Seit dem 1. September bietet die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikums Bremen Ost die Versorgungsleistung BravO (Bremen ambulant vor Ort) (www.zwielicht-bremen.de) für die Region des Bremer Osten an. Das Modell stößt bei Wolfgang Rust, Geschäftsführer des ASB für den Bereich seelische Gesundheit, auf skeptische Töne. Rust befürwortet zwar, dass es gelungen ist, Klinikbetten abzubauen und die Menschen ambulant zu versorgen. Dennoch hält er die Organisationsform BravO „für nicht besonders geschickt“. „Ich hätte es für besser gehalten, wenn man mit den Trägern, die schon lange ambulant tätig sind, gemeinsame Projekte umgesetzt hätte. Man hätte trägerübergreifende Teams bilden können, weil sich dann die Möglichkeiten im ambulanten Bereich verbessern würden.“ Im Moment sieht er, dass zwar durch BravO insgesamt mehr Mitarbeiter im ambulanten System gekommen sind, aber er beobachtet auch, dass es mehr unterschiedliche Insitutionen gibt. „Bisher gab es Klinikbetten, die Institutsambulanz, den sozialpsychiatrischen Dienst, Angebote von GAPSY und ASB. Und jetzt gibt es auch noch zusätzlich BravO, das heisst, eine weitere Institution ist hinzugekommen. Und wir versuchen seit Jahren dahin zu wirken, dass man genau das beendet.“ Im Moment sieht es so aus, dass jemand, der sich in einer schwierigen Situation befindet, nicht weiß, ob er die Institutsambulanz oder BravO anrufen soll. „Diese Frage muss geklärt werden“, fordert Rust. Er sieht „Doppelstrukturen“ in den verschiedenen Institutionen. „Die alle haben ihre eigene Welt; ein BravO-Team, ein GAPSY-Team, beim ASB gibt es mehrere Teams, die Institutsambulanz, der sozialpsychiatrische Dienst. Sie müssen irgendwie alle ihre Arbeit organisieren. Jeder bietet eigene Leistungen an und hat eigene Telefonnummern.“ Es dürfe nicht vergessen werden, dass es um schwer kranke Menschen ginge, die Hilfe benötigten. „Man braucht eigentlich in Bremen eine Telefonnummer, die man in solchen Situationen anrufen kann und wo man dann auf kompetente Hilfe trifft.“ Das BravO-Konzept sei vom Grundsatz her willkommen, sagt Rust. Denn er sieht eine große Anzahl von Menschen, die jetzt statt stationär ambulant arbeiten. Doch die Einbindung sei ihm nicht klar. Zudem sehe er keine Abgrenzung zu anderen Leistungen wie APP oder Soziotherapie. Worauf Rust hinweist, ist der Zeitdruck, der bestand. Man habe mit den Krankenkassen soweit verhandelt und die Auflage gehabt, dass BravO-Konzept bis September an den Start zu bekommen. „Ich glaube, trotz des Zeitdrucks hätte man ein besseres Konzept schreiben können. Ich glaube, es wurde übers Knie gebrochen. Wir müssen jetzt abwarten, wie sich das BravO-Konzept in der Praxis bewährt. Zudem muss man kritisch beobachten, was jetzt BravO tatsächlich für einzelne Patienten und Klienten bewirkt und wie man ihnen helfen kann.“ Rust’s Lieblingsmodell wäre es gewesen, zwei Schwerpunktteams für den Bremer Osten zu bilden. „Eines, das im Gesellschaftshaus angesiedelt werden sollte, das schwerpunktmäßig für die Stadtteile Osterholz und Umgebung zuständig wäre. Und ein zweites Schwerpunktteam, das im alten Hemelinger Rathaus angesiedelt wäre, das für den Bereich Hemelingen und Hastedt zuständig wäre. Das wäre eine sinnvolle Aufteilung, weil der Stadtbezirk Bremer Osten für 110.000 Einwohner für ein Mitarbeiterteam zu groß ist.“