Autor:in: Cornelia Burmeister

Sport als Therapie

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Bei meiner Reha 2021 erlebte ich in sportlichen Dingen einige Überraschungen der besonderen Art.
Zunächst möchte ich erwähnen, dass ich mich für unsportlich hielt.
Ich konnte nie mithalten und hatte so Probleme mit dem Sport.
Dann kam die Reha und alles änderte sich.
Ich bekam dort ein Sportprogramm, an dem ich teilnehmen sollte. Sonst würde die Deutsche Rentenversicherung maulen, sagte man mir. Das war aber nicht so ganz ernst gemeint.
Tags darauf sah ich auf meinem Tagesplan „Aquasport“ stehen.
„Mist nun musst du doch in den Badeanzug“. Das war ein Problem da ich männlich auf die Welt kam. Und das so noch nie gemacht hatte.
Ich bin transident und mir fehlen da Erfahrungen, ich war nie ein kleines Mädchen und muss nun lernen damit zurechtzukommen.
Mit dieser Situation hatte ich schon gerechnet und beschloss „es einfach durchzuziehen“.
So stieg ich in den Badeanzug, zog den Bademantel darüber und ging in das Schwimmbad im Haus.
Dort wurde ich so nett empfangen, sowohl von den Mädels dort als auch von der Physiotherapeutin.
Dieser nette Empfang entspannte mich sofort und das tat gut. Was soll ich groß sagen, es machte Spaß.
Meine Angst die ich zu haben glaubte entpuppte sich als Scham. Ich hatte befürchtet ausgelacht zu werden, dem war aber nicht so.
Es wurden diverse Übungen gemacht und Musik dazu gespielt.
Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf.
„Stehst du hier in Badeanzug im Wasser und hast mit den Mädels ‘ne Menge Spaß?“.
Das alles hatte eine so positive Wirkung auf mich, dass ich noch heute davon profitiere.
Etwas später kam da noch Nordic Walking dazu, wurde zu einem Schlüsselerlebnis.
Mir war inzwischen bewusst geworden, wo ich dort war. In einer Klinik als Patientin.
So beschloss ich daraufhin an allem teilzunehmen und dort mein Bestes zu geben. Wir hatten eine Doppelstunde zu Beginn vom Nordic Walking. In der ersten Stunde wurde uns die Technik erklärt, in der zweiten Stunde sollten wir den ersten Lauf absolvieren. In drei Gruppen. Eine schnelle, eine normale und eine langsame. Ich wählte die mittlere. Machte dort so gut mit, wie es eben ging.
Auf einmal bemerkte ich, dass meine Gruppe weg war und die schnelle Gruppe in Sicht kam. Von der war zuvor nichts zu sehen gewesen.
Diese Position hielt ich ohne große Probleme bis ins Ziel. Ich hatte eine Position erreicht, die ich zuvor für unmöglich gehalten habe. Ich schaffte das jedes Mal wieder, diese Position zu erreichen.
Man hatte mir über Jahre erzählt, dass ich nichts könne und keine Leistung bringen kann.
Ich Dussel habe das geglaubt und verinnerlicht.
Was im Nordic Walking möglich ist, muss doch anderswo auch gehen, dachte ich mir so.
Ich nahm mir vor, mich nie wieder so erniedrigen zulassen.

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