Guten Tag Herr Möhle, was genau machen Sie und seit wann?
Ich koordiniere mit Herrn von Schwarzkopf den Bereich Arbeit und Beschäftigung.
Das mache ich jetzt seit 7 Jahren hauptberuflich.Ich bin jetzt seit 20 Jahren bei dem ASB angestellt. Dort habe ich meine ersten 7½ Jahre im Haus Hastedt gearbeitet und bin dann ins Betreute Wohnen gewechselt. Mit dem Wechsel begann die Mitwirkung an den Arbeits- und Beschäftigungsprojekten.
Wie ist das mit den ASB Cafeten entstanden?
Vor ca. 15 Jahren stellten wir fest, dass die Menschen von uns zu Hause zwar gut betreut werden, aber nicht so viel um die Ohren haben, den Tag sinnvoll zu gestalten. Da haben zwei Mitarbeiter angefangen Arbeitsprojekte aufzubauen. Es begann mit Gartenarbeit und Haustechnik, danach folgten erste Arbeitsplätze im Büroservice. In der Tagesstätte der Villa Wisch waren ja schon vorher Arbeitsplätze in der Hauswirtschaft eingerichtet. Als uns mitgeteilt wurde, dass der Elternverein der Gesamtschule Mitte in der Hemelinger Straße es nicht mehr schafft, den Kiosk zu organisieren, hatte Herr von Schwarzkopf vorgeschlagen, Menschen aus der Betreuung einzusetzen. Es wäre ganz gut, wenn die zwei bis drei Stunden am Tag etwas zu tun hätten. Die haben dann dort angefangen, Kaffee zu kochen und Brötchen zu schmieren und so den Kiosk zu betreiben.
Das war dann die Keimzelle für den Bereich Schulcafeten.
Nach ca. einem Jahr bat uns die Schulleitung der GSM den Mensa-Service mit einem Mittagstisch an 3 Tagen in der Woche zu übernehmen.
Im Rahmen des PISA geförderten Ausbaus von Ganztagsschulen – damals gab es noch nicht so viele davon – kam die Bildungsbehörde Jahr für Jahr auf uns zu, ob wir nicht Kioske und Mittagessen bereit stellen könnten. Scheinbar hat die Bildungsbehörde gemerkt, dass wir das ganz gut machen und uns gefragt, ob wir das nicht auch an anderen Ganztagsschulen machen können. Und so sind wir jetzt bei 14 Schulen.
Was noch dazu kam, ist das SGB-II-Gesetz, welches durch die Reform der Sozialgesetzbücher entstand. Damit ist beim Jobcenter ein Bedarf nach Arbeitsplätzen für Menschen mit Leistungs- Einschränkungen entstanden.
Dadurch wurden die sogenannten Integrations-Jobs eingerichtet.
Das hat uns nochmal andere Möglichkeiten gegeben, mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Dieses machten wir hauptsächlich für psychisch erkrankte Menschen, aber auch für die, die nicht vordergründig psychisch krank sind. Hier handelt es sich meistens um Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt längere Zeit keinen Fuß fassen konnten oder sich vielleicht noch nicht in Behandlung begeben hatten mit ihren psycho-sozialen Problematiken.
Die Gastronomie ist dabei ein guter Einsatzbereich, weil man die Arbeiten gut differenzieren und staffeln kann. Wenn ich mir eine Küche anschaue, brauche ich natürlich jemanden, der kochen kann, jemanden, der die Möhren schneidet und einen, der abwäscht. Wenn jemand nicht kochen kann oder will und zufrieden ist, sich nur um den Abwasch zu kümmern, kann man das gut aufteilen.
Das heißt, man kann das sehr gut anpassen, an das, was die Menschen mitbringen.
Und was hat das jetzt mit Cafeten zu tun? Das ist doch eher eine Mensa, oder?
Genau. Cafete ist ein alter Begriff aus den Anfängen, also vor weit über 10 Jahren.
Was der Elternverein dort organisiert hat mit Hilfe der Schüler, hieß Cafete.
Da haben wir dann angefangen mit Kaffee kochen und Brötchen schmieren, dieser Begriff hat sich bis heute irgendwie gehalten und hält sich bei Lehrern und bei uns hartnäckig. Sicherlich nicht mehr zeitgemäß.
Wie finanziert sich das Angebot ?
Das Essen finanziert sich aus dem, was die Eltern für das Schulessen zahlen. Für einkommensschwache Familien übernimmt die Bildungsbehörde die Kosten bzw. einen Großteil der Kosten. Die psychosoziale Begleitung von Menschen an diesen Arbeitsplätzen, die vielleicht benötigt wird,
geht über uns, dem ASB Gesellschaft für seelische Gesundheit, den Jobcentern, Krankenkassen und Rentenversicherungen.
Ist denn die staatliche Finanzierung sicher und wie werden die Mitarbeiter bezahlt ?
Also, die Bezahlung der Beschäftigungsplätze über das Jobcenter und über das Amt für Soziale Dienste ist keine Regelfinanzierung. Hier sind wir dauernd dabei, für unsere Mitarbeiter Verträge mit den Ämtern auszuhandeln. Da laufen auch ganze Maßnahmenpakete aus und müssen dann wieder neu beantragt werden. Die Fest-Angestellten werden nach Tarif des Öffentlichen Dienstes bezahlt. Die Maßnahmen-Teilnehmer bekommen eine Aufwandsentschädigung, die das Jobcenter
zahlt (ca. 1 € – 1,20€ pro Stunde).
Wie viele Mitarbeiter sind in diesem Bereich tätig?
Das ist eine ganz bunte Landschaft von Menschen, die hier tätig sind.
Da sind Menschen, die von uns fest angestellt sind, mit und ohne Förderung vom Jobcenter. Dazu viele Menschen, die Mini-Jobs haben – durch die verdichtete Arbeitszeit mit zwei, drei Stunden am Mittag.
Dann gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die durch unterschiedliche Maßnahmen finanziert sind : dem Jobcenter, Amt für soziale Dienste, als Belastungs- Erprobung in Co-Operation mit dem Klinikum Bremen-Ost-Arbeitstherapie, Menschen, die Sozial-Stunden ableisten müssen, weil sie straffällig geworden sind, Menschen, die sich ausprobieren wollen in Co-Operation mit der Werkstatt Bremen u.s.w. Wir haben teilweise Teams von 7,8 und bis zu 10 Leuten. Insgesamt arbeiten ca. 45 Menschen in den Cafeten.
Wie wirkt sich die Kombination aus Festangestellten, Mini-Jobbern und den noch geringer bezahlten Ein-Eurojobbern in der Zusammenarbeit aus?
Da gibt es Menschen, die sehr gut miteinander arbeiten können und Menschen, denen es schwerer fällt. Wo zwei Menschen zusammenkommen, besteht immer die Möglichkeit, dass sie sich nicht mögen und dass sie nicht richtig zusammenarbeiten können. Da wir mehrere Cafeten haben, ist es häufig möglich, dass wir – und das ist eben eine wichtige psychosoziale Arbeit – die Menschen woanders einsetzen können.
Häufig passt es dann.
Wir kennen alle Teams und alle AnleiterInnen und können meistens ziemlich genau sagen, wer mit wem und wo arbeiten kann, je nach dem Paket an Problemlagen.
Wir versuchen die passenden Fähigkeiten und Kompetenzen zu kombinieren. Ganz selten, dass jemand mittelfristig nicht an einem Ort bleiben mag.
Ist denn geplant, die Qualität auszubauen?
Wir kochen mittlerweile an vier Schulen selber, da haben wir die Qualität im wahrsten Sinne in der Hand. Zu den anderen Schulen liefern wir Essen, welches wir extern einkaufen und das von unserem Fahrdienst zu den Schulen gebracht wird.
Das ist schon was anderes, als wenn wir vor Ort produzieren.
Wir wollen mehr an den Schulen selber kochen, da auch mehr Küchen in den Ganztagsschulen gebaut werden. Das wäre natürlich eine Qualitätssteigerung.
Da wollen wir hin.
Wo liegen die Schwerpunkte bei den Angeboten ? Ist die Essensqualität der gewichtige Fokus oder liegt sie eher bei der Beschäftigung zur Integration von Menschen ?
Unsere Aufgabe ist es, Integrations-Chancen für Menschen zu bieten, die Unterstützung brauchen. Das ist die Hauptaufgabe. Da ist der Fokus. Aber natürlich haben wir die Verpflichtung, qualitativ gutes Essen zu liefern, die Schulen und Eltern bezahlen ja auch dafür. Deswegen muß es ja ein gutes Mittagessen sein.
Aber in der Reihenfolge :
Arbeitsmöglichkeiten für Menschen zu schaffen und trotzdem eine verlässliche und gute Qualität für die Kunden zu erreichen.
Vielen Dank, für das Interview!