Heute habe ich an meinem Laptop gesessen und von mir selbst nur Augen und Mund, vielleicht noch Haare wahrgenommen. Das hat mich veranlasst, jetzt einiges aufzuschreiben.
Mein Leben lang ist es schon ein Problem für mich, überhaupt sogenannte Körperlichkeit zu erleben.
Durch körperlich und psychisch erlebte Gewalt in der Kindheit bin ich für mein Leben lang traumatisiert, das geht auch nicht weg, ich muss irgendwie damit umgehen.
Weil ich leben will!Die Folgen der Traumatisierung sind u.a., dass ich keine Ahnung habe, was normales körperliches Erleben ist,
wie andere Menschen selbstbewusst, sich selbst bewusst, durch den Alltag stolzieren.
Dies kann ich zwar beobachten, aber überhaupt nicht wirklich nachvollziehen, geschweige denn in vergleichbarer Form für mich fühlen.
Gefühle, die andere Menschen als ganz normalen Bestandteil ihres Lebens sehen und erleben, können sich nicht normal für mich einordnen lassen.
Ein Bewusstsein für mein eigenes Ich, meinen Körper, können sich nicht vertrauensvoll und selbstverständlich einstellen und erkennen.
Zum jetzigen Zeitpunkt, auch beeinflusst durch die veränderten äußeren Lebensumstände für uns alle, erlebe ich wieder deutlicher, wie gehandicapt ich in dieser Beziehung bin.
So passiert es mir nicht nur in dieser Situation, vor dem Laptop sitzend, es verschlägt mir mittlerweile draußen sogar die Sprache.
Dadurch, dass ich viel weniger den Menschen persönlich begegne, kann ich keine vertrauten Bilder für mich aufrufen,
aus denen ich die Menschen zuordnen kann. Dieses beeinflusst mich in der Folge dann insoweit, dass ich viel länger (Stunden, Tage, Wochen) brauche,
um Stimmen den dazugehörigen Menschen zuordnen zu können. Vieles von dem, was ich mir in den letzten Jahren selbst oder mit Hilfe erarbeitet habe, damit Vertrauen im Umgang mit Menschen entstehen kann,
ist mir wieder verlorengegangen. Heraustreten vor die Tür fällt mir tagelang so schwer, dass ich kaum sog. normale Alltagsdinge erledigen kann. Der Gedanke an Einkaufen, spazieren gehen, Freunde und Kollegen treffen,
löst stark alte >Berührungsängste< in mir aus. Dann bin ich also zu Hause. Es fühlt sich relativ vertraut und sicher an,
ich kann mich in meinem eigenen Umfeld im Rahmen meiner Möglichkeiten frei und mir selbst bewusst bewegen.
Hier habe ich mir viele vertraute Dinge geschaffen, die mir helfen, den Bezug zur Realität nicht zu verlieren.
Aber auch das ist nicht selbstverständlich. Sobald ich kleine Veränderungen vornehme, geht mein Sicherheitssystem erneut verloren.
Ein Beispiel ist der Blick in den Spiegel.
Er lässt mich manchmal erstaunen, weil ich nicht zuordnen kann, was ich sehe. Ich erkenne selbst nicht immer, dass es mein Körper – mein Gesicht ist – was dort zu sehen ist.
Am Haus befindet sich ein Garten, in dem ich aus Erlebtem der Enge heraus wenigstens ein wenig „Luft schnappen“ kann.
Das Fühlen und Riechen, die Arbeiten mit den Pflanzen, in der Erde buddeln, gibt mir für Momente die Möglichkeit, mich selbst ein wenig mehr wahrzunehmen.
Mit Schmunzeln benannt, hilft mir in Folge der manchmal gefühlte Muskelkater dabei, zu merken, dass ich aus mehr bestehe als nur Augen und Mund.
Aber ist das alles, was ich will?Beziehung in jeglicher Form zu vertrauten Menschen leben ist für mich sehr begrenzt möglich, egal, um welche Form es sich handelt.
Ich habe Kinder und Enkelkinder, einen Partner, Freunde. Aber wenn ich diese nicht sehe oder fühle, wenn monatelang kein wirklicher Kontakt möglich ist,
gehen sogar die engsten Beziehungen verloren, weil ich sie durch die Handicaps immer weniger zuordnen kann.
Das Ausmaß solcher Einschränkungen ist bestimmt schwer nachzuvollziehen und so gravierend, dass es auch mich selbst immer wieder erschreckt, verzweifelt und wütend sein auslöst.
Körperlichkeit, wie kann ich das empfinden, wie kann ich es leben, erleben.
Wie kann ich Vertrauen in mich, was ich erlebe, entstehen lassen, wenn es mit dem Hintergrund der Folgen der erlebten Traumatisierungen immer wieder neu eingeordnet werden muss?
Eine Form der Sicherheit erlebe ich im Moment, wenn ich zur Musiktherapie gehe. Diesen Weg schaffe ich ca. alle zwei Wochen zu bewältigen.
In kurzen Zeitfenstern nutze ich dort eine Möglichkeit, Vertrauen in mein Gefühl zuzulassen.
Musiktherapie bedeutet nicht, auf sogenannte normale Art einfach Musik zu machen, wie man es in alltäglichem Hören kennt.
Aus meinem ganzheitlichen Erleben dort, bestehend aus Worten, Sehen, Fühlen, klingen die verschiedensten Arten von Tönen, erzeugt von mir selbst.
Diese für mich gefühlten Harmonien entstehen aus meinem tiefsten Inneren, docken an mein ureigenstes Sein an.
Ich kann für Momente ein Gefühl von Urvertrauen empfinden. Wenn bewusst genug Ruhe und Sicherheitsgefühl für mich entstanden ist,
gelingt es sogar, auch Klänge gemeinsam mit der Therapeutin zuzulassen.
Im Verlauf dieser 50 Minuten fange ich an zu fühlen, dass tatsächlich ich es bin, aus der die Töne klingen und lassen für mich ein Bild und ein Gefühl für mich selbst entstehen.
Oftmals war ich schon erstaunt, dachte zum wiederholten Mal: SOMIT MUSS ICH TATSÄCHLICH SEIN.
Am Ende der Zeit gehe ich manchmal hinaus und fühle bewusster, was für viele Menschen selbstverständlich ist.
Meine Haut der Witterung ausgesetzt, Füße auf dem Boden, Beine sich bewegen, meine Hände die Ampel berühren, Geräusche höre ich deutlicher usw. Wenn es mir gelingt, die Erinnerung an dieses Erlebte mit in die nächsten Tage zu nehmen, fühle, sehe und höre ich mehr von der Außenwelt, schaffe Kontakte zu Mitmenschen, telefonieren, persönliche Treffen.
Durch mein anders erlebtes körperliches SEIN entstandene Ängste bei Begegnungen mit Menschen sind mir immer noch bewusst, es gibt mir jedoch für längere Augenblicke die Möglichkeit, sie anders und realistischer einzuordnen.
Es ist die Möglichkeit eines Weges heraus aus der Isolation.
Dies ist ein kleiner Einblick, nur Bruchstücke. Ich könnte noch sehr viel mehr zu dem gesamten Ausmaß berichten.
So ist mein Leben. Kleine, immer wieder erarbeitete Zeitfenster, die ich aneinander reihe und dadurch versuche, ein Ganzes entstehen zu lassen und auch mein körperliches SEIN zu fühlen.
Wichtig für mich ist hier zu sagen, mein Leben beinhaltet nicht nur Ängste, Enge und Irritationen, sondern auch sehr viel schöne Dinge.
Trotz alledem!
Mein Leben lang ist es schon ein Problem für mich, überhaupt sogenannte Körperlichkeit zu erleben.
Durch körperlich und psychisch erlebte Gewalt in der Kindheit bin ich für mein Leben lang traumatisiert, das geht auch nicht weg, ich muss irgendwie damit umgehen.
Weil ich leben will!Die Folgen der Traumatisierung sind u.a., dass ich keine Ahnung habe, was normales körperliches Erleben ist,
wie andere Menschen selbstbewusst, sich selbst bewusst, durch den Alltag stolzieren.
Dies kann ich zwar beobachten, aber überhaupt nicht wirklich nachvollziehen, geschweige denn in vergleichbarer Form für mich fühlen.
Gefühle, die andere Menschen als ganz normalen Bestandteil ihres Lebens sehen und erleben, können sich nicht normal für mich einordnen lassen.
Ein Bewusstsein für mein eigenes Ich, meinen Körper, können sich nicht vertrauensvoll und selbstverständlich einstellen und erkennen.
Zum jetzigen Zeitpunkt, auch beeinflusst durch die veränderten äußeren Lebensumstände für uns alle, erlebe ich wieder deutlicher, wie gehandicapt ich in dieser Beziehung bin.
So passiert es mir nicht nur in dieser Situation, vor dem Laptop sitzend, es verschlägt mir mittlerweile draußen sogar die Sprache.
Dadurch, dass ich viel weniger den Menschen persönlich begegne, kann ich keine vertrauten Bilder für mich aufrufen,
aus denen ich die Menschen zuordnen kann. Dieses beeinflusst mich in der Folge dann insoweit, dass ich viel länger (Stunden, Tage, Wochen) brauche,
um Stimmen den dazugehörigen Menschen zuordnen zu können. Vieles von dem, was ich mir in den letzten Jahren selbst oder mit Hilfe erarbeitet habe, damit Vertrauen im Umgang mit Menschen entstehen kann,
ist mir wieder verlorengegangen. Heraustreten vor die Tür fällt mir tagelang so schwer, dass ich kaum sog. normale Alltagsdinge erledigen kann. Der Gedanke an Einkaufen, spazieren gehen, Freunde und Kollegen treffen,
löst stark alte >Berührungsängste< in mir aus. Dann bin ich also zu Hause. Es fühlt sich relativ vertraut und sicher an,
ich kann mich in meinem eigenen Umfeld im Rahmen meiner Möglichkeiten frei und mir selbst bewusst bewegen.
Hier habe ich mir viele vertraute Dinge geschaffen, die mir helfen, den Bezug zur Realität nicht zu verlieren.
Aber auch das ist nicht selbstverständlich. Sobald ich kleine Veränderungen vornehme, geht mein Sicherheitssystem erneut verloren.
Ein Beispiel ist der Blick in den Spiegel.
Er lässt mich manchmal erstaunen, weil ich nicht zuordnen kann, was ich sehe. Ich erkenne selbst nicht immer, dass es mein Körper – mein Gesicht ist – was dort zu sehen ist.
Am Haus befindet sich ein Garten, in dem ich aus Erlebtem der Enge heraus wenigstens ein wenig „Luft schnappen“ kann.
Das Fühlen und Riechen, die Arbeiten mit den Pflanzen, in der Erde buddeln, gibt mir für Momente die Möglichkeit, mich selbst ein wenig mehr wahrzunehmen.
Mit Schmunzeln benannt, hilft mir in Folge der manchmal gefühlte Muskelkater dabei, zu merken, dass ich aus mehr bestehe als nur Augen und Mund.
Aber ist das alles, was ich will?Beziehung in jeglicher Form zu vertrauten Menschen leben ist für mich sehr begrenzt möglich, egal, um welche Form es sich handelt.
Ich habe Kinder und Enkelkinder, einen Partner, Freunde. Aber wenn ich diese nicht sehe oder fühle, wenn monatelang kein wirklicher Kontakt möglich ist,
gehen sogar die engsten Beziehungen verloren, weil ich sie durch die Handicaps immer weniger zuordnen kann.
Das Ausmaß solcher Einschränkungen ist bestimmt schwer nachzuvollziehen und so gravierend, dass es auch mich selbst immer wieder erschreckt, verzweifelt und wütend sein auslöst.
Körperlichkeit, wie kann ich das empfinden, wie kann ich es leben, erleben.
Wie kann ich Vertrauen in mich, was ich erlebe, entstehen lassen, wenn es mit dem Hintergrund der Folgen der erlebten Traumatisierungen immer wieder neu eingeordnet werden muss?
Eine Form der Sicherheit erlebe ich im Moment, wenn ich zur Musiktherapie gehe. Diesen Weg schaffe ich ca. alle zwei Wochen zu bewältigen.
In kurzen Zeitfenstern nutze ich dort eine Möglichkeit, Vertrauen in mein Gefühl zuzulassen.
Musiktherapie bedeutet nicht, auf sogenannte normale Art einfach Musik zu machen, wie man es in alltäglichem Hören kennt.
Aus meinem ganzheitlichen Erleben dort, bestehend aus Worten, Sehen, Fühlen, klingen die verschiedensten Arten von Tönen, erzeugt von mir selbst.
Diese für mich gefühlten Harmonien entstehen aus meinem tiefsten Inneren, docken an mein ureigenstes Sein an.
Ich kann für Momente ein Gefühl von Urvertrauen empfinden. Wenn bewusst genug Ruhe und Sicherheitsgefühl für mich entstanden ist,
gelingt es sogar, auch Klänge gemeinsam mit der Therapeutin zuzulassen.
Im Verlauf dieser 50 Minuten fange ich an zu fühlen, dass tatsächlich ich es bin, aus der die Töne klingen und lassen für mich ein Bild und ein Gefühl für mich selbst entstehen.
Oftmals war ich schon erstaunt, dachte zum wiederholten Mal: SOMIT MUSS ICH TATSÄCHLICH SEIN.
Am Ende der Zeit gehe ich manchmal hinaus und fühle bewusster, was für viele Menschen selbstverständlich ist.
Meine Haut der Witterung ausgesetzt, Füße auf dem Boden, Beine sich bewegen, meine Hände die Ampel berühren, Geräusche höre ich deutlicher usw. Wenn es mir gelingt, die Erinnerung an dieses Erlebte mit in die nächsten Tage zu nehmen, fühle, sehe und höre ich mehr von der Außenwelt, schaffe Kontakte zu Mitmenschen, telefonieren, persönliche Treffen.
Durch mein anders erlebtes körperliches SEIN entstandene Ängste bei Begegnungen mit Menschen sind mir immer noch bewusst, es gibt mir jedoch für längere Augenblicke die Möglichkeit, sie anders und realistischer einzuordnen.
Es ist die Möglichkeit eines Weges heraus aus der Isolation.
Dies ist ein kleiner Einblick, nur Bruchstücke. Ich könnte noch sehr viel mehr zu dem gesamten Ausmaß berichten.
So ist mein Leben. Kleine, immer wieder erarbeitete Zeitfenster, die ich aneinander reihe und dadurch versuche, ein Ganzes entstehen zu lassen und auch mein körperliches SEIN zu fühlen.
Wichtig für mich ist hier zu sagen, mein Leben beinhaltet nicht nur Ängste, Enge und Irritationen, sondern auch sehr viel schöne Dinge.
Trotz alledem!