Eine kalte, ungemütliche Januarnacht.
Ich weiß Realität und Traum nicht zu unterscheiden.
Ich liege in meinem Bett, in einem unruhigem Zustand, zwischen Dahindämmern und Schlaf.
Meine Augen gehen hin und her unter den geschlossenen Augenlidern.
Draußen beginnt es zu regnen, ein starker Wind weht.
Ich werde unruhiger, meine Wimpern zucken wellenförmig hin und her.
Mein sonst so helles Schlafzimmer ist in eine merkwürdige Dunkelheit gehüllt. Kein Mondlicht erhellt das Zimmer. Die Luft ist zum Zerreißen gespannt.
Es regnet heftiger, der Regen klatscht mit einer heftigen Windböe aufs Dach, es ist, als sei etwas aufs Dach gefallen.
Plötzlich scheint die Welt still zu stehen. Das Leben hält den Atem an. Gut und Böse unterbrechen den noch nicht entschiedenen Kampf. Ich hoffe, spüre für kurze Zeit die von Gott geheißene neue Welt.
Doch es ist keine friedvolle Stille.
Der Raum bleibt dunkel, der Himmel verfärbt sich rot. Es ist der Kampf der Engel. Mir wird klar, was da aufs Dach gefallen ist.
Schlafend oder wach, ich weiß es nicht.
Ich begebe mich auf die Suche und gelange auf den Dachboden. Da ist ein Licht, nicht hell, nicht dunkel.
Etwas sitzt auf einer Kiste. Von ihm geht ein Strahlen aus. Es lebt, atmet, schwitzt seine Anstrengung aus und scheint verletzt.
Meine Augen gewöhnen sich an das Licht.
Ich sehe mattweiße, doch auch regenbogenfarbend schimmernde Federn, dicht an dicht geben sie eine wunderbare Struktur.
Ich möchte sie berühren, die Flügel, doch wage es nicht.
Was ist es? Gut oder böse?
Das Wesen hat mich bemerkt. Es dreht sich langsam zu mir um.
Ein Strahlen, eine Helligkeit geht von ihm aus. Es hat langes, goldenes welliges Haar. Das sanfte Gesicht lächelt mich an.
Darf ich diesen Moment genießen?
Ich gebe mich dieser gottvollen Seligkeit hin.
Das Gesicht verändert sich, der Glanz verblasst, das Lächeln verzieht sich langsam zu einer Fratze. Die Mimik bekommt strenge Züge. Blitzende Augen mit einem stechenden Blick. Die Haut wird grau. Das goldene Haar ist weg und kleine Hörner sitzen auf seinem Haupt.
Mein Puls steigt. Ich höre mein Herz schlagen, es schlägt so stark, dass sich der Druck in meiner Halsschlagader so erhöht, dass es mir die Kehle zudrückt.