Autor:in: Monika Rosada, Okay Evin

Depressionen mit Heilpflanzen lindern – eine kritische Betrachtung

Wird die Diagnose „Depression“ gestellt, greifen die behandelnden Ärzte natürlich nicht zu Heilpflanzen, sondern meist ziemlich schnell zum Rezeptblock und verschreiben Antidepressiva.

Forscher haben alle verfügbaren Studien (mehr als 500) zu insgesamt 21 Antidepressiva, in denen die Pillen entweder gegen Placebos oder einen anderen Wirkstoff getestet wurden, ausgewertet. Die Zeitspanne der Einnahmezeit, die beleuchtet worden ist, betrug acht Wochen. Ergebnis: Es wurde nicht nach Geschlecht und Altersgruppen unterschieden (für Kinder und Jugendliche gibt es keine ausführlichen Studien), ebenso nicht, wie Antidepressiva bei bestimmten Krankheitsbildern mit einhergehenden Depressionen helfen. Die Studie sagt auch nichts über den kombinierten Nutzen von Psychotherapie und Medikamenten oder zu anderen Therapiemöglichkeiten aus. Es wurde auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt (nach einem halben oder einem Jahr) nachgeprüft, wie es den Studienteilnehmern langfristig ergangen ist.

Diese aktuelle Arbeit wurde nicht von Pharmafirmen finanziert. Aber knapp 80 Prozent der ausgewerteten Studien wurden im Auftrag von Medikamentenherstellern durchgeführt.

Der Hauptautor dieser Studie ist der Psychiater Andrea Cipriani von der University of Oxford, der diese am 22. Februar 2018 unter anderem bei spiegel online hat veröffentlichen lassen. Er sagt dazu: „Antidepressiva sind wirksame Medikamente, aber leider spricht etwa ein Drittel der Patienten mit Depressionen nicht auf das Mittel an.“ Weiter erklärt er, da der Effekt insgesamt sehr klein und mäßig sei, sei klar, dass man die Therapiemöglichkeiten verbessern müsse. Trotz aller Einschränkungen rät der Studienautor: Ergebnisse seiner Untersuchung hätten letztendlich gezeigt, dass die analytischen Studien erhebliche Mängel aufwiesen. Dies würde bedeuten, dass nicht genau gesagt werden könne, ob die Mittel wirksam seien oder nicht und welche Nebenwirkungen tatsächlich auftreten würden – hierzu bedürfe es weiterer Studien.

Laut dem Gesundheitsreport aus dem Jahre 2013 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nehmen in den Industriestaaten immer mehr Menschen Antidepressiva. So stieg der Gebrauch z.B. in Deutschland zwischen 2007 und 2011 um ganze 46 Prozent.

Andererseits gibt es z.B. eine Studie (veröffentlicht am 26.02.2008) von Professor Irving Kirsch, der sich seit Jahrzehnten mit der Placebo-Forschung beschäftigt und Direktor des Havard Instituts für Placebostudien ist. Diese Studie besagt, dass in 90 Prozent der Fälle Antidepressiva keine Wirkung entfalten, die besser war als die Wirkung von Placebo. Der Professor hat allerdings ausschließlich Studien analysiert, die von Pharmaherstellern selbst in Auftrag gegeben wurden. Seine Berechnung anhand der gesammelten Daten, die bei der amerikanischen Zulassungsbehörde (FDA) eingegangen sind, hat ergeben: Die durch Antidepressiva erreichten Besserungen von depressiven Patienten beruhen auf dem Placebo-Effekt.

Nochmal zur Verdeutlichung: Kirsch sagt nicht, Antidepressiva seien wirkungslos. Sie wirken durchaus, nur eben nicht besser als Scheinmedikamente und aus anderen Gründen, als Psychiater und Depressive glauben. Weiter würde er erst dann Antidepressiva einsetzen, wenn andere Methoden versagen würden (z.B. durch körperliche Aktivität durch Sport/Bewegung und eine gesunde, bewusste Ernährung). Nach seiner Studie gibt es keinen klinischen Nutzen bei leichter bis mittelschwerer Depression. Selbst bei schweren Depressionen sieht er, dass nicht alle Patienten davon profitieren würden.

Wir möchten als Alternative zu Antidepressiva einige Heilpflanzen vorstellen.

 

Kamille: Bekannt ist, dass Kamille hervorragend bei Verdauungsstörungen und Entzündungen im Körper hilft. Weniger bekannt ist, dass Kamille sich auch gut bei Nervosität, Reizbarkeit und Einschlafstörungen positiv zeigt. Kamille aktiviert sozusagen die seelischen Selbstheilungskräfte. Wenn Sie sich also geärgert haben, gestresst sind oder unter Kummer leiden, dann könnte ein Kamillentee entspannend wirken. Empfohlen wird, die Echte Kamille aus getrockneten Kamillenblüten aus der Apotheke zu besorgen.

Nebenwirkungen: In einigen Pflanzentees, so auch in Kamillentee, sind geringe Konzentrationen von Pyrrolizidinaloide (kurz PA) enthalten. Diese Alkaloide sind hochdosiert erbgutschädigend, Krebs auslösend und lebertoxisch, daher wird empfohlen Kamillentee nicht längerfristig im Übermaß zu trinken. Bei bekannter Allergie gegen Kamille oder andere Kobblütler (z.B. Beifuß, Arnika, Ringelblume) soll Kamille nicht verwendet werden. Den Teeaufguss nicht in Kontakt mit den Augen bringen, da es zu Augenreizungen und -entzündungen kommen kann. Es gibt Hinweise auf mögliche Wechselwirkung zwischen Kamille und Warfarin (Gerinnungshemmer) bzw. Ciclosporin (nach Organtransplantationen und bei Autoimmunerkrankungen). Bei längerfristiger äußerlichen Anwendung kann die Haut austrocknen.

 

Johanniskraut: Mittlerweile ist Johanniskraut eine wissenschaftlich anerkannte Alternative zu chemischen Antidepressiva. Seine Wirksamkeit bei leichten bis mittelschweren Depressionen ist erwiesen. Es kann allerdings bis zu 14 Tage dauern, bis die Wirkung einsetzt.

Nebenwirkungen: ohne Einwirkung anderer Arzneien kann es zu Magenproblemen, Herzklopfen, Unruhe, Kopfschmerzen, Schwitzen und Gewichtszunahme kommen. Bei längerer Einnahme kann sich Müdigkeit einstellen. Die Erhöhung der Lichtempfindlichkeit der Haut und Augen ist insbesondere bei sehr hellhäutigen Menschen zu beachten (es kann schneller zu einem Sonnenbrand kommen und auch eine Bindehautentzündung ist möglich), es wird angeraten auf einen verstärkten Schutz der Haut und Augen (eine gute Sonnenbrille) zu achten, insbesondere in den Sommermonaten.

Von der gleichzeitigen Einnahme folgender Arzneimittel mit Johanniskraut wird abgeraten, weil es entweder die Wirkung aufheben, verstärken oder so sehr verringern kann, dass es zum Teil lebensbedrohliche Folgen haben kann: Wie bei Antibiotika macht Johanniskraut die Antibabypille unwirksam. Wer bestimmte Asthma-Präparate mit dem Wirkstoff Theophyllin nehmen muss. Nicht in Verbindung mit Blutverdünnern. Bei gleichzeitiger Einnahme von Herz-, AIDS- oder Krebs-Medikamenten verlieren diese ihre Wirksamkeit. Auf keinen Fall nach einer Organtransplantation. Bei gleichzeitiger Einnahme von Antidepressiva des SRI- bzw. SSRI-Typs erhöht sich die Serotoninkonzentration so sehr, dass es zu einem lebensbedrohlichen Serotoninsyndrom führen kann. Auch können Simvastatin (Mittel zur Senkung der Blutfettwerte), Aspirin oder ASS (Mittel gegen Kopfschmerzen) oder Omeprazol (Magenschutzmittel) in Verbindung mit Johanniskraut völlig wirkungslos bleiben.

 

Rhodiola: Der Rosenwurz oder auch Rhodiolarosea genannt, liebt extreme Standorte und ist in den Gebirgsregionen Eurasiens sowie Nordamerikas und sogar in arktischen Gefilden beheimatet. Und so wie die Heilpflanze selbst gegen lebensfeindliche Bedingungen aufbegehrt, so helfe sie auch depressiven Menschen dabei, sich nicht unterkriegen zu lassen. Rosenwurz soll unter anderem geeignet sein, leichte bis mittelschwere Depressionen zu behandeln. Als Arzneimittel ist es seit September 2016 zugelassen.

Mögliche Nebenwirkungen sind: Übelkeit, Nervosität, Schlaflosigkeit, intensive Träume, Kopfschmerzen und erhöhte Reizbarkeit.

Wie beim Johanniskraut ist Rosenwurz nicht kombinierbar mit Antidepressiva des Typs SRI bzw. SSRI, weil es ebenfalls zu einem lebensbedrohlichen Serotoninsyndrom führen kann. Da noch nicht ausreichend erforscht worden ist, wie Rhodiola in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern wirkt, ist davon abzuraten. Nicht einnehmen sollten Patienten Rosenwurz, wenn sie unter eingeschränkter Leberfunktion oder Nierenschäden leiden. Ferner soll vor, zu und nach der Einnahme auf Zucker, Kaffee und auf andere koffeinhaltige Getränke verzichtet werden, da es Hyperaktivität und Angstgefühle auslösen kann.

 

Safran: In der Volksmedizin wird Safran nun schon lange zur Beruhigung der Nerven eingesetzt. Inzwischen haben aber auch wissenschaftliche Studien gezeigt, dass das teuerste Gewürz der Welt tatsächlich gegen Depressionen wirkt. Zu den Inhaltsstoffen zählt der Hauptwirkstoff Crocin, der für die Wiederaufnahmehemmung von Serotonin und anderen stimmungsaufhellenden Botenstoffen wie Norepinephrin und Dopamin zuständig ist. In der persischen traditionellen Medizin wird Safran schon seit Ewigkeiten eingesetzt. Es soll ebenfalls bei leichten bis mittelschweren Depressionen gut geeignet sein.

Nebenwirkungen: Die ätherischen Öle in den Stempelfäden und der Bitterstoff Picrocrocin können bei größeren Verzehrmengen Vergiftungen auslösen. Bei ‘normaler’ Verwendung des Gewürzes, das heißt bis 1,5 Gramm, sind keine Risiken bekannt. Bei mehr als 5 Gramm Safran auf einmal können Koliken, Nasenbluten, Schwindel, Brechdurchfall oder allgemeine Übelkeit auftreten. Es kann passieren, dass die betreffenden Personen Krampfanfälle bekommen und zusammenbrechen. Bei dieser Dosis kann es auch zu einem Schwangerschaftsabbruch kommen. Ab einer Dosis von 10 Gramm kann die Einnahme von Safran für Menschen tödlich sein. Menschen, die Blut verdünnende Medikamente einnehmen, sollten ebenfalls auf Safran verzichten. Ebenso kann Safran die Wirkung und Effektivität der Gabe von Amitriptylin (Antidepressiva) verstärken.

 

Cannabis und Cannabinoide als Arzneimittel: Cannabis und Cannabinoide als Arzneimittel, bezeichnet den therapeutischen Einsatz der Hanfpflanze (Cannabis, insbesondere Medizinalhanf) und ihrer Wirkstoffe, der Cannabinoide. Von diesen stehen Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) im Forschungs- und Behandlungsmittelpunkt. Cannabis ist der lateinische Name der Pflanzengattung Hanf. Umgangssprachlich wird er aber auch für einzelne Produkte (wie Marihuana und Haschisch) verwendet. Gut dokumentiert und nachgewiesen ist die Wirksamkeit von Cannabis in der Schmerztherapie, bei multipler Sklerose, Übelkeit und Erbrechen. Darüber hinaus weisen zahlreiche Studien an Tierversuchen auf ein mögliches Arzneimittelpotential von medizinischem Cannabis hin, z.B. bei : Schlafstörungen und Epilepsie, psychischen Erkrankungen (z. B. Angststörungen, ADHS, bipolarer Störung oder Depression), entzündlichen Schmerzsyndromen (z. B. Colitis ulcerosa und Arthritis), sowie  (z. B. Morbus Crohn). Die medizinische Anwendung von Cannabis und Cannabinoiden wird derzeit weiter erforscht. Cannabis ist verschreibungspflichtig und muss mit Ihrem Arzt oder Therapeuten besprochen werden. (Quelle: www.wikipedia.de)

Nebenwirkungen: Kann Unruhe, Halluzinationen, Krämpfe, Zittern, Übelkeit, Blutdruckanstieg, Durchfall, Angst, Panikgefühle, Erinnerungslücken entstehen lassen. Ein Kreislaufkollaps ist möglich, ebenso wie mögliche Gehirnveränderungen bei jungen Menschen. Neben dem Risiko einer Psychose kann der Konsum von Cannabis über eine längere Zeit eine chronische Bronchitis fördern. Eine psychische Abhängigkeit ist ebenfalls möglich.

Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit was die Nebenwirkungen der hier vorgestellten Heilpflanzen betrifft.

Holen Sie medizinischen Rat ein, denn die beste Medizin kann nicht wirken, wenn sie falsch eingesetzt wird.

Die Maßnahmen, die ergriffen werden könnten, um aus einer Depression zu kommen oder besser noch, gar nicht erst hinein zu kommen, sind vielfältig. Zunächst sei gesagt, dass körperliche Bewegung in jeglicher Form – am besten in freier Natur – an erster Stelle stehen sollte. Eine gesunde und bewusste Ernährung; gute Gespräche mit Freunden; eine Selbsthilfegruppe aufsuchen; versuchen, möglichst frühzeitig die Ursache herauszufinden evtl. mithilfe eines Psychotherapeuten; Aromatherapie; Entspannungsübungen; Meditation; Akupunktur; Naturheilkunde und vieles mehr.

Bitte, bedenken Sie, dass es auch dazu gehört, seine Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren, dass es gerade so ist. Sie haben keine Schuld daran, dass es Ihnen so geht.

Ich kann nach dieser Recherche nur sagen, vertrauen Sie nicht darauf, was Sie irgendwo hören oder lesen, es gibt immer eine Gegenmeinung dazu. Am Schlimmsten empfinde ich die Vielfalt im Internet; man möchte gern glauben, was dort steht. Doch wenn ich in der Krise bin, können diese Seiten schlechte Ratgeber sein. Suchen Sie sich im Vorfeld eine vertraute Person oder eine Stelle, an die Sie sich vertrauensvoll wenden können und wo Sie sich sicher fühlen. Alles andere verwirrt und verunsichert noch viel mehr!

 

Weitere Quellen:

www.heilkräuter.de
www.kraeuter-verzeichnis.de
www.gesundheit.de
www.phytodoc.de
www.apotheken-umschau.de
www.deutsche-apotheker-zeitung.de www.spiegel.de