Kritik an der Psychiatrie-Reform
Auf der Sondersitzung der Gesundheitsdeputation ging’s um die Umsetzung der Psychiatriereform. Das Fazit der taz nach der Veranstaltung lautet: „Alle sind engagiert, aber es muss deutlich schneller vorangehen.“
Denn – im Bürgerschaftsbeschluss von 2013 steht: „Bis 2021 muss die Bremer Psychiatrie neue übergreifende Strukturen bekommen, sich von Krankenhausbetten wegorientieren und Betroffene stärker einbeziehen.“ Beim Letzteren gibt es gute Ansätze, so zum Beispiel bei der Einstellung von Genesungsbegleitern in Bremen. Aber – „wir hätten uns nach fünf Jahren etwas anderes gewünscht. Es sind gefühlt bislang sehr kleine Schritte erfolgt“, zitiert der WESER-KURIER den gesundheitspolitischen Sprecher der Grünen, Nima Pirooznia.
Damit nun endlich mehr geschieht, soll laut Beschluss der Deputation die Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt bis zum Jahresende ein Strategiepapier vorlegen, wie die Reform weiter vorangebracht werden kann.
Proteste vor der Sitzung (siehe Foto) zeigen, dass es aber auch noch andere, sehr viel kritischere Meinungen zur Situation der Psychiatrie in Bremen gibt. Im Anschluss an die Veranstaltung hat Julia Benz von der »Psychiatriekritischen Gruppe Bremen« dem Berliner Magazin ‘Jungle World’ ein Interview gegeben, in dem sie ihre Haltung in folgende Worte fasste:
„Es existiert ein krasser Widerspruch zwischen dem vom Politik- und Medizinbetrieb gemeinsam gezeichneten Idealbild einer menschenfreundlichen, fortschrittlichen Psychiatrie in Bremen und der brutalen Realität, die Psychiatrisierte und Zwangspsychiatrisierte tatsächlich erleben.“