Autor:in: Veronika Gaspert

Inklusion geht uns alle an, auch weil nicht jede Beeinträchtigung sichtbar ist.

Besonders schwer und/oder chronisch psychisch erkrankte Menschen erfahren dauerhaft fehlende Inklusion. Psychische Leiden sind schwer zu beschreiben und nicht sichtbar (es sei denn, Symptome führen zur Sichtbarkeit). Dies macht verständlicherweise wenig verständlich, wie beeinträchtigte Menschen denken und fühlen. Das Ergebnis: Einige Barrieren werden nicht abgebaut und Betroffene ziehen sich zurück. Stigmatisierung führt zur Selbststigmatisierung und zurück.

In der Psychiatriereform wurden die letzten Jahre viele Bereiche überarbeitet, darunter (teil-) stationäre und ambulante therapeutische und betreute Angebote. Das meiste davon ist aber zeitlich und/oder finanziell begrenzt und damit mit furchtbar viel bürokratischem Aufwand verbunden. Das größere Problem liegt aber im Ausbruch aus der Bubble, denn in diesem Setting besteht das persönliche Umfeld oft lediglich aus ähnlich gesinnten und Fachpersonal. Man ist zwar nicht mehr in der Minderheit, aber auch nicht mehr in der Gesellschaft. Weil es so viele Berührungsängste und Vorurteile gibt, ist es schwer, langfristig einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt aufrecht zu erhalten. Dadurch sinken die finanziellen Möglichkeiten, eine Wohnung zu finden oder andere soziale oder kulturelle Angebote wahrzunehmen. Sie können nur das nutzen, was im Rahmen der Angebote finanziert wird. Je nach Krankheitsverlauf kommt es zu Klinikaufenthalten und Medikationen, nicht selten wird mensch zeitweise fremdbestimmt. Das sind alles Dinge, die verarbeitet werden müssen und nicht nur Wirkungen, sondern auch relevante Nebenwirkungen haben können.

Die Psychiatriereform ist längst nicht da wo sie sein sollte (was den Beteiligten glücklicherweise bewusst ist), jedoch ist sie ein Anfang, um zukünftig sehr lange stationäre Aufenthalte zu vermeiden. Tageskliniken, Ambulanzen, Kriseninterventionsdienste und viel mehr sind Teile der Hilfen, die Erkrankten zustehen. Bei Bedarf können Betroffene über Reha-Beratende des Jobcenters an Beschäftigung oder durch den sozialpsychiatrischen Dienst an eine betreute Wohnform (beides je nach Anforderungen) gelangen.

„Viele Wege führen nach Rom“ heißt es in einem Sprichwort und ich bin viele davon gegangen, um an meine jetzigen Träger zu gelangen.  Über einige davon werde ich die nächsten Wochen berichten und hoffe, somit einigen weiterhelfen zu können.