Autor:in: Volker Althoff

Psychiatriemodell GeNo – Meilenstein für die Psychiatriereform

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„Dieses Modellvorhaben, ist ein Meilenstein für unsere Psychiatriereform in Bremen […]“, sagt Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz. Damit meint sie das Psychiatrie-Modell in der Gesundheit Nord (GeNo), das am 1. Januar dieses Jahres gestartet ist. Darin haben die gesetzlichen Krankenkassen vereinbart, dass der GeNo ein sogenanntes Regionalbudget zur Verfügung steht, für die Vergütung von voll- und teilstationären Krankenhausleistungen, für die Vergütung für die Leistungen in Psychiatrischen Institutsambulanzen und die Home-Treatment-Leistungen im Rahmen von BravO (Bremen ambulant vor Ort). „Dieses Budget entspricht den bisherigen Ausgaben für diesen Gesamtbereich. Es sind also keine Einsparungen damit verbunden, sondern eine Umstrukturierung“, erklärt Birgit Tillmann, Referentin für Politik und Kommunikation beim Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) Bremen. „Mit der Umsetzung eines Regionalbudgets kann die Gesundheit Nord alle Krankenhausleistungen für den Bereich Psychiatrie freier umsetzen und abrechnen, wovon gerade die Patientinnen und Patienten profitieren“, erklärt Stefanie Beckröge, Pressereferentin der GeNo.

In der Vergangenheit wurden, wie bei allen anderen Krankenhausleistungen auch, die Gelder für Bettenbelegung und Verweildauer abgerechnet. Mit dem neuen Modell, das zunächst über einen Zeitraum von 5 Jahren läuft, wird nach behandelten Personen abgerechnet. Das verschafft der Klinik viel mehr Spielraum. „Wir können unseren Patientinnen und Patienten jetzt viel individuellere Angebote machen“, sagt Dr. Martin Zinkler, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Bremen-Ost, der die Klinik gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Martin Bührig leitet. Im Modell können die Patientinnen und Patienten, je nach Bedarf, zwischen den Versorgungsformen Station, Tagesklinik oder dem Home-Treatment- Programm BravO wechseln. „Wenn ein Patient zum Beispiel nur am Wochenende oder nur an zwei Tagen der Woche die Tagesklinik braucht, um sich weiter zu stabilisieren, ist das jetzt genauso möglich, wie ein kurzfristiger Wechsel von der Station ins Home-Treatment oder in die Tagesklinik“, erläutert Bührig. Der Betrag der Kassen bliebe dabei exakt derselbe, aber er sei freier einsetzbar. „In der Psychiatrie ist die Abrechnung nach Betten nicht mehr wirklich sinnvoll, weil wir den Schwerpunkt von der stationären Behandlung hin zu einer ambulanten Behandlung verlagern wollen und auch schon massiv Betten zugunsten des BravO-Programms abgebaut haben“, sagt Zinkler. Für beide Chefärzte ist klar, dass die Umstrukturierung der Psychiatrie in ein personenzentriert-flexibles Hilfesystem ohne ein solches Modellvorhaben sehr schwierig werden würde.

Ziel des „Vertrags  für ein Modellvorhaben zur Versorgung psychisch kranker Menschen nach § 64b SGB V” ist es, die psychiatrische und psychosomatische Versorgung in Bremen umzugestalten und dafür Modelle auszuprobieren, wie das gelingen kann. Viele Patientinnen und Patienten in der Psychiatrie fühlen sich in den eigenen vier Wänden wohler, allerdings mussten sie sich in der Vergangenheit oft in die Klinik begeben, um optimal versorgt zu werden. Das soll nun verbessert werden, indem es ein Gesamtbudget gibt, das die Krankenkassen für die sektorenübergreifende Behandlung zur Verfügung stellen“, erklärt Birgit Tillmann.

An dem Modellvorhaben sind alle gesetzlichen Krankenkassen beteiligt, damit gilt es für alle gesetzlich Krankenversicherten im Stadtbereich Bremen. Private Krankenkassen sind nicht beteiligt. Das Modellvorhaben gilt zunächst für die Erwachsenenpsychiatrie und -psychosomatik, zum 01.01.2026 soll auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie hinzukommen. Es ist zunächst bis Ende 2031 befristet, dann erfolgt eine Auswertung.

„Durch die vereinfachte Abrechnung kann die Gesundheit Nord, bzw. das Klinikum Bremen-Ost und das Klinikum Bremen-Nord als psychiatrische Leistungsträger kurzfristig und flexibel zusammen mit den betroffenen Patientinnen und Patienten entscheiden, welche Form der Behandlung gerade die beste ist“, verspricht Tillmann.

Die Veränderungen in den Versorgungssystemen erfordern gemeinsame Kraftanstrengungen, für die nun ein wichtiger Grundstein gelegt wurde. Den Krankenkassen und Verbänden sei es ein großes Anliegen, die GeNo aktiv in ihrem Streben zur Verbesserung der Versorgungsqualität zu unterstützen und den Transformationsprozess zu ermöglichen. Das gemeinsame Ziel, die Sicherung einer qualitativ hochwertigen psychiatrischen Versorgung, sei erreichbar, so Tillmann.

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