Autor:in: Veronika Gaspert

You want a piece of her?

Seit Jahren wird immer wieder, mal mehr, mal weniger, über Britney Spears geschrieben. Viele Medien erwähnen ständig, dass es sich um Gerüchte handelt. Erzählen uns dann aber auch welche.

Klar ist wohl, dass ihr Vater ihr Vormund ist, wobei er das anscheinend nicht mehr alleine macht. Sie kann nach allem möglichen fragen –  die Entscheidung, ob ihr Wunsch erfüllt wird, liegt aber in vielen Dingen nicht bei ihr.

Vor einigen Jahren begannen ihre Fans, sich Sorgen zu machen, aufgrund der Annahme, dass sie gegen ihren Willen in der Psychiatrie ist. Unter ihren Beiträgen auf Instagram werden Sätze kommentiert, wie zum Beispiel „Trage etwas Gelbes, wenn du in Gefahr bist.“ In der Zeit entstand die Bewegung #FreeBritney, welche unter anderem von Promis und Organisationen unterstützt wurde. Zwei Monate später schrieb sie lediglich, dass es ihr wieder gut ginge.

Trägt sie dann etwas Gelbes, ist es ein eindeutiges Signal.

Eine Meinung, die ich nicht vertreten möchte. Ich sehe auf ihrem Profil viele Bilder, wo sie ein gelbes Oberteil oder gelbe Kleider trägt. Man könnte meinen, dass die Farbe Teil ihres Kleiderschrankinventars ist, aber ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ich werde ein bisschen sauer, wenn ich die Kommentare unter ihren Beiträgen sehe. Es handelt sich hier um eine psychisch erkrankte Frau, was natürlich Grund genug ist, sich Sorgen zu machen, gerade als Person des öffentlichen Lebens mit Bestimmungen durch ihren Vater. Aber keinem ist damit geholfen, Vermutungen und Behauptungen aufzustellen. Wenn ich hier Beispiele nennen würde, würde der Artikel wahrscheinlich eine dicke Triggerwarnung benötigen. Es würde mich nicht wundern, wenn es irgendwann zu ähnlichen Interpretationen kommt, wenn sie mal eine neue Frisur trägt, oder Kontaktlinsen. Ob sie wirklich Kontaktlinsen trägt, weiß ich nicht. War nur ein Gedanke. Zack, Gerücht.  Hoffentlich war das nicht bereits der Fall. Bilder, auf denen man nichts von jeglichen Einwirkungen erkennt, und sehen sie noch so natürlich aus, sind natürlich bearbeitet worden. Hauptsächlich wird über Gewalteinwirkungen durch andere spekuliert.

Ich sage nicht, dass das alles nicht möglich ist. Traurig ist: Es ist möglich und es gibt Hinweise darauf. Mein Problem mit der Sache ist, dass wir absolut keine Beweise für irgendwas davon haben. Spears selbst twitterte im Februar: „Denkt dran: Egal, was wir glauben, über das Leben einer Person zu wissen, es ist nichts im Vergleich zu der Person, die wirklich hinter der Kamera lebt.“ Sonst sagt sie wenig dazu.

Ob es Gewalt durch sie selbst oder andere ist, oder ob sie beim Tanzen Wände begrüßt. Oder sonst irgendwas anderes. Wir haben im Grunde genommen nur zwei aktuelle (!) Informationen, bei denen wir uns sicher sein können. Sie ist erkrankt und hat einen Vormund. Selbst, wenn sich (Team-)Angehörige zu Wort melden, berichtet eine Zeitung etwas anderes als andere über die betreffenden Aussagen. 2 Tage später ändert sich alles wieder. Wem das auf welche Weise helfen sollte oder könnte? Ich weiß es nicht. Und es ist auch kein Argument, dass sie sich das Leben in der Öffentlichkeit ausgesucht hat. Oder im Gegenteil, dass sie froh sein kann, dass sie so viel Aufmerksamkeit dafür bekommt, denn es gibt Menschen, die sowas still und heimlich durchmachen müssen. Ist mehr oder minder so, ja. Sind aber keine Argumente. Die Menge macht das Gift – viele Jahre ihrer Karriere gab es nur vereinzelte kritische Stimmen, dass mehr auf ihre Gesundheit geachtet werden sollte. Jetzt, wo Probleme bekannt sind, bekomme ich zumindest das Gefühl, dass sie auf ihre Erkrankungen reduziert wird. Im Internet eine besonders leichte Sache. Aber auch Britney Spears ist mehr als das und sollte auch so von allen behandelt werden.

Im Februar erschien eine Doku über Britney Spears, diese heißt „Framing Britney“. Ihre Schwester, Jamie Lynn Spears, welche ebenfalls früh bekannt wurde, hat mehrere Tage nach Veröffentlichung eine Story auf Instagram veröffentlicht, in der sie sagt, was ich im Grunde genommen vermitteln möchte:

„Liebe Medien,

versucht die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Schaut, wohin uns das gebracht hat. Macht es besser.

Jeden, den man trifft, kämpft einen Kampf, von dem man nichts weiß. Seid freundlich, immer.“

 

Was auch immer Britney durchmacht – ich hoffe, sie findet Wege, um zu genesen und weiter zu machen.  I don’t want a piece of her.