Ach ja, Urlaub. Wie war das doch noch vor gut 40 Jahren? Man hatte seine geregelte Arbeitszeit; schuftete mehr oder weniger 40 Stunden die Woche und im Sommer kam dann die Zeit, in der man sich auf den Urlaub freute. In den ersten Jahren war das Geld zwar noch nicht so üppig, dass man sich großartig in den Zug setzen konnte und einfach drauflos fahren – nach dem Motto: nur weit weg von zuhause.
Da ist man dann von Jugendherberge zu Jugendherberge mit dem Fahrrad durch ganz Norddeutschland gefahren. Die Kondition war noch da und die Knochen machten auch noch keine Zicken. Etwas später dann kam die Zeit des Führerscheinmachens (ich war die Ausnahme, hatte entweder keinen Bock oder keine Zeit oder das Geld war mir zu schade dafür; ich weiß es nicht mehr). Bei meinem damals besten Kumpel war das anders, er machte den Schein und hatte dann auch noch das Geld für einen fahrbaren Untersatz.
Damals mega-In: ein VW-Käfer.
Mit dem ging es dann diesmal in die andere Richtung, nach Süden. Nein, nicht in die Sonne, sondern erst mal nur Süddeutschland. Mit Zelt und Schlafsack, versteht sich. Man wollte ja schon etwas aus der Rolle fallen. An Ausland war damals noch nicht zu denken. Das einzige Ausland, das mit auf dem Weg lag, war die Schweiz und, es liegt ja fast nebenan, Österreich. Nun gut, das war die Jugendzeit. Später dann, inzwischen hatte ich meine Frau kennen gelernt und auch geheiratet, war ich vom Zelten angefixt und habe auch sie davon überzeugen können. Also ging es die nächsten Jahre, wenn Urlaub angesagt war, immer auf irgendwelche Campingplätze in der Umgebung bzw. ins weitere Umland. Die Kinder kamen, die Campingausrüstung wurde immer umfangreicher und das Auto wurde auch immer größer (vom FIAT 500 zum VW Passat Kombi).
Aber, wie das nun mal so ist, die Kinder wurden größer und hatten andere, nicht immer günstige Ansprüche – und irgendwann dann auch keine Lust mehr auf irgendwelche Landpartien, die auch schon öfter mal in Schlammpartien endeten. Und die laufenden Kosten, um ein Auto zu unterhalten, waren inzwischen auch so sehr gestiegen, dass wir diesem “Luxus” auch abgesagt haben. Also mussten wir uns andere Ziele suchen. Weg von zuhause, aber an Ausland war zu der Zeit auch nicht zu denken. Die Jahre zogen ins Land (irgendwann wurde ich dann auch noch arbeitslos), meine Frau hatte bzw. hat auch nur einen Mini-Job. Und die Urlaubsgedanken waren auch nicht mehr so intensiv. Alle zwei, drei Jahre mal mit dem Zug an die Ostsee von den Ersparnissen, die man sich von dem wenigen Geld abzwacken konnte. Aber auch dort bleibt der Fortschritt nicht stehen. Die Preise für kleine Ferienappartements sind dort mittlerweile auch so weit angezogen. Da könnte man genauso gut, wenn man nicht im Hartz wäre, in einem Mittelklasse-Hotel ein Zimmer mit Frühstück nehmen. Das war’s dann wohl mit Urlaub. Nur noch Tagesfahrten quer durch Niedersachsen. Und das auch nur im Rahmen, den das Jahresticket Plus meiner Frau hergibt. Und das nur an Wochenenden! Oder abends ab 19h! Oder Balkonien.
Wir haben einen halbwegs vernünftig großen Balkon, wo auch Platz für einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen ist. Von dort aus kann man dann die startenden und landenden Flugzeuge beobachten und zumindest von Urlaub träumen. Wenn es denn vom Wetter her passt! Mittlerweile wohnen dann ja auch die “Kinder” nicht mehr zuhause bei Mama und Papa. Manche glauben ja, dass man dann doch wieder mehr Geld einspart und wieder ein bisschen mehr für sich selber übrig hat. Pustekuchen! Das sind doch alles Utopien. Immer wieder mal kommt einer der Jungs angeschlichen und fragt ganz lieb und nett, ob er sich ein paar Euro “ausleihen” könnte für unvorhersehbar angefallene Kosten. Ganz speziell nachdem bzw. schon bevor sie selber irgendwo schick in den Urlaub geflogen sind. Und dann zwackt man sich von dem eh schon knappen Budget eben halt noch ein paar Euros ab und steckt selber noch ein bisschen mehr zurück. Also, Urlaub ade bis zum Sankt-Nimmerleinstag! Oder vielleicht doch irgendwann, wenn mal genügend Geld über ist für `nen Lottoschein. Die ganz große Nummer ziehen. Dann ist sowieso alles egal. Aber da wird man ja eher vom Blitz getroffen bei den Klimaverhältnissen hier zuhause. Und außerdem: Als Empfänger von Hartz IV braucht man doch keinen Urlaub. Man hockt doch die ganze Zeit stresslos zuhause rum. Und von dem wenigen Geld ist sowieso nichts vorgesehen, geschweige denn übrig, um davon einen Urlaub zu finanzieren! Also: Nix mit Urlaub im Hartz!
Sommerzeit – Urlaubszeit – Arbeitszeit: von 8:00h – 12:00h, im Injob beim ASB! Urlaub? Nicht dran zu denken. Das Geld ist knapp und jeder Tag, an dem nicht gearbeitet wird, wird auch nicht bezahlt.
In diesem Jahr, so um die Zeit nach Ostern, da kommt doch tatsächlich unser Erstgeborener auf uns zu und fragt… Nein, nicht nach Geld!… Er fragt, ob wir denn wohl so um den Monatswechsel von Mai auf Juni Zeit hätten für gut eine Woche. Warum sollten wir Zeit haben, und wofür? Nun, die Sache war die, dass unsere Jungs sich überlegt hatten, es wäre doch mal an der Zeit, etwas zurückgeben zu können. Und das in Form eines Urlaubs. Meine Frau und ich schauten uns mit großen Augen an und dann unseren Sohn. Wie, Urlaub!? Wie soll das denn vonstatten gehen?! Unser Sohn antwortete: “Macht euch da mal keine großen Gedanken. Alles ist geregelt. Ihr braucht gar nichts zu tun. Packt einfach ein paar leichte Sommerklamotten und Badezeug ein, und dann geht es ab nach München.”.
Nach München? Urlaub? Badezeug? Leichte Klamotten? In welchem Film sind wir denn hier gelandet?!
Unser Sohn blieb hartnäckig: “Also in München geht es dann ab mit dem Flieger nach Ägypten. Hurghada. Tolles Ferienressort.” Mein eh zu hoher Blutdruck scheint sich noch weiter nach oben zu drücken. Flieger? Ägypten? Was geht denn hier ab?! “Ihr habt euch mal einen richtigen, schicken Urlaub verdient. Einen, wo ihr mal so richtig ausspannen könnt und fast nichts bezahlen braucht. All inclusive nennt sich das.” Nach ein paar Minuten hat sich mein Blutdruck wieder etwas beruhigt und ich frage nach Einzelheiten. Wir, fast schon an der Rente dran, noch nie im Flugzeug gesessen, noch nie im Ausland gewesen und jetzt Ägypten. 3000 km weit von zuhause entfernt. Ich kann mich irgendwie noch nicht mit dem Gedanken anfreunden.
Wir bekommen dann die Einzelheiten erklärt: “Also, ihr fliegt am Sonntagmorgen um 06:00h in München los und seid dann gegen Mittag in Ägypten. Da werdet ihr dann am Flughafen abgeholt und zum Hotel gebracht. Dann erholt ihr euch ´ne Woche und am Sonntag drauf geht’s dann umgekehrt wieder zurück. Macht euch keinen Stress. Alles wird gut.”
Alles wird gut? Fragen tun sich auf: Wie kommen wir denn so früh nach München? Und überhaupt, wie geht das alles ab am Flughafen mit einchecken, abchecken und all diese Geschichten? Das haben wir schließlich noch nie mitgemacht.
“Macht euch da bloß nicht zu große Gedanken. Macht einfach das, was die anderen auch machen. Das geht alles fast wie von selbst. Und mit dem nach München kommen, das ist auch geregelt. Das nennt man “rail&fly”. Ihr fahrt von Bremen mit dem ICE bis zu einem Tag vorher nach München, übernachtet da und werdet dann von einem Abhol-Service zum Flughafen gebracht. Für Übernachtung vorher und nachher in München ist auch schon gesorgt, “air’b’n’b” nennt sich das.“ Unser Sohn sagte dann noch, dass wir wohl schon am Freitag mit dem Ticket nach München fahren könnten, dann hätten wir am Samstag noch einen entspannten Tag zum Sightseeing.
Hört sich alles ganz dolle an. Alles geregelt, keinen Stress, Urlaub pur! Das erste Mal! Wahnsinn!
Der Urlaubstermin rückt näher, der Tag vor der geplanten Abreise. Koffer sind gepackt. Unser Sohn am Telefon: “Ich habe mich vorsichtshalber noch mal beim Reiseveranstalter erkundigt wegen dem Extra-Tag in München. Leider gehen die Bestimmungen von Bahn und Veranstalter nicht so locker einher, soll heißen, dass das Ticket für die Bahnfahrt erst ab Samstagmorgen, 0:01h gültig ist.” – Die vorbestellten Sitzplätze im ICE bleiben also am Freitag frei. Die ersten 9,00 € sind verpufft. Stadtplan für München auch umsonst gekauft. Kein Sightseeing. Und schon wieder 10,00 € futsch. Wann kommt man denn sonst schon nach München. Wenn man bedenkt, dass ein Zugticket für zwei Personen nach München schon fast einen Pauschal-Urlaub aus irgendwelchen Werbezeitschriften kostet. Das fängt ja schon gut an. Aber egal, dafür ist der eigentliche Urlaub ja “umsonst”. Der nächste Tag der Abreise ist gekommen. Alles läuft gut, wir sind rechtzeitig am Bahnhof und auch zeitig genug im Zug. Wir suchen unsere vorbestellten Sitzplätze, verstauen unser Gepäck und machen es uns bequem. Alles ganz entspannt, alles wird gut. Der Zug setzt sich in Bewegung. Auch das noch: die Plätze sind entgegengesetzt zur Fahrtrichtung. Nicht, dass mir beim Rückwärtsfahren schlecht wird. Aber, wenn ich aus dem Fenster schaue, dann sehe ich doch lieber, wo ich hinfahre, wie das, wo ich schon gewesen bin. Ich sag zu meiner Frau: „Wenn der Kontrolleur durch ist, dann setzen wir uns in Hannover einfach auf einen anderen Platz, der Zug ist ja sowieso nicht so voll, wie vermutet. Und sonst haben wir ja unsere reservierten Plätze.“ In Hannover angekommen, erst mal aussteigen und `ne Zigarette rauchen. Soviel Zeit ist drin, weil durchgesagt wurde, dass hier noch ein Zug aus Hamburg an unseren angekoppelt wird. Wir steigen wieder ein und setzen uns erst mal wieder auf unsere Plätze, mal sehen, wer noch zugestiegen ist und wie es dann mit freien Plätzen aussieht. Dann kommt wieder eine Durchsage: „Es gibt technische Probleme beim Ankoppeln des Hamburger Zuges, die Weiterfahrt verzögert sich um ca. 30 Minuten.“ Brötchen auspacken, erst mal frühstücken.
Ist ja auch irgendwie vorprogrammiert: Hamburg mit Bremen verbinden, das kennt man ja auch vom Fußball. Da gibt’s immer Probleme. Das Ende vom Lied war, dass das Ankoppeln auch nach einer weiteren halben Stunde nicht geklappt hat und dass die Leute aus dem Hamburger Zug in unseren Zug umsteigen mussten. Also keine freien Plätze mehr im Zug und mit dem Rücken voran in Richtung München :-( . Dadurch hatten wir dann schon insgesamt eine ganze Stunde Verspätung, mit der wir in München ankamen. Nachdem wir mit unserem Sohn und dieser mit den Zimmervermietern telefonierte, haben wir es uns dann dort in der Wohnung bequem gemacht, denn morgens um 3:00 h sollte ja der Fahrdienst kommen und uns zum Flughafen bringen. Dann, so gegen 22:00 h Anruf auf meinem Handy. Nummer unbekannt: wer kann das sein? Es ist der Abholservice! Gehen unsere Uhren falsch? Ist in Bayern ´ne andere Zeitzone? Nein! Die Dame des Abholservices sagte: “Leider können wir Sie wegen zu hoher Auslastung nicht zum Flughafen bringen.”
Panikglocken fangen in meinen Ohren an zu läuten. Und nun? Wie kommen wir rechtzeitig zum Einchecken? Taxi-Ruf! In Bremen 14014, aber in München? Im Mietzimmer nirgendwo ein Telefonbuch und in einer fremden Stadt nachts noch `ne Telefonzelle suchen, wo es doch eh kaum noch welche gibt! Sohn angerufen : „… ist und wird ja alles geregelt, nur keinen Stress! Taxi ist bestellt. Alles wird gut!” Das Taxi ist pünktlich, der Fahrer freundlich und hilfsbereit, und es geht los. Nach einer halben Stunde Fahrzeit das “zweite Erwachen” an diesem frühen Morgen.
Klare Ansage vom Taxifahrer: “Das macht dann 68,50 €. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug und einen noch angenehmeren Urlaub.” Na danke! Wie war das noch: Ihr braucht fast nichts zu bezahlen – hatten unsere Söhne gesagt. Abgehakt! Nur keinen Stress! Es ist schließlich Urlaub! Jetzt “nur noch” der Teil mit dem Einchecken, Bordkarte, Passkontrolle und so… Meine Klamotten sind schon ganz klamm geschwitzt, obwohl es ja noch gar nicht so warm in München ist. Wahrscheinlich ist das die ganze Nervosität und die Tatsache, dass es jetzt kein zurück mehr gibt.
Dann im Flugzeug angekommen.
`Hoffentlich geht nichts schief.` Ich krame im Handgepäck nach meinen Kaugummis – ein “Muss” hab ich von anderen gehört, wegen dem Druck auf den Ohren beim Fliegen. Zu spät, der Flieger setzt sich schon in Bewegung. Und eh wir uns versehen, sind wir auch schon in der Luft. Ist doch gar nicht so schlimm. Tolle Aussicht. Die Anspannung lässt nach. Alles wird gut. Einzige Ausnahme war dann noch die Landung. Ein paar Hopser und ein zeitweise knirschendes Flugzeuggehäuse, dann ein dumpfer Aufsetzer …. Touch down! Wir sind heil angekommen. Tolle Erfahrung gemacht. Die Luken öffnen sich, die Leute verlassen das Flugzeug. Wir saßen ziemlich in der Mitte, also ist der Weg zum Ausgang länger und die Luft von außen kommt nur langsam näher. Dann, die Sonne strahlt, Schritt nach draußen, eine Wand! Hitze! 30-40°?! Wahnsinn! Ein Flughafen mitten in der Wüste. Rundherum nur Sand und moderne Flughafengebäude. Wir steigen in den Shuttle-Bus, der uns zum Ankunftsgebäude bringt. Im Flieger hat man uns schon gesagt, dass wir noch ein Einreisevisum erwerben müssen, sonst kommen wir nicht aus dem Flughafengebäude, geschweige denn in unser Hotel. Drei Schalter haben geöffnet, drei Schlangen haben sich gebildet. Wir stellen uns an, fast wie zuhause beim Einkaufen, natürlich an die Schlange, an der es gefühlt am längsten dauert.
Endlich an der Reihe, werden die nächsten 25,00 € fällig. Wie war das noch: …fast nichts zu bezahlen!
Das Urlaubs-Portemonnaie ist schon um einiges dünner geworden.
Dann draußen vorm Flughafen der erste Kontakt mit Einheimischen: “Du wollen Taxi in Hotel? Ganz billig!” Wir wollen kein Taxi, wir werden abgeholt. Mit einem Kleinbus ohne Klima-Anlage. Der nächste Kontakt mit Einheimischen: Einer der mitfahrenden Angestellten schüttelt mit einem Beutel voller Euro-Geldstücke. “Du wechseln?” Verneint, weil das Portemonnaie nicht greifbar war. Irgendwie verständlich von den Leuten. Die kriegen hier “Bakschisch/ Trinkgeld” und keiner denkt daran, dass die hier ja die Münzen gar nicht bei der Bank loswerden können. Die Fahrt ins Hotel ist auch ein Abenteuer. Es gibt zwar feste Straßen, aber die haben Schlaglöcher ohne Ende. Durch die Stadt fahren, ist fast wie durch `ne Riesenbaustelle zu fahren. Aber diese hat Moscheen mittendrin, die stechen richtig raus mit ihrem Prunk und teilweise goldenen Dächern und Minaretten. Und es gibt auch einen “ALDI” hier. Nur, alleine würde sich da außer den Einheimischen wohl keiner hin trauen.
Dann Ankunft in der Hotelanlage. Erstmal Kontrolle an der Einfahrt. Ein Polizist guckt misstrauisch die Leute im Bus an, ein anderer geht mit einem Spiegel rund um den Bus und guckt, ob sich vielleicht jemand unter den Bus gehängt hat, um sich einzuschmuggeln. Im Hotel geht dann alles völlig locker ab. Die Leute sprechen fast alle Sprachen, sogar Deutsch, als wäre dies die Zweitsprache nach Arabisch.
Die Koffer werden uns ins Zimmer gebracht und das erste Bakschisch wird fällig. Dafür hatten wir dann am nächsten Morgen einen Schwan auf dem Bett, liebevoll und mit Geschick aus frischen Handtüchern zusammen gedreht und drapiert. Beim Blick von der Terrasse unseres Zimmers stockte uns dann der Atem: ein Bild wie aus einem Prospekt, so, dass man meint, das sei ´ne Fotomontage. Weißer Sand, große Palmen, blaues Wasser, blauer Himmel, ohne Wolken … der Wahnsinn. Urlaub aus dem Bilderbuch. Die eine Woche kann starten und braucht eigentlich auch nicht so schnell enden. Das Essen ist üppig. Eine Riesenauswahl, jeden Tag zweimal kalt/warmes Buffet plus Frühstück plus Abendsnacks.
In einer kleinen Ladenzeile Verkäufer, die zum Tee und zur Shisha einladen. Aber auch am Strand nervige “Verkäufer”, die massieren, frisieren, maniküren wollen usw.. Oder der Handtuchverwalter. Überall steht: Bitte keine Liegen reservieren. Alle ignorieren das scheinbar und keiner meckert darüber. Also machen wir das auch. Vorm Frühstück sind unsere Handtücher an einem schattigen Platz deponiert. Nach dem Frühstück sind die dann verschwunden. Auf Nachfrage beim Handtuchverwalter nur Schulterzucken. Kurz überlegt, ins Zimmer und Bakschisch geholt und gegeben, wurden die Handtücher persönlich vom Handtuchverwalter auf die ausgesuchten Liegen ausgebreitet und das für den Rest der Woche. Unaufgefordert.
Das gleiche auch an den Bars und Getränkeständen. Hast du Bakschisch gegeben, wurden dir Getränke gebracht, bevor die aktuellen zur Neige gingen. Gleiches Prozedere am Strand.
Die Zeit ging viel zu schnell vorbei und der Tag der Abreise ist schon wieder gekommen. Der gleiche Ablauf, wie schon bei der Anreise: Abholung zum Flughafen mit ´nem Bus, diesmal aber scheinbar mit Klimaanlage. Zumindest wurde die Luft durch gewirbelt. Am Flughafen dann wieder Schlangenbildung und Einheimische mit aufgehaltener Hand: “Du mit mir kommen, dann geht schneller”. Abgewinkt, habe schon genug Bakschisch verteilt. Die erste Kontrolle, bevor man überhaupt in den Flughafen rein darf. Alles ablegen, was piepen könnte: Uhr, Kette, Feuerzeug, und Schuhe ausziehen. Durchgekommen. Schuhe wieder anziehen. Bordkarte holen. Jetzt ´ne Zigarette. Ist nicht. Kein ausgewiesener Raucherbereich. Auf Nachfrage gibt es so was in der Abflughalle. Dann eine Durchsage an alle Passagiere: “Vor der nächsten Kontrolle bitte alle Getränke bzw. Flüssigkeiten entsorgen und keine Feuerzeuge durch die Schleusen nehmen”.
Na toll, aber egal, im Duty Free Shop kann man ja alles wieder neu besorgen. Also noch ´nen kräftigen Schluck genommen und alle Feuerzeuge entsorgt, die am Mann waren (wir wussten es da ja noch nicht besser). Wieder durch die Kontrolle. Noch mal komplettes Programm. Obwohl man ja noch keine Gelegenheit hatte, sich was Neues, Gefährliches zu besorgen. Auch das ging problemlos. So, jetzt erst mal ein Feuerzeug und was zu trinken für den Rückflug besorgen. Feuerzeug! Überall kannst du Stangenweise Zigaretten und Schmuck, Parfüm und so’n Gedöns kaufen, aber nirgendwo ein Feuerzeug. Aus den Raucherabteilungen qualmt es aber. Woher haben die Leute Feuer? Wir werden als ganz schön blöd angelacht und bekommen zu hören, dass man solche Durchsagen doch nicht ganz so ernst nehmen sollte. Gut, nächstes Mal anders! Jetzt noch was zu trinken. Zwei Pepsi. Schön kalt. “Das macht 8,00 €”. Sind wir hier auf’m Kiez? Okay, jetzt kommt es darauf auch nicht mehr an.
Es geht in den Flieger. Meine Klamotten sind schon wieder klamm. Diesmal aber tatsächlich von der Wärme. Jetzt kennen wir das ja schon: abheben, gen Deutschland fliegen, landen.
Touch down in München. Erst mal wieder ein eigenes Feuerzeug besorgen. Und dann mal schauen, wie man das Taxi übergehen kann. Nochmal 70,00 € zurück in Bahnhofsnähe würde wahrscheinlich die Urlaubskasse sprengen, obwohl der Urlaub ja “fast umsonst” war. Also fahren wir mit der S-Bahn. Das kostet für zwei Personen “nur” 22,50 €. Es regnet. Wir sind wieder in Deutschland. Die Klamotten sind wieder klamm. Diesmal aber vom Regen.
Wir suchen und finden die angemietete Wohnung. Klamotten wechseln und erst mal´nen heißen Kaffee. Ich trinke schwarz, meine Frau möchte Zucker. Im Schrank ein Zuckerstreuer. Meine Frau streut, rührt um, trinkt. Dieses Gesicht ist prägend: im Streuer war kein Zucker sondern Salz. Ganz klar, der Urlaub ist zu Ende. Irgendwie zum ko…..
Die Zugfahrt ist unspektakulär. In Bremen wieder angekommen, erst mal zu Kiefert, ´ne Rostbratwurst mit Hausmacher. Dunkle Wolken ziehen auf. Wir nehmen uns ein Taxi. Während der Fahrt geht die Welt unter. Wolkenbruch, Blitz und Donner.