibt es noch die sehr belastenden Gefühle, die einem seelische Schmerzen bereiten. Kennen wir alle, gehören dazu.
Könnte ich jetzt ein Lied von singen, mach ich aber ned.
Nur soviel: Manchmal tue ich mir etwas Gutes, indem ich mich selbst mit einem Massageball massiere oder mich mit den Händen abklopfe.
So komme ich zurück in meinen Körper, spüre ihn wieder, und das tut mir immer sehr gut,
wenn ich mich zu sehr im Kopf, also nur in Gedanken befinde.
Da wären noch Körperempfindungen wie Schmerz in einem bestimmten Bereich, z. B. Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen etc. oder körperliche Behinderungen und Handicaps,
die uns unser Leben schwerer machen und oft schwer zu händeln sind.
Diese negativ empfundenen und bewerteten Gefühle und Empfindungen sind eben die andere Seite der Medaille.
Aber ich glaube auch, dass unser Körper durch Schmerzen und Gefühle mit uns spricht. Es bedarf meistens des Wunschs, ihm zuzuhören, seine Kommunikation zu verstehen und richtig zu deuten.
Ich übe das z. B. durch Meditation. Ich nehme mir die Zeit, mich auf meinen Atem zu konzentrieren und ruhig zu werden.
Dann beobachte ich, was passiert – welche Gedanken kommen, welche Gefühle und Körperempfindungen kommen auf?
Durch diese Art von Selbstbeobachtung konnte ich schon die eine oder andere schöne Erfahrung machen, aber auch tiefe, schmerzliche, die für mich aber auch immer etwas Gutes haben.
Ich finde es spannend, die eigene Körpersprache verstehen zu lernen, die in meinem Innern, aber auch die, die wir durch unseren Körper nach außen aussenden.
Ich glaube tatsächlich auch, dass unsere Zellen alles speichern, was wir im Leben erfahren.
Deshalb finde ich den körpertherapeutischen Ansatz sehr interessant und würde gern ein solches Therapieverfahren ausprobieren.
Also ich finde, unsere Körper sind schon wunderbare faszinierende Kunstwerke, die wir versuchen sollten, in Ehren zu halten. Wir können uns jeden Tag darin üben, unser Körpergefühl zu verbessern,
uns fortlaufend mit ihm zu versöhnen und noch besser anzufreunden.
Dabei wünsche ich uns allen viel Freude und Erfolg. Namaste